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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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DEr Baum hat, wie man sagt, zwar einen Streich empfunden;
Es gehet ihm die Zier des grösten Sprossens ab:
Hingegen haben sich statt dessen zwey verbunden;
Wovon Lothringen den, und jenen Habsburg gab.
So bringt ja der Verlust den Früchten kein Verderben:
Hier starb das Haupt, doch lebt die Folge seiner Erben.
GOtt theilt die Kronen aus: Er wiedmet sie den Häusern,
Die Großmuth, Frömmigkeit und wahre Weißheit schmückt.
Drum prangen diese zwey mit Königen und Kaysern:
Drum blieb Theresia beschützt, und unverrückt.
Wo Tugend, GOtt und Recht um Kron und Zepter fechten,
Kan man den Sieges-Krantz leicht um die Scheitel flechten.
SO wird der späten Welt erstaunter Nachklang sprechen:
So wird die Sach erzehlt, geglaubt, gepriesen seyn.
Was kan mir also mehr den Vorsatz unterbrechen?
Es stimmt mit mir, was ist, was war, was seyn wird, ein.
Auf auf dann Geist und Hertz! entflammet Muth und Sinnen!
Entreisset euch der Furcht! verfolget das Beginnen!
Ja
B 2
DEr Baum hat, wie man ſagt, zwar einen Streich empfunden;
Es gehet ihm die Zier des groͤſten Sproſſens ab:
Hingegen haben ſich ſtatt deſſen zwey verbunden;
Wovon Lothringen den, und jenen Habsburg gab.
So bringt ja der Verluſt den Fruͤchten kein Verderben:
Hier ſtarb das Haupt, doch lebt die Folge ſeiner Erben.
GOtt theilt die Kronen aus: Er wiedmet ſie den Haͤuſern,
Die Großmuth, Froͤmmigkeit und wahre Weißheit ſchmuͤckt.
Drum prangen dieſe zwey mit Koͤnigen und Kayſern:
Drum blieb Thereſia beſchuͤtzt, und unverruͤckt.
Wo Tugend, GOtt und Recht um Kron und Zepter fechten,
Kan man den Sieges-Krantz leicht um die Scheitel flechten.
SO wird der ſpaͤten Welt erſtaunter Nachklang ſprechen:
So wird die Sach erzehlt, geglaubt, geprieſen ſeyn.
Was kan mir alſo mehr den Vorſatz unterbrechen?
Es ſtimmt mit mir, was iſt, was war, was ſeyn wird, ein.
Auf auf dann Geiſt und Hertz! entflammet Muth und Sinnen!
Entreiſſet euch der Furcht! verfolget das Beginnen!
Ja
B 2
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[0018] DEr Baum hat, wie man ſagt, zwar einen Streich empfunden; Es gehet ihm die Zier des groͤſten Sproſſens ab: Hingegen haben ſich ſtatt deſſen zwey verbunden; Wovon Lothringen den, und jenen Habsburg gab. So bringt ja der Verluſt den Fruͤchten kein Verderben: Hier ſtarb das Haupt, doch lebt die Folge ſeiner Erben. GOtt theilt die Kronen aus: Er wiedmet ſie den Haͤuſern, Die Großmuth, Froͤmmigkeit und wahre Weißheit ſchmuͤckt. Drum prangen dieſe zwey mit Koͤnigen und Kayſern: Drum blieb Thereſia beſchuͤtzt, und unverruͤckt. Wo Tugend, GOtt und Recht um Kron und Zepter fechten, Kan man den Sieges-Krantz leicht um die Scheitel flechten. SO wird der ſpaͤten Welt erſtaunter Nachklang ſprechen: So wird die Sach erzehlt, geglaubt, geprieſen ſeyn. Was kan mir alſo mehr den Vorſatz unterbrechen? Es ſtimmt mit mir, was iſt, was war, was ſeyn wird, ein. Auf auf dann Geiſt und Hertz! entflammet Muth und Sinnen! Entreiſſet euch der Furcht! verfolget das Beginnen! Ja B 2

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/18>, abgerufen am 24.04.2024.