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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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in welchem ein Jgelfeder eingeschlossen scheinet. Velsch. Heca-
tost. I. pag. 55. Cristallo di peli e macchie nere ripieno.
Ein mit schwar-
zen Haaren/ und Flecken/ angefüllter Crystall.
Septal. Mus.
pag. 46. Cristallo, in cui si veggono peli neri e grossi, come di coda di ca-
vallo.
Ein Crystall/ in welchem zu sehen schwarze Züge/ gleich
dem Roßhaar.
Id. I. c. Cristallo carico di peli neri, in cui si dilungano
certi canaletti, come di vetro, o smalto nero. Id. p. 48. Crystallus echino-
phora. A culeos istos in medio Lapide a communi centro undiquaque spar-
sos Echinum dicimus. Luid Lithoph. Britt. n. 15. Crystallus, in quo Antimo-
nium Crystallisatum.
Ein mit Crystallisirtem Spießglaß beschwän-
gerter Crystall.
Hotting. Diss. de Cristall. pag. 8. Es stellet dise Natur
hier in Fig. VI. vor ein seltsame Begegniß. Dann lieber/ wie komt ein Jgelfede-
ren/ oder schwarzes Haar/ oder schwarz geschmelzte Glaßstengel in mitten
eines harten Crystallen? Wirket irgendwo die Natur Wunder/ so ist es
hier. Aber auch/ wann irgendwo die Augen unser Gemüht betriegen/ so ge-
schihet es hier/ und bey nächstfolgenden Crystallen/ da einer schweeren solte/
er sehe Haar/ Graß/ und dergleichen/ da aber in der Taht nichts von solchen
Dingen verhanden. Jn dem Agdstein zeigen sich Fliegen/ Ameissen/ Spin-
nen/ die Augen hinderbringen dise Seltenheit dem Gemüht/ dise nimmet es
vor bekant an/ urtheilet/ daß wirklich in so hartem Gummistein solche Thier-
lein enthalten/ und ist nur bekümmeret um das/ wie solche frömde Gäste in
den Bornstein gekommen. Da aber betriegen sich nicht die Augen/ und auch
nicht die gedenkende Seel/ weil endlich nach langem Nachsinnen/ und dispu-
tieren die Streitfrag dahin erörteret wird/ daß wirklich das Ungeziefer sich
in die Materi des Agdsteins/ da sie noch weich/ einwikle/ und aber in disem
ihrem kostlichen Grab verbalsamiert beständig bleibe. Es ist auch sothane
Begebenheit nicht ohnschwer zu fassen/ nach dem man durch fleissige/ an der
Ost-See gemachte/ undersuchungen in Erfahrung gebracht/ daß der Agd-
stein gezeuget in der Erde/ von dannen abgespült/ und weggeführt werde
durch die Meereswellen/ welche disen ihren Raub widerum außwerffen an
das Gestad/ hiemit ihrem ersten/ und rechtmässigen Besitzer wider zu stellen.
Mit unseren Crystallen aber hat es eine ganz andere Bewandtniß. Man
findet stachlichte Jgelfederen/ Haar/ und Graß an solchen Ohrten/ in ver-
schlossenen Felßgehalteren/ und in solchen Cörperen/ da sie niemahlen gewe-
sen/ und auch nicht haben können hinkommen/ ausser durch übernatürliche
Kraft. Hierüber wil nun meine Gedanken eröffnen/ und verhoffentlich die
verworrene Knoten dises Natur-Geheimnuß glüklich auflösen/ zu jeder-
mans Vernügen. etc.

P. S. Die zweyte Tafelvon Crystallen ist hierbey zu haben a z. ß.

in welchem ein Jgelfeder eingeſchloſſen ſcheinet. Velſch. Heca-
toſt. I. pag. 55. Criſtallo di peli e macchie nere ripieno.
Ein mit ſchwar-
zen Haaren/ und Flecken/ angefüllter Cryſtall.
Septal. Muſ.
pag. 46. Criſtallo, in cui ſi veggono peli neri e groſſi, come di coda di ca-
vallo.
Ein Cryſtall/ in welchem zu ſehen ſchwarze Züge/ gleich
dem Roßhaar.
Id. I. c. Criſtallo carico di peli neri, in cui ſi dilungano
certi canaletti, come di vetro, o ſmalto nero. Id. p. 48. Cryſtallus echino-
phora. A culeos iſtos in medio Lapide à communi centro undiquaque ſpar-
ſos Echinum dicimus. Luid Lithoph. Britt. n. 15. Cryſtallus, in quo Antimo-
nium Cryſtalliſatum.
Ein mit Cryſtalliſirtem Spießglaß beſchwaͤn-
gerter Cryſtall.
Hotting. Diſſ. de Criſtall. pag. 8. Es ſtellet diſe Natur
hier in Fig. VI. vor ein ſeltſame Begegniß. Dann lieber/ wie komt ein Jgelfede-
ren/ oder ſchwarzes Haar/ oder ſchwarz geſchmelzte Glaßſtengel in mitten
eines harten Cryſtallen? Wirket irgendwo die Natur Wunder/ ſo iſt es
hier. Aber auch/ wann irgendwo die Augen unſer Gemuͤht betriegen/ ſo ge-
ſchihet es hier/ und bey naͤchſtfolgenden Cryſtallen/ da einer ſchweeren ſolte/
er ſehe Haar/ Graß/ und dergleichen/ da aber in der Taht nichts von ſolchen
Dingen verhanden. Jn dem Agdſtein zeigen ſich Fliegen/ Ameiſſen/ Spin-
nen/ die Augen hinderbringen diſe Seltenheit dem Gemuͤht/ diſe nimmet es
vor bekant an/ urtheilet/ daß wirklich in ſo hartem Gummiſtein ſolche Thier-
lein enthalten/ und iſt nur bekuͤmmeret um das/ wie ſolche froͤmde Gaͤſte in
den Bornſtein gekommen. Da aber betriegen ſich nicht die Augen/ und auch
nicht die gedenkende Seel/ weil endlich nach langem Nachſinnen/ und diſpu-
tieren die Streitfrag dahin eroͤrteret wird/ daß wirklich das Ungeziefer ſich
in die Materi des Agdſteins/ da ſie noch weich/ einwikle/ und aber in diſem
ihrem koſtlichen Grab verbalſamiert beſtaͤndig bleibe. Es iſt auch ſothane
Begebenheit nicht ohnſchwer zu faſſen/ nach dem man durch fleiſſige/ an der
Oſt-See gemachte/ underſuchungen in Erfahrung gebracht/ daß der Agd-
ſtein gezeuget in der Erde/ von dannen abgeſpuͤlt/ und weggefuͤhrt werde
durch die Meereswellen/ welche diſen ihren Raub widerum außwerffen an
das Geſtad/ hiemit ihrem erſten/ und rechtmaͤſſigen Beſitzer wider zu ſtellen.
Mit unſeren Cryſtallen aber hat es eine ganz andere Bewandtniß. Man
findet ſtachlichte Jgelfederen/ Haar/ und Graß an ſolchen Ohrten/ in ver-
ſchloſſenen Felßgehalteren/ und in ſolchen Coͤrperen/ da ſie niemahlen gewe-
ſen/ und auch nicht haben koͤnnen hinkommen/ auſſer durch uͤbernatuͤrliche
Kraft. Hieruͤber wil nun meine Gedanken eroͤffnen/ und verhoffentlich die
verworꝛene Knoten diſes Natur-Geheimnuß gluͤklich aufloͤſen/ zu jeder-
mans Vernuͤgen. ꝛc.

P. S. Die zweyte Tafelvon Cryſtallen iſt hierbey zu haben a z. ß.

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[68/0083] in welchem ein Jgelfeder eingeſchloſſen ſcheinet. Velſch. Heca- toſt. I. pag. 55. Criſtallo di peli e macchie nere ripieno. Ein mit ſchwar- zen Haaren/ und Flecken/ angefüllter Cryſtall. Septal. Muſ. pag. 46. Criſtallo, in cui ſi veggono peli neri e groſſi, come di coda di ca- vallo. Ein Cryſtall/ in welchem zu ſehen ſchwarze Züge/ gleich dem Roßhaar. Id. I. c. Criſtallo carico di peli neri, in cui ſi dilungano certi canaletti, come di vetro, o ſmalto nero. Id. p. 48. Cryſtallus echino- phora. A culeos iſtos in medio Lapide à communi centro undiquaque ſpar- ſos Echinum dicimus. Luid Lithoph. Britt. n. 15. Cryſtallus, in quo Antimo- nium Cryſtalliſatum. Ein mit Cryſtalliſirtem Spießglaß beſchwaͤn- gerter Cryſtall. Hotting. Diſſ. de Criſtall. pag. 8. Es ſtellet diſe Natur hier in Fig. VI. vor ein ſeltſame Begegniß. Dann lieber/ wie komt ein Jgelfede- ren/ oder ſchwarzes Haar/ oder ſchwarz geſchmelzte Glaßſtengel in mitten eines harten Cryſtallen? Wirket irgendwo die Natur Wunder/ ſo iſt es hier. Aber auch/ wann irgendwo die Augen unſer Gemuͤht betriegen/ ſo ge- ſchihet es hier/ und bey naͤchſtfolgenden Cryſtallen/ da einer ſchweeren ſolte/ er ſehe Haar/ Graß/ und dergleichen/ da aber in der Taht nichts von ſolchen Dingen verhanden. Jn dem Agdſtein zeigen ſich Fliegen/ Ameiſſen/ Spin- nen/ die Augen hinderbringen diſe Seltenheit dem Gemuͤht/ diſe nimmet es vor bekant an/ urtheilet/ daß wirklich in ſo hartem Gummiſtein ſolche Thier- lein enthalten/ und iſt nur bekuͤmmeret um das/ wie ſolche froͤmde Gaͤſte in den Bornſtein gekommen. Da aber betriegen ſich nicht die Augen/ und auch nicht die gedenkende Seel/ weil endlich nach langem Nachſinnen/ und diſpu- tieren die Streitfrag dahin eroͤrteret wird/ daß wirklich das Ungeziefer ſich in die Materi des Agdſteins/ da ſie noch weich/ einwikle/ und aber in diſem ihrem koſtlichen Grab verbalſamiert beſtaͤndig bleibe. Es iſt auch ſothane Begebenheit nicht ohnſchwer zu faſſen/ nach dem man durch fleiſſige/ an der Oſt-See gemachte/ underſuchungen in Erfahrung gebracht/ daß der Agd- ſtein gezeuget in der Erde/ von dannen abgeſpuͤlt/ und weggefuͤhrt werde durch die Meereswellen/ welche diſen ihren Raub widerum außwerffen an das Geſtad/ hiemit ihrem erſten/ und rechtmaͤſſigen Beſitzer wider zu ſtellen. Mit unſeren Cryſtallen aber hat es eine ganz andere Bewandtniß. Man findet ſtachlichte Jgelfederen/ Haar/ und Graß an ſolchen Ohrten/ in ver- ſchloſſenen Felßgehalteren/ und in ſolchen Coͤrperen/ da ſie niemahlen gewe- ſen/ und auch nicht haben koͤnnen hinkommen/ auſſer durch uͤbernatuͤrliche Kraft. Hieruͤber wil nun meine Gedanken eroͤffnen/ und verhoffentlich die verworꝛene Knoten diſes Natur-Geheimnuß gluͤklich aufloͤſen/ zu jeder- mans Vernuͤgen. ꝛc. P. S. Die zweyte Tafelvon Cryſtallen iſt hierbey zu haben a z. ß.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/83>, abgerufen am 21.11.2024.