Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

Bild:
<< vorherige Seite

An. 1557. den 22. Jul. kam ein schwer Wetter über den Zürichberg
herein/ und schlug die Stral in den Geißthurn/ zum Grossen Schrecken des
Volks/ weil vil Pulver darinn lag/ aber durch Gottes Gnad kam grad dar-
auf die kalte Stral/ daß man den Dampf wol sehen möchte. Haller Chron.
MSC. L. XXXII. c.
11. Man haltet bey uns gemeinlich darvor/ daß/ wo auf
eine geschossene Strale keine anzündung des Tachs/ oder Hauses erfolge/ die
Ursach dessen seye eine auf eine anzündende Stral bald gefolgte kalte/ die
man sonst auch zu nennen pflegt Wasserstral/ Wasserschlag/ und bilden
wir uns würklich ein/ dise letstere bestehe auß Wasser/ und habe die erstere
außgelöschet. Wir werden uns aber berichten lassen/ daß man in denen
Schulen der Naturverständigen von einer solchen Wasserechten/ außlö-
schenden Stral nichts weißt/ wol aber von einem Fulmine discutiente, einer
zerschlagenden/ zerschmeissenden Stral/ welche das/ was sie tuht/ verrichtet/
durch einen Treibschlag- und Stoßgewalt/ nicht aber durch anzündende/ und
brennende Kraft. Und sein diß eigentlich solche Natur-Bomben/ die schon
meistens außgebrant/ ehe sie an das Ohrt hinkommen/ da sie sollen wirken/
oder deren Materi mehr irrdisch/ oder Salpetrisch ist/ als aber entzündtlich
oder schwefelicht/ und hartzicht; oder/ deren Vermischung also eingerichtet/
daß die irrdischen Theil übertreffen an Vielheit die schwefelichten/ so daß
dise nicht können ihre Brennkraft auß üben. Gleichwol ist in vorgebrach-
tem Exempel doch Feuer gewesen/ weilen ein Rauch aufgangen/ aber ein so
geringes Feuer/ welches nicht einmahl hat können die Tachrafen/ oder Bal-
ken anzünden; dann nicht zu glauben/ daß das Stralfeur weiters kommen
seye/ als in den Tachstul; wann der geringste Funk durchgetrungen hette in
ein Pulferfaß/ so were wirklich der jenige Jamer alsobald erfolget/ dene man
An. 1652. den 10. Jun. hiemit nicht gar 100. Jahr hernach/ von zersprun-
genem disem Geißthurn erfahren müssen. Von welcher Geschicht auch bald
außführlich sol geredet werden.

An. 1572. den 7. Mey schlug die Stral zwischen 5. und 6. Uhren in
den einten Münsterthurn zu Zürich/ da die Gloggen hangen/ sie gienge zu
oberst durch den Helm/ daß er alsbald anfieng zu brünnen/ und so brann er
ab bis an das Maurwerk/ und Glocken. Der Carli-Thurn fienge zum
zweyten mahl an brünnen/ ward aber errettet mit grosser Gefahr der Leuh-
ten/ die sich gewaget. Der abgebrandte Thurn ward folgenden Jahrs 1573.
widerum aufgerichtet. MSC. Bibl. Tig. n. 52. p. 344. Haller Chron. MSC.
Lib. 38. c.
18. diß ist gewesen Fulmen urens, ein brennende anzündende Stral/
und namentlich eine auf den Thurn gefallene/ oder nahe bey dessen Spitze
zersprungene Bombe. etc.

An. 1557. den 22. Jul. kam ein ſchwer Wetter uͤber den Zürichberg
herein/ und ſchlug die Stral in den Geißthurn/ zum Groſſen Schrecken des
Volks/ weil vil Pulver darinn lag/ aber durch Gottes Gnad kam grad dar-
auf die kalte Stral/ daß man den Dampf wol ſehen moͤchte. Haller Chron.
MSC. L. XXXII. c.
11. Man haltet bey uns gemeinlich darvor/ daß/ wo auf
eine geſchoſſene Strale keine anzuͤndung des Tachs/ oder Hauſes erfolge/ die
Urſach deſſen ſeye eine auf eine anzuͤndende Stral bald gefolgte kalte/ die
man ſonſt auch zu nennen pflegt Waſſerſtral/ Waſſerſchlag/ und bilden
wir uns wuͤrklich ein/ diſe letſtere beſtehe auß Waſſer/ und habe die erſtere
außgeloͤſchet. Wir werden uns aber berichten laſſen/ daß man in denen
Schulen der Naturverſtaͤndigen von einer ſolchen Waſſerechten/ außloͤ-
ſchenden Stral nichts weißt/ wol aber von einem Fulmine diſcutiente, einer
zerſchlagenden/ zerſchmeiſſenden Stral/ welche das/ was ſie tuht/ verꝛichtet/
durch einen Treibſchlag- und Stoßgewalt/ nicht aber durch anzuͤndende/ und
brennende Kraft. Und ſein diß eigentlich ſolche Natur-Bomben/ die ſchon
meiſtens außgebrant/ ehe ſie an das Ohrt hinkommen/ da ſie ſollen wirken/
oder deren Materi mehr irꝛdiſch/ oder Salpetriſch iſt/ als aber entzuͤndtlich
oder ſchwefelicht/ und hartzicht; oder/ deren Vermiſchung alſo eingerichtet/
daß die irꝛdiſchen Theil uͤbertreffen an Vielheit die ſchwefelichten/ ſo daß
diſe nicht koͤnnen ihre Brennkraft auß uͤben. Gleichwol iſt in vorgebrach-
tem Exempel doch Feuer geweſen/ weilen ein Rauch aufgangen/ aber ein ſo
geringes Feuer/ welches nicht einmahl hat koͤnnen die Tachrafen/ oder Bal-
ken anzuͤnden; dann nicht zu glauben/ daß das Stralfeur weiters kommen
ſeye/ als in den Tachſtul; wann der geringſte Funk durchgetrungen hette in
ein Pulferfaß/ ſo were wirklich der jenige Jamer alſobald erfolget/ dene man
An. 1652. den 10. Jun. hiemit nicht gar 100. Jahr hernach/ von zerſprun-
genem diſem Geißthurn erfahren muͤſſen. Von welcher Geſchicht auch bald
außfuͤhrlich ſol geredet werden.

An. 1572. den 7. Mey ſchlug die Stral zwiſchen 5. und 6. Uhren in
den einten Münſterthurn zu Zürich/ da die Gloggen hangen/ ſie gienge zu
oberſt durch den Helm/ daß er alsbald anfieng zu bruͤnnen/ und ſo brann er
ab bis an das Maurwerk/ und Glocken. Der Carli-Thurn fienge zum
zweyten mahl an brünnen/ ward aber erꝛettet mit groſſer Gefahr der Leuh-
ten/ die ſich gewaget. Der abgebrandte Thurn ward folgenden Jahrs 1573.
widerum aufgerichtet. MSC. Bibl. Tig. n. 52. p. 344. Haller Chron. MSC.
Lib. 38. c.
18. diß iſt geweſen Fulmen urens, ein brennende anzuͤndende Stral/
und namentlich eine auf den Thurn gefallene/ oder nahe bey deſſen Spitze
zerſprungene Bombe. ꝛc.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0061" n="52"/>
          <p>An. 1557. den 22. Jul. kam ein &#x017F;chwer Wetter u&#x0364;ber den Zürichberg<lb/>
herein/ und &#x017F;chlug die Stral in den Geißthurn/ zum Gro&#x017F;&#x017F;en Schrecken des<lb/>
Volks/ weil vil Pulver darinn lag/ aber durch Gottes Gnad kam grad dar-<lb/>
auf die kalte Stral/ daß man den Dampf wol &#x017F;ehen mo&#x0364;chte. <hi rendition="#aq">Haller Chron.<lb/>
MSC. L. XXXII. c.</hi> 11. Man haltet bey uns gemeinlich darvor/ daß/ wo auf<lb/>
eine ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;ene Strale keine anzu&#x0364;ndung des Tachs/ oder Hau&#x017F;es erfolge/ die<lb/>
Ur&#x017F;ach de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eye eine auf eine anzu&#x0364;ndende Stral bald gefolgte kalte/ die<lb/>
man &#x017F;on&#x017F;t auch zu nennen pflegt <hi rendition="#fr">Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tral/ Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;chlag/</hi> und bilden<lb/>
wir uns wu&#x0364;rklich ein/ di&#x017F;e let&#x017F;tere be&#x017F;tehe auß Wa&#x017F;&#x017F;er/ und habe die er&#x017F;tere<lb/>
außgelo&#x0364;&#x017F;chet. Wir werden uns aber berichten la&#x017F;&#x017F;en/ daß man in denen<lb/>
Schulen der Naturver&#x017F;ta&#x0364;ndigen von einer &#x017F;olchen Wa&#x017F;&#x017F;erechten/ außlo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;chenden Stral nichts weißt/ wol aber von einem <hi rendition="#aq">Fulmine di&#x017F;cutiente,</hi> einer<lb/>
zer&#x017F;chlagenden/ zer&#x017F;chmei&#x017F;&#x017F;enden Stral/ welche das/ was &#x017F;ie tuht/ ver&#xA75B;ichtet/<lb/>
durch einen Treib&#x017F;chlag- und Stoßgewalt/ nicht aber durch anzu&#x0364;ndende/ und<lb/>
brennende Kraft. Und &#x017F;ein diß eigentlich &#x017F;olche Natur-Bomben/ die &#x017F;chon<lb/>
mei&#x017F;tens außgebrant/ ehe &#x017F;ie an das Ohrt hinkommen/ da &#x017F;ie &#x017F;ollen wirken/<lb/>
oder deren Materi mehr ir&#xA75B;di&#x017F;ch/ oder Salpetri&#x017F;ch i&#x017F;t/ als aber entzu&#x0364;ndtlich<lb/>
oder &#x017F;chwefelicht/ und hartzicht; oder/ deren Vermi&#x017F;chung al&#x017F;o eingerichtet/<lb/>
daß die ir&#xA75B;di&#x017F;chen Theil u&#x0364;bertreffen an Vielheit die &#x017F;chwefelichten/ &#x017F;o daß<lb/>
di&#x017F;e nicht ko&#x0364;nnen ihre Brennkraft auß u&#x0364;ben. Gleichwol i&#x017F;t in vorgebrach-<lb/>
tem Exempel doch Feuer gewe&#x017F;en/ weilen ein Rauch aufgangen/ aber ein &#x017F;o<lb/>
geringes Feuer/ welches nicht einmahl hat ko&#x0364;nnen die Tachrafen/ oder Bal-<lb/>
ken anzu&#x0364;nden; dann nicht zu glauben/ daß das Stralfeur weiters kommen<lb/>
&#x017F;eye/ als in den Tach&#x017F;tul; wann der gering&#x017F;te Funk durchgetrungen hette in<lb/>
ein Pulferfaß/ &#x017F;o were wirklich der jenige Jamer al&#x017F;obald erfolget/ dene man<lb/>
An. 1652. den 10. Jun. hiemit nicht gar 100. Jahr hernach/ von zer&#x017F;prun-<lb/>
genem di&#x017F;em Geißthurn erfahren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Von welcher Ge&#x017F;chicht auch bald<lb/>
außfu&#x0364;hrlich &#x017F;ol geredet werden.</p><lb/>
          <p>An. 1572. den 7. Mey &#x017F;chlug die Stral zwi&#x017F;chen 5. und 6. Uhren in<lb/>
den einten Mün&#x017F;terthurn zu <hi rendition="#fr">Zürich/</hi> da die Gloggen hangen/ &#x017F;ie gienge zu<lb/>
ober&#x017F;t durch den Helm/ daß er alsbald anfieng zu bru&#x0364;nnen/ und &#x017F;o brann er<lb/>
ab bis an das Maurwerk/ und Glocken. Der Carli-Thurn fienge zum<lb/>
zweyten mahl an brünnen/ ward aber er&#xA75B;ettet mit gro&#x017F;&#x017F;er Gefahr der Leuh-<lb/>
ten/ die &#x017F;ich gewaget. Der abgebrandte Thurn ward folgenden Jahrs 1573.<lb/>
widerum aufgerichtet. <hi rendition="#aq">MSC. Bibl. Tig. n. 52. p. 344. Haller Chron. MSC.<lb/>
Lib. 38. c.</hi> 18. diß i&#x017F;t gewe&#x017F;en <hi rendition="#aq">Fulmen urens,</hi> ein brennende anzu&#x0364;ndende Stral/<lb/>
und namentlich eine auf den Thurn gefallene/ oder nahe bey de&#x017F;&#x017F;en Spitze<lb/>
zer&#x017F;prungene Bombe. &#xA75B;c.</p>
        </div>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0061] An. 1557. den 22. Jul. kam ein ſchwer Wetter uͤber den Zürichberg herein/ und ſchlug die Stral in den Geißthurn/ zum Groſſen Schrecken des Volks/ weil vil Pulver darinn lag/ aber durch Gottes Gnad kam grad dar- auf die kalte Stral/ daß man den Dampf wol ſehen moͤchte. Haller Chron. MSC. L. XXXII. c. 11. Man haltet bey uns gemeinlich darvor/ daß/ wo auf eine geſchoſſene Strale keine anzuͤndung des Tachs/ oder Hauſes erfolge/ die Urſach deſſen ſeye eine auf eine anzuͤndende Stral bald gefolgte kalte/ die man ſonſt auch zu nennen pflegt Waſſerſtral/ Waſſerſchlag/ und bilden wir uns wuͤrklich ein/ diſe letſtere beſtehe auß Waſſer/ und habe die erſtere außgeloͤſchet. Wir werden uns aber berichten laſſen/ daß man in denen Schulen der Naturverſtaͤndigen von einer ſolchen Waſſerechten/ außloͤ- ſchenden Stral nichts weißt/ wol aber von einem Fulmine diſcutiente, einer zerſchlagenden/ zerſchmeiſſenden Stral/ welche das/ was ſie tuht/ verꝛichtet/ durch einen Treibſchlag- und Stoßgewalt/ nicht aber durch anzuͤndende/ und brennende Kraft. Und ſein diß eigentlich ſolche Natur-Bomben/ die ſchon meiſtens außgebrant/ ehe ſie an das Ohrt hinkommen/ da ſie ſollen wirken/ oder deren Materi mehr irꝛdiſch/ oder Salpetriſch iſt/ als aber entzuͤndtlich oder ſchwefelicht/ und hartzicht; oder/ deren Vermiſchung alſo eingerichtet/ daß die irꝛdiſchen Theil uͤbertreffen an Vielheit die ſchwefelichten/ ſo daß diſe nicht koͤnnen ihre Brennkraft auß uͤben. Gleichwol iſt in vorgebrach- tem Exempel doch Feuer geweſen/ weilen ein Rauch aufgangen/ aber ein ſo geringes Feuer/ welches nicht einmahl hat koͤnnen die Tachrafen/ oder Bal- ken anzuͤnden; dann nicht zu glauben/ daß das Stralfeur weiters kommen ſeye/ als in den Tachſtul; wann der geringſte Funk durchgetrungen hette in ein Pulferfaß/ ſo were wirklich der jenige Jamer alſobald erfolget/ dene man An. 1652. den 10. Jun. hiemit nicht gar 100. Jahr hernach/ von zerſprun- genem diſem Geißthurn erfahren muͤſſen. Von welcher Geſchicht auch bald außfuͤhrlich ſol geredet werden. An. 1572. den 7. Mey ſchlug die Stral zwiſchen 5. und 6. Uhren in den einten Münſterthurn zu Zürich/ da die Gloggen hangen/ ſie gienge zu oberſt durch den Helm/ daß er alsbald anfieng zu bruͤnnen/ und ſo brann er ab bis an das Maurwerk/ und Glocken. Der Carli-Thurn fienge zum zweyten mahl an brünnen/ ward aber erꝛettet mit groſſer Gefahr der Leuh- ten/ die ſich gewaget. Der abgebrandte Thurn ward folgenden Jahrs 1573. widerum aufgerichtet. MSC. Bibl. Tig. n. 52. p. 344. Haller Chron. MSC. Lib. 38. c. 18. diß iſt geweſen Fulmen urens, ein brennende anzuͤndende Stral/ und namentlich eine auf den Thurn gefallene/ oder nahe bey deſſen Spitze zerſprungene Bombe. ꝛc.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/61
Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/61>, abgerufen am 23.11.2024.