Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.ner Bergen über die Wolken streket/ und also der rechte Schauplaz ist/ da Wer des unvergleichlichen Cartesii Tract. de Meteor. cap. 7. liset/ der wird Stral Exempel. An. 1094. zerschlug die Stral den Balken/ darauf das groß Crucifix An. 1349. Abends schoß der Donner in das Glockenhauß zu Bern/ ner Bergen uͤber die Wolken ſtreket/ und alſo der rechte Schauplaz iſt/ da Wer des unvergleichlichen Carteſii Tract. de Meteor. cap. 7. liſet/ der wird Stral Exempel. An. 1094. zerſchlug die Stral den Balken/ darauf das groß Crucifix An. 1349. Abends ſchoß der Donner in das Glockenhauß zu Bern/ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0057" n="48"/> ner Bergen uͤber die Wolken ſtreket/ und alſo der rechte Schauplaz iſt/ da<lb/> dergleichen Natur-Comedien/ und Tragedien/ nicht von fehrne/ wie in an-<lb/> deren Landen/ ſondern in der naͤhe koͤnnen geſehen/ und betrachtet werden.</p><lb/> <p>Wer des unvergleichlichen <hi rendition="#aq">Carteſii Tract. de Meteor. cap.</hi> 7. liſet/ der wird<lb/> leicht erſehen/ daß er ſeine Grundlehr von des Donners Urſachen nicht er-<lb/> ſinnet hinder dem Ofen/ ſondern in ſeinen Ungariſchen Feldzuͤgen in denen<lb/><hi rendition="#aq">Carpathi</hi>ſchen Gebirgen/ allwo er geſehen die Loͤuwinen abfallen von den<lb/> Bergen/ und einen Donnerenden Don erwecken/ darauß auch geſchloſſen/<lb/> daß gleich wie diſer krachende Donner-Don herꝛuͤhre von dem Fall des<lb/> Schnees/ und daher entſtehender Zitterung der Luft/ alſo auch ein Donne-<lb/> rendes Gemuͤrmel in der Luft entſtehen koͤnne/ wann eine obere Schneewolke<lb/> falle auf eine undere/ und hardurch die zwiſchen ligende Luft mit Gewalt<lb/> und zitterender Schwingung außgetrieben werde. Einmahl muͤſſen wir/<lb/> nach dem wir ſo vil 100. Jahr unter der Tyranniſchen Regierung der Schul-<lb/> Lehrern geſtanden/ und theils noch ſtehen/ unſere Augen auftuhn/ und die Na-<lb/> tur kennen lehrnen nicht auß den Schriften diſes oder jenes Groß Hanſen/<lb/> ſondern auß der Natur ſelbs/ welche aller Ohrten ganz leßliche Buchſtaben<lb/> zeiget. Ein Muſter deſſen ſol uns ſein vorhabende Materi der Feuerigen<lb/> Luft-Geſchichten/ bey deren Verhandlung ich zwaren nach <hi rendition="#aq">Chronologi</hi>ſcher/<lb/> oder Zeitordnung/ erzellen werde/ was in <hi rendition="#aq">Helveti</hi>ſchen Landen vorgangen/<lb/> aber diſen Hiſtoriſchen Bericht hier und da unterſpicken mit unmittelbarer<lb/> Zueignung/ und vernuͤnftiger Erklaͤrung/ damit ſo wol die Liebhaber der Hi-<lb/> ſtori/ als der Naturlehr/ verhoffentlich ihr Vernuͤgen finden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stral Exempel.</hi> </head><lb/> <p>An. 1094. zerſchlug die Stral den Balken/ darauf das groß Crucifix<lb/> im Münſter zu <hi rendition="#fr">Baſel</hi> ſtuhnd/ ward außgelegt/ es were darum geſchehen/<lb/> daß man mit dem baͤnnigen Biſchoff und Prieſterſchaft daſelbſt gemeinſchaft<lb/> gehabt. <hi rendition="#aq">Vrſteiſ. Basl. Chron. L. <hi rendition="#g">II</hi>. c.</hi> 14. Sehet/ wie auch die Natur-Ge-<lb/> ſchichten haben muͤſſen des Papſts damahls waͤchtig wachſendes Anſehen un-<lb/> terſtützen? Es gienge nicht ſchwer her/ daß gemeine Volk deſſen zu bereden/<lb/> weil die ſo genanten gelehrten Schul-Lehrer ſelbs nichts beſſers wüßten.</p><lb/> <p>An. 1349. Abends ſchoß der Donner in das Glockenhauß zu Bern/<lb/> und ſchoß auf der Kanzel St. Jacob ein Hand ab/ daß die Finger in dem<lb/> harten Holz ſtecken blieben. <hi rendition="#aq">Tſchachtlan. Chron. Bern. MSC. ad h. a.</hi> Es<lb/> kan diß anderſt nicht zugangen ſeyn/ als daß die Stral zugleich mit ihrer<lb/> durchtringenden Kraft das harte Holz durchgeboret/ und die abgeſchoſſene<lb/> Finger diſes Heiligen darein geſtecket/ dann ſonſten kein hartes Holz/ ſonder-<lb/> lich/ wañ es an ſeinen enden ſtumpf iſt/ wie ich mir die Finger Jacobi vorſtelle/<lb/> in ein ander hartes Holz auch nicht mit Gewalt kan gebracht werden.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [48/0057]
ner Bergen uͤber die Wolken ſtreket/ und alſo der rechte Schauplaz iſt/ da
dergleichen Natur-Comedien/ und Tragedien/ nicht von fehrne/ wie in an-
deren Landen/ ſondern in der naͤhe koͤnnen geſehen/ und betrachtet werden.
Wer des unvergleichlichen Carteſii Tract. de Meteor. cap. 7. liſet/ der wird
leicht erſehen/ daß er ſeine Grundlehr von des Donners Urſachen nicht er-
ſinnet hinder dem Ofen/ ſondern in ſeinen Ungariſchen Feldzuͤgen in denen
Carpathiſchen Gebirgen/ allwo er geſehen die Loͤuwinen abfallen von den
Bergen/ und einen Donnerenden Don erwecken/ darauß auch geſchloſſen/
daß gleich wie diſer krachende Donner-Don herꝛuͤhre von dem Fall des
Schnees/ und daher entſtehender Zitterung der Luft/ alſo auch ein Donne-
rendes Gemuͤrmel in der Luft entſtehen koͤnne/ wann eine obere Schneewolke
falle auf eine undere/ und hardurch die zwiſchen ligende Luft mit Gewalt
und zitterender Schwingung außgetrieben werde. Einmahl muͤſſen wir/
nach dem wir ſo vil 100. Jahr unter der Tyranniſchen Regierung der Schul-
Lehrern geſtanden/ und theils noch ſtehen/ unſere Augen auftuhn/ und die Na-
tur kennen lehrnen nicht auß den Schriften diſes oder jenes Groß Hanſen/
ſondern auß der Natur ſelbs/ welche aller Ohrten ganz leßliche Buchſtaben
zeiget. Ein Muſter deſſen ſol uns ſein vorhabende Materi der Feuerigen
Luft-Geſchichten/ bey deren Verhandlung ich zwaren nach Chronologiſcher/
oder Zeitordnung/ erzellen werde/ was in Helvetiſchen Landen vorgangen/
aber diſen Hiſtoriſchen Bericht hier und da unterſpicken mit unmittelbarer
Zueignung/ und vernuͤnftiger Erklaͤrung/ damit ſo wol die Liebhaber der Hi-
ſtori/ als der Naturlehr/ verhoffentlich ihr Vernuͤgen finden.
Stral Exempel.
An. 1094. zerſchlug die Stral den Balken/ darauf das groß Crucifix
im Münſter zu Baſel ſtuhnd/ ward außgelegt/ es were darum geſchehen/
daß man mit dem baͤnnigen Biſchoff und Prieſterſchaft daſelbſt gemeinſchaft
gehabt. Vrſteiſ. Basl. Chron. L. II. c. 14. Sehet/ wie auch die Natur-Ge-
ſchichten haben muͤſſen des Papſts damahls waͤchtig wachſendes Anſehen un-
terſtützen? Es gienge nicht ſchwer her/ daß gemeine Volk deſſen zu bereden/
weil die ſo genanten gelehrten Schul-Lehrer ſelbs nichts beſſers wüßten.
An. 1349. Abends ſchoß der Donner in das Glockenhauß zu Bern/
und ſchoß auf der Kanzel St. Jacob ein Hand ab/ daß die Finger in dem
harten Holz ſtecken blieben. Tſchachtlan. Chron. Bern. MSC. ad h. a. Es
kan diß anderſt nicht zugangen ſeyn/ als daß die Stral zugleich mit ihrer
durchtringenden Kraft das harte Holz durchgeboret/ und die abgeſchoſſene
Finger diſes Heiligen darein geſtecket/ dann ſonſten kein hartes Holz/ ſonder-
lich/ wañ es an ſeinen enden ſtumpf iſt/ wie ich mir die Finger Jacobi vorſtelle/
in ein ander hartes Holz auch nicht mit Gewalt kan gebracht werden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/57 |
Zitationshilfe: | Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/57>, abgerufen am 22.07.2024. |