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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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dehnet/ daß dardurch das Gleichgewicht zwischen dem Wasser und den Fi-
schen aufgehoben/ und dise oben auf zu schwimmen veranlaset worden. Es
ist aber auch daß bey den Fischen zu gewahren/ daß sie die einmahlige/ uns
Menschen auch unempfindliche/ änderung der Wärme und Kälte nicht wol
ertragen können/ sondern gar bald und leicht die Stärke ihrer Zäseren ver-
lieren/ und der Luft blasen Außdehnung zufolg oben auf schwimmen müssen;
welches ihnen etwann widerfahrt/ wann sie von einem kühleren Brunnen
in einen wärmeren/ oder von disem in jenen übergetragen werden.

Bis hieher haben wir vernommen/ was vor Enderungen sich zugetragen
haben in der Natur in währender grösten verdunklung der Sonn. Nun wol-
len wir weiters forschen/ was darauf folgen möchte. Hier müssen wir auf
eine Seiten setzen die jenigen/ welche entsetzliche und Landverderbliche Zeiten/
so wol in ansehung der Natur/ als Policey mit Schrecken erwarten/ und
auß einem von der Finsternuß angezündten Eifer vorsagen; auf die andere
Seiten aber die/ welche auß natürlichen Gründen weder gutes noch
böses/ auß diser sonst natürlichen Begebenheit vor sehen. Jene halten es
mit den alten und neuen Heiden/ und unwissenden Schul-Lehreren/ denen
dergleiche seltsame Naturbegebenheiten Ominos vorkommen/ und bringen
einen ganzen Rodel alles des jenigen Unglücks/ so auf dergleichen völlige
Finsternussen erfolget/ und zum Theil oben erzehlet worden. Dise sehen
lieber durch die Ferngläser ihrer mit Astronomischen und Physicalischen Wis-
senschaften eingefaßten Vernunft/ als aber durch die finstere Gläser unbe-
gründter Vorurtheilen. Und wirken bey ihnen sothane Begegnissen vil-
mehr heilige Freuden/ weilen sie darauß sehen die unwandelbare Weißheit
des Grossen Gottes/ welcher sein Himmel-Sternen- und Erden-Gebäu noch
immer erhaltet/ nach denen von ihme selbs auß freyem Willen eingeführten
Gesätzen/ und wurden erst dannzumahl erschrecken/ wann dise Naturord-
nung unterbrochen/ und eine/ auch völlige/ Finsternuß zu ihrer bestimten
Zeit nicht gesehen wurde. Sie gestehen und wissen/ daß in der Welt in-
nert einem kleinen Jahrbegriff namhafte Enderungen vorfallen im Krieg
und Fried/ Grosser Herren Geburt und Tod/ Niderlage und Siege/ Belä-
gerungen und Einnemmungen gewaltiger Vestungen/ Theure/ und andere
dergleichen Sachen mehr/ können aber nicht glauben/ daß sothane Sachen
von den Finsternussen herrühren/ oder prognosticirt werden/ so lang man
ihnen idem per idem probirt, oder keine natürlichen Zusamenhang zeiget
zwischen dem Zeichen/ und dem bezeichneten. Wie lächerlich were es/ wann
einer auß der letsten Sonnenfinsternuß wolte schliessen den bald erfolgenden
Tod des jezigen Königs in Frankreich/ Ludovici XIV. weilen auf die völlige
Sonnenverfinsterung/ so An. 840. den 2. May gesehen worden/ auch er-

folget

dehnet/ daß dardurch das Gleichgewicht zwiſchen dem Waſſer und den Fi-
ſchen aufgehoben/ und diſe oben auf zu ſchwimmen veranlaſet worden. Es
iſt aber auch daß bey den Fiſchen zu gewahren/ daß ſie die einmahlige/ uns
Menſchen auch unempfindliche/ aͤnderung der Waͤrme und Kaͤlte nicht wol
ertragen koͤnnen/ ſondern gar bald und leicht die Staͤrke ihrer Zaͤſeren ver-
lieren/ und der Luft blaſen Außdehnung zufolg oben auf ſchwimmen muͤſſen;
welches ihnen etwann widerfahrt/ wann ſie von einem kuͤhleren Brunnen
in einen waͤrmeren/ oder von diſem in jenen uͤbergetragen werden.

Bis hieher haben wir vernommen/ was vor Enderungen ſich zugetragen
haben in der Natur in waͤhrender groͤſten verdunklung der Sonn. Nun wol-
len wir weiters forſchen/ was darauf folgen moͤchte. Hier muͤſſen wir auf
eine Seiten ſetzen die jenigen/ welche entſetzliche und Landverderbliche Zeiten/
ſo wol in anſehung der Natur/ als Policey mit Schrecken erwarten/ und
auß einem von der Finſternuß angezuͤndten Eifer vorſagen; auf die andere
Seiten aber die/ welche auß natuͤrlichen Gruͤnden weder gutes noch
boͤſes/ auß diſer ſonſt natuͤrlichen Begebenheit vor ſehen. Jene halten es
mit den alten und neuen Heiden/ und unwiſſenden Schul-Lehreren/ denen
dergleiche ſeltſame Naturbegebenheiten Ominos vorkommen/ und bringen
einen ganzen Rodel alles des jenigen Ungluͤcks/ ſo auf dergleichen voͤllige
Finſternuſſen erfolget/ und zum Theil oben erzehlet worden. Diſe ſehen
lieber durch die Fernglaͤſer ihrer mit Aſtronomiſchen und Phyſicaliſchen Wiſ-
ſenſchaften eingefaßten Vernunft/ als aber durch die finſtere Glaͤſer unbe-
gruͤndter Vorurtheilen. Und wirken bey ihnen ſothane Begegniſſen vil-
mehr heilige Freuden/ weilen ſie darauß ſehen die unwandelbare Weißheit
des Groſſen Gottes/ welcher ſein Himmel-Sternen- und Erden-Gebaͤu noch
immer erhaltet/ nach denen von ihme ſelbs auß freyem Willen eingefuͤhrten
Geſaͤtzen/ und wurden erſt dannzumahl erſchrecken/ wann diſe Naturord-
nung unterbrochen/ und eine/ auch voͤllige/ Finſternuß zu ihrer beſtimten
Zeit nicht geſehen wurde. Sie geſtehen und wiſſen/ daß in der Welt in-
nert einem kleinen Jahrbegriff namhafte Enderungen vorfallen im Krieg
und Fried/ Groſſer Herꝛen Geburt und Tod/ Niderlage und Siege/ Belaͤ-
gerungen und Einnemmungen gewaltiger Veſtungen/ Theure/ und andere
dergleichen Sachen mehr/ koͤnnen aber nicht glauben/ daß ſothane Sachen
von den Finſternuſſen herꝛuͤhren/ oder prognoſticirt werden/ ſo lang man
ihnen idem per idem probirt, oder keine natuͤrlichen Zuſamenhang zeiget
zwiſchen dem Zeichen/ und dem bezeichneten. Wie laͤcherlich were es/ wann
einer auß der letſten Sonnenfinſternuß wolte ſchlieſſen den bald erfolgenden
Tod des jezigen Koͤnigs in Frankreich/ Ludovici XIV. weilen auf die voͤllige
Sonnenverfinſterung/ ſo An. 840. den 2. May geſehen worden/ auch er-

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[102/0113] dehnet/ daß dardurch das Gleichgewicht zwiſchen dem Waſſer und den Fi- ſchen aufgehoben/ und diſe oben auf zu ſchwimmen veranlaſet worden. Es iſt aber auch daß bey den Fiſchen zu gewahren/ daß ſie die einmahlige/ uns Menſchen auch unempfindliche/ aͤnderung der Waͤrme und Kaͤlte nicht wol ertragen koͤnnen/ ſondern gar bald und leicht die Staͤrke ihrer Zaͤſeren ver- lieren/ und der Luft blaſen Außdehnung zufolg oben auf ſchwimmen muͤſſen; welches ihnen etwann widerfahrt/ wann ſie von einem kuͤhleren Brunnen in einen waͤrmeren/ oder von diſem in jenen uͤbergetragen werden. Bis hieher haben wir vernommen/ was vor Enderungen ſich zugetragen haben in der Natur in waͤhrender groͤſten verdunklung der Sonn. Nun wol- len wir weiters forſchen/ was darauf folgen moͤchte. Hier muͤſſen wir auf eine Seiten ſetzen die jenigen/ welche entſetzliche und Landverderbliche Zeiten/ ſo wol in anſehung der Natur/ als Policey mit Schrecken erwarten/ und auß einem von der Finſternuß angezuͤndten Eifer vorſagen; auf die andere Seiten aber die/ welche auß natuͤrlichen Gruͤnden weder gutes noch boͤſes/ auß diſer ſonſt natuͤrlichen Begebenheit vor ſehen. Jene halten es mit den alten und neuen Heiden/ und unwiſſenden Schul-Lehreren/ denen dergleiche ſeltſame Naturbegebenheiten Ominos vorkommen/ und bringen einen ganzen Rodel alles des jenigen Ungluͤcks/ ſo auf dergleichen voͤllige Finſternuſſen erfolget/ und zum Theil oben erzehlet worden. Diſe ſehen lieber durch die Fernglaͤſer ihrer mit Aſtronomiſchen und Phyſicaliſchen Wiſ- ſenſchaften eingefaßten Vernunft/ als aber durch die finſtere Glaͤſer unbe- gruͤndter Vorurtheilen. Und wirken bey ihnen ſothane Begegniſſen vil- mehr heilige Freuden/ weilen ſie darauß ſehen die unwandelbare Weißheit des Groſſen Gottes/ welcher ſein Himmel-Sternen- und Erden-Gebaͤu noch immer erhaltet/ nach denen von ihme ſelbs auß freyem Willen eingefuͤhrten Geſaͤtzen/ und wurden erſt dannzumahl erſchrecken/ wann diſe Naturord- nung unterbrochen/ und eine/ auch voͤllige/ Finſternuß zu ihrer beſtimten Zeit nicht geſehen wurde. Sie geſtehen und wiſſen/ daß in der Welt in- nert einem kleinen Jahrbegriff namhafte Enderungen vorfallen im Krieg und Fried/ Groſſer Herꝛen Geburt und Tod/ Niderlage und Siege/ Belaͤ- gerungen und Einnemmungen gewaltiger Veſtungen/ Theure/ und andere dergleichen Sachen mehr/ koͤnnen aber nicht glauben/ daß ſothane Sachen von den Finſternuſſen herꝛuͤhren/ oder prognoſticirt werden/ ſo lang man ihnen idem per idem probirt, oder keine natuͤrlichen Zuſamenhang zeiget zwiſchen dem Zeichen/ und dem bezeichneten. Wie laͤcherlich were es/ wann einer auß der letſten Sonnenfinſternuß wolte ſchlieſſen den bald erfolgenden Tod des jezigen Koͤnigs in Frankreich/ Ludovici XIV. weilen auf die voͤllige Sonnenverfinſterung/ ſo An. 840. den 2. May geſehen worden/ auch er- folget

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/113>, abgerufen am 21.11.2024.