Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.Zum Beschluß diser Materi ist anzumerken die Manier/ wie man die Von des Schweizerlands Beschaffenheit in ansehung der Elementen/ und Jahrszeiten. WJr wöllen uns hier nicht einmischen in der Weltweisen bekanten Von der Schweizerischen sonderlich Berg-Luft merklichen leichte/ Zum Beſchluß diſer Materi iſt anzumerken die Manier/ wie man die Von des Schweizerlands Beſchaffenheit in anſehung der Elementen/ und Jahrszeiten. WJr woͤllen uns hier nicht einmiſchen in der Weltweiſen bekanten Von der Schweizeriſchen ſonderlich Berg-Luft merklichen leichte/ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0103" n="(80)[80]"/> <p>Zum Beſchluß diſer Materi iſt anzumerken die Manier/ wie man die<lb/> Reiſenden zu Winter- und ſonſten zu ſchneereichen Zeiten uͤber den Gott-<lb/> hardt fuͤhret; An Haͤnden und Fuͤſſen werden ſie auf einen Schlitten ange-<lb/> bunden/ bedecket mit Stroh/ umhuͤllet mit grobem Thuch/ und alſo fortge-<lb/> fuͤhret/ oder vilmehr zuſagen/ geſchleppet/ gleich dem Viehe/ ohne daß ſie<lb/> die gefahr der Straß vor ſich ſehen/ oder vil von ihrer außgedaͤmpften waͤr-<lb/> me verlieren. Was erſinnet nicht Menſchliche Witz auß veranlaſung der<lb/> nohtwendigen kom̃lichkeit? <hi rendition="#aq">Lambertus Schnaffnaburgenſis</hi> erzehlet bey<lb/> anlas des Winterzugs <hi rendition="#aq">Henrici IV.</hi> uͤber die Alpen/ wie die Koͤnigin/ und<lb/> uͤbriges Frauenzimmer auf Ochſenhaͤute geſetzet und alſo von denen Weg-<lb/> weiſeren die Berge abgezogen worden. Jch gedenke diß ohrts der Weg-<lb/> weiſeren/ und erinnere die Reiſenden/ daß ſie ſich niemalen auf hohe Gebirge<lb/> begeben ohne Begleit erfahrner Fuͤhreren/ nach dem Exempel Hannibals/<lb/> welcher <hi rendition="#aq">ad Jtinerum difficultates ducibus utebatur indigenis,</hi> die Rei-<lb/> ſe Beſchwerden zu erleichteren ſich aller Ohrten bediente der Bergleuthen<lb/> ſelbs eigener anfuͤhrung. <hi rendition="#aq">Polyb. p.</hi> 280.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">Von des Schweizerlands Beſchaffenheit in anſehung</hi><lb/> der Elementen/ und Jahrszeiten.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>Jr woͤllen uns hier nicht einmiſchen in der Weltweiſen bekanten<lb/> Streit von der Elementen Anzahl/ ob deren drey ſeyen nach den<lb/><hi rendition="#aq">Carteſianer</hi>en/ und Chymiſten/ oder vier nach den Schul-Lehre-<lb/> ren/ oder fuͤnfe nach denen Chymiſten/ oder nur eins nach verſchiedener gar-<lb/> alten Naturweiſen Meinung/ oder unzehlich vil nach den <hi rendition="#aq">Epicure</hi>eren:<lb/> daran geht uns dißmal weder auf noch ab. Setze mich deßwegen ohne<lb/> bedenken in den mit 4. Elementen beſpañten Ariſtoteliſchen Triumphwagen/<lb/> und fahre darmit in dem Schweizerland umher/ zuſehen/ wie ins gemein in<lb/> unſerem Vatterland/ ins beſonder aber hier und dort anzuſehen das <hi rendition="#fr">Feuer/<lb/> Luft/ Waſſer/ und Erde;</hi> nicht aber aufzuhalten bey dem Geſtaͤud aller-<lb/> hand Beyfragen von der Elementen weſentlichen/ oder zufaͤlligen Eigen-<lb/> ſchaften/ von derſelben kleinſten Theilen/ und ihrer geſtalt/ in denen ſie von<lb/> Gott erſchaffen worden. Dergleichen Streitfragen dienen hieher nicht.</p><lb/> <p>Von der Schweizeriſchen ſonderlich Berg-Luft merklichen leichte/<lb/> ſubtilheit/ und duͤnne/ iſt bereits bey anlas der Bergen/ Baͤumen/ des Heim-<lb/> wehes zur genuͤge geredt worden/ wohin dann den geehrten Leſer wil gewie-<lb/> ſen haben. ꝛc.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [(80)[80]/0103]
Zum Beſchluß diſer Materi iſt anzumerken die Manier/ wie man die
Reiſenden zu Winter- und ſonſten zu ſchneereichen Zeiten uͤber den Gott-
hardt fuͤhret; An Haͤnden und Fuͤſſen werden ſie auf einen Schlitten ange-
bunden/ bedecket mit Stroh/ umhuͤllet mit grobem Thuch/ und alſo fortge-
fuͤhret/ oder vilmehr zuſagen/ geſchleppet/ gleich dem Viehe/ ohne daß ſie
die gefahr der Straß vor ſich ſehen/ oder vil von ihrer außgedaͤmpften waͤr-
me verlieren. Was erſinnet nicht Menſchliche Witz auß veranlaſung der
nohtwendigen kom̃lichkeit? Lambertus Schnaffnaburgenſis erzehlet bey
anlas des Winterzugs Henrici IV. uͤber die Alpen/ wie die Koͤnigin/ und
uͤbriges Frauenzimmer auf Ochſenhaͤute geſetzet und alſo von denen Weg-
weiſeren die Berge abgezogen worden. Jch gedenke diß ohrts der Weg-
weiſeren/ und erinnere die Reiſenden/ daß ſie ſich niemalen auf hohe Gebirge
begeben ohne Begleit erfahrner Fuͤhreren/ nach dem Exempel Hannibals/
welcher ad Jtinerum difficultates ducibus utebatur indigenis, die Rei-
ſe Beſchwerden zu erleichteren ſich aller Ohrten bediente der Bergleuthen
ſelbs eigener anfuͤhrung. Polyb. p. 280.
Von des Schweizerlands Beſchaffenheit in anſehung
der Elementen/ und Jahrszeiten.
WJr woͤllen uns hier nicht einmiſchen in der Weltweiſen bekanten
Streit von der Elementen Anzahl/ ob deren drey ſeyen nach den
Carteſianeren/ und Chymiſten/ oder vier nach den Schul-Lehre-
ren/ oder fuͤnfe nach denen Chymiſten/ oder nur eins nach verſchiedener gar-
alten Naturweiſen Meinung/ oder unzehlich vil nach den Epicureeren:
daran geht uns dißmal weder auf noch ab. Setze mich deßwegen ohne
bedenken in den mit 4. Elementen beſpañten Ariſtoteliſchen Triumphwagen/
und fahre darmit in dem Schweizerland umher/ zuſehen/ wie ins gemein in
unſerem Vatterland/ ins beſonder aber hier und dort anzuſehen das Feuer/
Luft/ Waſſer/ und Erde; nicht aber aufzuhalten bey dem Geſtaͤud aller-
hand Beyfragen von der Elementen weſentlichen/ oder zufaͤlligen Eigen-
ſchaften/ von derſelben kleinſten Theilen/ und ihrer geſtalt/ in denen ſie von
Gott erſchaffen worden. Dergleichen Streitfragen dienen hieher nicht.
Von der Schweizeriſchen ſonderlich Berg-Luft merklichen leichte/
ſubtilheit/ und duͤnne/ iſt bereits bey anlas der Bergen/ Baͤumen/ des Heim-
wehes zur genuͤge geredt worden/ wohin dann den geehrten Leſer wil gewie-
ſen haben. ꝛc.
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