Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_148.001 Die verschiedenen Fragen habe ich wieder nach Nummern psc_148.002 1. Factoren der Production. psc_148.004 Die Nationalökonomen unterscheiden drei Factoren der psc_148.005 Doch auch dem Kapital entspricht ein Factor: es sind psc_148.019 Endlich Arbeit: die Art, wie er diese Tradition sich aneignet, psc_148.026 psc_148.001 Die verschiedenen Fragen habe ich wieder nach Nummern psc_148.002 1. Factoren der Production. psc_148.004 Die Nationalökonomen unterscheiden drei Factoren der psc_148.005 Doch auch dem Kapital entspricht ein Factor: es sind psc_148.019 Endlich Arbeit: die Art, wie er diese Tradition sich aneignet, psc_148.026 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0164" n="148"/> <lb n="psc_148.001"/> <p> Die verschiedenen Fragen habe ich wieder nach Nummern <lb n="psc_148.002"/> geschieden.</p> <lb n="psc_148.003"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c">1. <hi rendition="#g">Factoren der Production.</hi></hi> </head> <lb n="psc_148.004"/> <p> Die Nationalökonomen unterscheiden drei Factoren der <lb n="psc_148.005"/> Production: Natur, Kapital, Arbeit. Nicht genau dieselben, <lb n="psc_148.006"/> aber ähnliche Factoren sind für die dichterische Production thätig. <lb n="psc_148.007"/> Zunächst ist auch hier ein ewiger Factor die Natur: die Natur <lb n="psc_148.008"/> ist der unerschöpfliche Stoff des Dichters und dadurch Factor <lb n="psc_148.009"/> der Production — die Natur, die sich ewig gleich bleibt und <lb n="psc_148.010"/> sich ewig erneut; alle Erscheinungen dieser Welt, sowohl die, <lb n="psc_148.011"/> welche wirklich sind, als die Folgerungen, welche daran hängen. <lb n="psc_148.012"/> Hierüber ist näher zu handeln im Kapitel vom Stoff (äußere <lb n="psc_148.013"/> und innere Welt, und die dritte Welt, welche eigentlich schon <lb n="psc_148.014"/> in das „Kapital“ gehört). Aber diese Erfassung der Natur, <lb n="psc_148.015"/> des Stoffes setzt die persönliche Arbeit des Dichters voraus. <lb n="psc_148.016"/> Der Dichter darf die Welt nicht ansehen wie jedermann — <lb n="psc_148.017"/> er muß sie mit Dichteraugen ansehen.</p> <lb n="psc_148.018"/> <p> Doch auch dem Kapital entspricht ein Factor: es sind <lb n="psc_148.019"/> schon angesammelte Producte vorhanden, Tradition, traditionelle <lb n="psc_148.020"/> Stoffe, traditionelle Behandlungsart der Form, die der <lb n="psc_148.021"/> Dichter vorfindet: das ist das Kapital, das frühere Generationen <lb n="psc_148.022"/> für ihn sammeln. Was die übrigen Dichter vorgearbeitet <lb n="psc_148.023"/> haben in Stoff und Form, das kann sein Auge <lb n="psc_148.024"/> schärfen, seine Technik bereichern.</p> <lb n="psc_148.025"/> <p> Endlich Arbeit: die Art, wie er diese Tradition sich aneignet, <lb n="psc_148.026"/> das Kapital fortpflanzt und vermehrt und von neuem <lb n="psc_148.027"/> aus der poetischen Stoffwelt schöpft. Unter diesen Gesichtspunct <lb n="psc_148.028"/> gehört die Frage, ob er Erlebtes oder Erlerntes darbietet.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [148/0164]
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Die verschiedenen Fragen habe ich wieder nach Nummern psc_148.002
geschieden.
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1. Factoren der Production. psc_148.004
Die Nationalökonomen unterscheiden drei Factoren der psc_148.005
Production: Natur, Kapital, Arbeit. Nicht genau dieselben, psc_148.006
aber ähnliche Factoren sind für die dichterische Production thätig. psc_148.007
Zunächst ist auch hier ein ewiger Factor die Natur: die Natur psc_148.008
ist der unerschöpfliche Stoff des Dichters und dadurch Factor psc_148.009
der Production — die Natur, die sich ewig gleich bleibt und psc_148.010
sich ewig erneut; alle Erscheinungen dieser Welt, sowohl die, psc_148.011
welche wirklich sind, als die Folgerungen, welche daran hängen. psc_148.012
Hierüber ist näher zu handeln im Kapitel vom Stoff (äußere psc_148.013
und innere Welt, und die dritte Welt, welche eigentlich schon psc_148.014
in das „Kapital“ gehört). Aber diese Erfassung der Natur, psc_148.015
des Stoffes setzt die persönliche Arbeit des Dichters voraus. psc_148.016
Der Dichter darf die Welt nicht ansehen wie jedermann — psc_148.017
er muß sie mit Dichteraugen ansehen.
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Doch auch dem Kapital entspricht ein Factor: es sind psc_148.019
schon angesammelte Producte vorhanden, Tradition, traditionelle psc_148.020
Stoffe, traditionelle Behandlungsart der Form, die der psc_148.021
Dichter vorfindet: das ist das Kapital, das frühere Generationen psc_148.022
für ihn sammeln. Was die übrigen Dichter vorgearbeitet psc_148.023
haben in Stoff und Form, das kann sein Auge psc_148.024
schärfen, seine Technik bereichern.
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Endlich Arbeit: die Art, wie er diese Tradition sich aneignet, psc_148.026
das Kapital fortpflanzt und vermehrt und von neuem psc_148.027
aus der poetischen Stoffwelt schöpft. Unter diesen Gesichtspunct psc_148.028
gehört die Frage, ob er Erlebtes oder Erlerntes darbietet.
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