Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_122.001 Die Poesie oder, besser gesagt, das poetische Product, psc_122.012 psc_122.023 Jn Beziehung auf den Verkehr der litterarischen Waare psc_122.024 psc_122.001 Die Poesie oder, besser gesagt, das poetische Product, psc_122.012 psc_122.023 Jn Beziehung auf den Verkehr der litterarischen Waare psc_122.024 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0138" n="122"/><lb n="psc_122.001"/> Leichtigkeit der Production bald einen Aufschwung nahm; <lb n="psc_122.002"/> der Buchhandel hat die Anerkennung der Poesie als Waare <lb n="psc_122.003"/> durchgesetzt. Jm 16. Jahrhundert waren die Buchhändlerhonorare <lb n="psc_122.004"/> noch nicht fest eingeführt; es war noch zweifelhaft, <lb n="psc_122.005"/> ob es ehrenvoll sei, ein Honorar anzunehmen. Nach und <lb n="psc_122.006"/> nach wurde es immer fester. Ganz fest ist es indessen noch <lb n="psc_122.007"/> heute nicht; wenn hochgestellte Männer, die nicht Schriftsteller <lb n="psc_122.008"/> von Beruf sind, einmal schreiben, so nehmen sie in der Regel <lb n="psc_122.009"/> kein Honorar oder widmen das Honorar öffentlichen gemeinnützigen <lb n="psc_122.010"/> Zwecken.</p> <lb n="psc_122.011"/> <p> Die Poesie oder, besser gesagt, das poetische Product, <lb n="psc_122.012"/> ist heut eine Waare wie eine andere, und die nationalökonomischen <lb n="psc_122.013"/> Gesetze des Preises und Umsatzes haben auch auf <lb n="psc_122.014"/> das poetische Product, wie auf das Buch im Allgemeinen, <lb n="psc_122.015"/> ihre Anwendung. S. <hi rendition="#aq">Zola, La question d'argent dans <lb n="psc_122.016"/> la littérature</hi>. Morley in seiner englischen Litteraturgeschichte <lb n="psc_122.017"/> fügt Angaben über die Honorare der Schriftsteller <lb n="psc_122.018"/> bei, was ich doch bei so beschränktem Raum nicht wagen <lb n="psc_122.019"/> würde zu thun. Doch wäre eine Geschichte der Preise sehr <lb n="psc_122.020"/> wünschenswerth, d. h. eine Geschichte der Honorare, und dabei <lb n="psc_122.021"/> das Verhältniß zum jeweiligen Werth des Geldes zu berücksichtigen.</p> <lb n="psc_122.022"/> <lb n="psc_122.023"/> <p> Jn Beziehung auf den Verkehr der litterarischen Waare <lb n="psc_122.024"/> hat ein ungeheurer Umschwung der alten Zeit gegenüber sich <lb n="psc_122.025"/> vollzogen. Man braucht nur an den Contrast zu denken, <lb n="psc_122.026"/> der sich im Nachrichtenwesen zeigt: der fahrende Sänger, der <lb n="psc_122.027"/> Spielmann, welcher im Mittelalter die Rolle des Journalisten <lb n="psc_122.028"/> spielt — und die Zeitungen von heute. Es hat sich auch </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0138]
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Leichtigkeit der Production bald einen Aufschwung nahm; psc_122.002
der Buchhandel hat die Anerkennung der Poesie als Waare psc_122.003
durchgesetzt. Jm 16. Jahrhundert waren die Buchhändlerhonorare psc_122.004
noch nicht fest eingeführt; es war noch zweifelhaft, psc_122.005
ob es ehrenvoll sei, ein Honorar anzunehmen. Nach und psc_122.006
nach wurde es immer fester. Ganz fest ist es indessen noch psc_122.007
heute nicht; wenn hochgestellte Männer, die nicht Schriftsteller psc_122.008
von Beruf sind, einmal schreiben, so nehmen sie in der Regel psc_122.009
kein Honorar oder widmen das Honorar öffentlichen gemeinnützigen psc_122.010
Zwecken.
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Die Poesie oder, besser gesagt, das poetische Product, psc_122.012
ist heut eine Waare wie eine andere, und die nationalökonomischen psc_122.013
Gesetze des Preises und Umsatzes haben auch auf psc_122.014
das poetische Product, wie auf das Buch im Allgemeinen, psc_122.015
ihre Anwendung. S. Zola, La question d'argent dans psc_122.016
la littérature. Morley in seiner englischen Litteraturgeschichte psc_122.017
fügt Angaben über die Honorare der Schriftsteller psc_122.018
bei, was ich doch bei so beschränktem Raum nicht wagen psc_122.019
würde zu thun. Doch wäre eine Geschichte der Preise sehr psc_122.020
wünschenswerth, d. h. eine Geschichte der Honorare, und dabei psc_122.021
das Verhältniß zum jeweiligen Werth des Geldes zu berücksichtigen.
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Jn Beziehung auf den Verkehr der litterarischen Waare psc_122.024
hat ein ungeheurer Umschwung der alten Zeit gegenüber sich psc_122.025
vollzogen. Man braucht nur an den Contrast zu denken, psc_122.026
der sich im Nachrichtenwesen zeigt: der fahrende Sänger, der psc_122.027
Spielmann, welcher im Mittelalter die Rolle des Journalisten psc_122.028
spielt — und die Zeitungen von heute. Es hat sich auch
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(2015-09-30T09:54:39Z)
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