Wißbaden, wie oben gezeiget worden, eine Wohnstadt von sehr hohem Alter ist? Und wie sollte sich dieser Umstand der Sache (wenn er ja würcklich Grund hätte) durch so viele hundert Jahre hindurch, bey den vielen grossen Veränderungen, die unsere Stadt erlitten, mündlich haben erhalten können? Wäre es doch ja auf solche Art eine Sache gewesen, die nichts besonderes und ausserordentliches in sich gehalten, und also auch nicht verdienet hat, durch eine mündliche Sage mühsam fortgepflantzet zu werden. Geschichts doch noch alltäglich, daß starke Wasser-Quellen, ehe sie ihren gehörigen Ablauf finden, mehrmalen einen und den andern kleinen See oder Weyher machen. Allein wer wird sich in den Sinn nehmen, hieraus ein solches besonderes Werck zu machen, welches würdig wäre, auf manche hundert, ja tausend Jahre mündlich fortgepflantzet, oder im Andencken erhalten zu werden? Wollte aber jemand gar vermuthen, es habe zwar das alte Wißbad eine Zeit lang hindurch seine zahlreiche Einwohner gehabt, dieselbe aber hätten bey den vorhanden gewesenen warmen Quellen dieses Ortes keine ordentliche Bäder und Badhäuser oder Hütten, nach der Art ihrer Zeit, angerichtet, sondern nur allein diese Quellen in einen See zusammen geleitet, und sich, nebst andern angekommenen Bad-Gästen, darin, als in einer offenen Schwemme,
Wißbaden, wie oben gezeiget worden, eine Wohnstadt von sehr hohem Alter ist? Und wie sollte sich dieser Umstand der Sache (wenn er ja würcklich Grund hätte) durch so viele hundert Jahre hindurch, bey den vielen grossen Veränderungen, die unsere Stadt erlitten, mündlich haben erhalten können? Wäre es doch ja auf solche Art eine Sache gewesen, die nichts besonderes und ausserordentliches in sich gehalten, und also auch nicht verdienet hat, durch eine mündliche Sage mühsam fortgepflantzet zu werden. Geschichts doch noch alltäglich, daß starke Wasser-Quellen, ehe sie ihren gehörigen Ablauf finden, mehrmalen einen und den andern kleinen See oder Weyher machen. Allein wer wird sich in den Sinn nehmen, hieraus ein solches besonderes Werck zu machen, welches würdig wäre, auf manche hundert, ja tausend Jahre mündlich fortgepflantzet, oder im Andencken erhalten zu werden? Wollte aber jemand gar vermuthen, es habe zwar das alte Wißbad eine Zeit lang hindurch seine zahlreiche Einwohner gehabt, dieselbe aber hätten bey den vorhanden gewesenen warmen Quellen dieses Ortes keine ordentliche Bäder und Badhäuser oder Hütten, nach der Art ihrer Zeit, angerichtet, sondern nur allein diese Quellen in einen See zusammen geleitet, und sich, nebst andern angekommenen Bad-Gästen, darin, als in einer offenen Schwemme,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0079"n="43"/>
Wißbaden, wie oben gezeiget worden, eine Wohnstadt von sehr hohem Alter ist? Und wie sollte sich dieser Umstand der Sache (wenn er ja würcklich Grund hätte) durch so viele hundert Jahre hindurch, bey den vielen grossen Veränderungen, die unsere Stadt erlitten, mündlich haben erhalten können? Wäre es doch ja auf solche Art eine Sache gewesen, die nichts besonderes und ausserordentliches in sich gehalten, und also auch nicht verdienet hat, durch eine mündliche Sage mühsam fortgepflantzet zu werden. Geschichts doch noch alltäglich, daß starke Wasser-Quellen, ehe sie ihren gehörigen Ablauf finden, mehrmalen einen und den andern kleinen See oder Weyher machen. Allein wer wird sich in den Sinn nehmen, hieraus ein solches besonderes Werck zu machen, welches würdig wäre, auf manche hundert, ja tausend Jahre mündlich fortgepflantzet, oder im Andencken erhalten zu werden? Wollte aber jemand gar vermuthen, es habe zwar das alte Wißbad eine Zeit lang hindurch seine zahlreiche Einwohner gehabt, dieselbe aber hätten bey den vorhanden gewesenen warmen Quellen dieses Ortes keine ordentliche Bäder und Badhäuser oder Hütten, nach der Art ihrer Zeit, angerichtet, sondern nur allein diese Quellen in einen See zusammen geleitet, und sich, nebst andern angekommenen Bad-Gästen, darin, als in einer offenen Schwemme,
</p></div></div></body></text></TEI>
[43/0079]
Wißbaden, wie oben gezeiget worden, eine Wohnstadt von sehr hohem Alter ist? Und wie sollte sich dieser Umstand der Sache (wenn er ja würcklich Grund hätte) durch so viele hundert Jahre hindurch, bey den vielen grossen Veränderungen, die unsere Stadt erlitten, mündlich haben erhalten können? Wäre es doch ja auf solche Art eine Sache gewesen, die nichts besonderes und ausserordentliches in sich gehalten, und also auch nicht verdienet hat, durch eine mündliche Sage mühsam fortgepflantzet zu werden. Geschichts doch noch alltäglich, daß starke Wasser-Quellen, ehe sie ihren gehörigen Ablauf finden, mehrmalen einen und den andern kleinen See oder Weyher machen. Allein wer wird sich in den Sinn nehmen, hieraus ein solches besonderes Werck zu machen, welches würdig wäre, auf manche hundert, ja tausend Jahre mündlich fortgepflantzet, oder im Andencken erhalten zu werden? Wollte aber jemand gar vermuthen, es habe zwar das alte Wißbad eine Zeit lang hindurch seine zahlreiche Einwohner gehabt, dieselbe aber hätten bey den vorhanden gewesenen warmen Quellen dieses Ortes keine ordentliche Bäder und Badhäuser oder Hütten, nach der Art ihrer Zeit, angerichtet, sondern nur allein diese Quellen in einen See zusammen geleitet, und sich, nebst andern angekommenen Bad-Gästen, darin, als in einer offenen Schwemme,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-24T12:08:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-24T12:08:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-24T12:08:31Z)
Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schenck_wissbaden_1758/79>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.