Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Der Begriff des academischen Studium wies
uns einerseits zu dem höhern Begriff eines
vorhandenen Ganzen von Wissenschaften zu¬
rück, welches wir in seiner obersten Idee,
dem Urwissen, zu fassen suchten; andrerseits
führt er uns auf die besondern Bedingungen,
unter welchen die Wissenschaften auf unsern
Academieen gelehrt und mitgetheilt werden.

Wohl könnte es des Philosophen wür¬
diger scheinen, von dem Ganzen der Wissen¬
schaften ein unabhängiges Bild zu entwerfen
und die Art der ersten Erkenntniß desselben
an sich selbst, ohne Beziehung auf die For¬
men bloß gegenwärtiger Einrichtungen, vor¬
zuschreiben. Allein ich glaube in dem Fol¬
genden beweisen zu können, daß eben auch
diese Formen in dem Geist der neueren
Welt nothwendig waren, und wenig¬
stens äußere Bedingungen der Wechseldurch¬
dringung der verschiedenartigen Elemente ihrer
Bildung so lange seyn werden, bis durch

Der Begriff des academiſchen Studium wies
uns einerſeits zu dem hoͤhern Begriff eines
vorhandenen Ganzen von Wiſſenſchaften zu¬
ruͤck, welches wir in ſeiner oberſten Idee,
dem Urwiſſen, zu faſſen ſuchten; andrerſeits
fuͤhrt er uns auf die beſondern Bedingungen,
unter welchen die Wiſſenſchaften auf unſern
Academieen gelehrt und mitgetheilt werden.

Wohl koͤnnte es des Philoſophen wuͤr¬
diger ſcheinen, von dem Ganzen der Wiſſen¬
ſchaften ein unabhaͤngiges Bild zu entwerfen
und die Art der erſten Erkenntniß deſſelben
an ſich ſelbſt, ohne Beziehung auf die For¬
men bloß gegenwaͤrtiger Einrichtungen, vor¬
zuſchreiben. Allein ich glaube in dem Fol¬
genden beweiſen zu koͤnnen, daß eben auch
dieſe Formen in dem Geiſt der neueren
Welt nothwendig waren, und wenig¬
ſtens aͤußere Bedingungen der Wechſeldurch¬
dringung der verſchiedenartigen Elemente ihrer
Bildung ſo lange ſeyn werden, bis durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0038" n="19 [29]"/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>er Begriff des academi&#x017F;chen Studium wies<lb/>
uns einer&#x017F;eits zu dem ho&#x0364;hern Begriff eines<lb/>
vorhandenen Ganzen von Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften zu¬<lb/>
ru&#x0364;ck, welches wir in &#x017F;einer ober&#x017F;ten Idee,<lb/>
dem Urwi&#x017F;&#x017F;en, zu fa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;uchten; andrer&#x017F;eits<lb/>
fu&#x0364;hrt er uns auf die be&#x017F;ondern Bedingungen,<lb/>
unter welchen die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften auf un&#x017F;ern<lb/>
Academieen gelehrt und mitgetheilt werden.</p><lb/>
        <p>Wohl ko&#x0364;nnte es des Philo&#x017F;ophen wu&#x0364;r¬<lb/>
diger &#x017F;cheinen, von dem Ganzen der Wi&#x017F;&#x017F;en¬<lb/>
&#x017F;chaften ein unabha&#x0364;ngiges Bild zu entwerfen<lb/>
und die Art der er&#x017F;ten Erkenntniß de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, ohne Beziehung auf die For¬<lb/>
men bloß gegenwa&#x0364;rtiger Einrichtungen, vor¬<lb/>
zu&#x017F;chreiben. Allein ich glaube in dem Fol¬<lb/>
genden bewei&#x017F;en zu ko&#x0364;nnen, daß eben auch<lb/>
die&#x017F;e Formen in dem Gei&#x017F;t der neueren<lb/>
Welt nothwendig waren, und wenig¬<lb/>
&#x017F;tens a&#x0364;ußere Bedingungen der Wech&#x017F;eldurch¬<lb/>
dringung der ver&#x017F;chiedenartigen Elemente ihrer<lb/>
Bildung &#x017F;o lange &#x017F;eyn werden, bis durch<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19 [29]/0038] Der Begriff des academiſchen Studium wies uns einerſeits zu dem hoͤhern Begriff eines vorhandenen Ganzen von Wiſſenſchaften zu¬ ruͤck, welches wir in ſeiner oberſten Idee, dem Urwiſſen, zu faſſen ſuchten; andrerſeits fuͤhrt er uns auf die beſondern Bedingungen, unter welchen die Wiſſenſchaften auf unſern Academieen gelehrt und mitgetheilt werden. Wohl koͤnnte es des Philoſophen wuͤr¬ diger ſcheinen, von dem Ganzen der Wiſſen¬ ſchaften ein unabhaͤngiges Bild zu entwerfen und die Art der erſten Erkenntniß deſſelben an ſich ſelbſt, ohne Beziehung auf die For¬ men bloß gegenwaͤrtiger Einrichtungen, vor¬ zuſchreiben. Allein ich glaube in dem Fol¬ genden beweiſen zu koͤnnen, daß eben auch dieſe Formen in dem Geiſt der neueren Welt nothwendig waren, und wenig¬ ſtens aͤußere Bedingungen der Wechſeldurch¬ dringung der verſchiedenartigen Elemente ihrer Bildung ſo lange ſeyn werden, bis durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/38
Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 19 [29]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/38>, abgerufen am 23.11.2024.