Schriften oder Lehrvorträgen behaupten wol¬ len, und selbst den Schülern lächerlich werden, indem sie das Unvereinbare und Widersprechen¬ de damit zu vereinen suchen, auch das Wissen¬ schaftliche wie einen historischen Gegenstand behandeln, und da sie von Beweisen reden, doch immer nur zu erzählen vermögen: auf die man anwenden möchte, was zu seiner Zeit Ga¬ lenus von dem großen Haufen der Aerzte ge¬ sagt hat: So ungeübt und ungebildet und da¬ bey so frech und schnell im Beweisen, wenn sie schon nicht wissen, was ein Beweis ist -- wie soll man mit diesen vernunftlosen Wesen noch länger streiten und seine Zeit an ihren Erbärm¬ lichkeiten verlieren!
Dieselben Gesetze, welche die Metamor¬ phosen der Krankheit bestimmen, bestimmen auch die allgemeinen und bleibenden Verwand¬ lungen, welche die Natur in der Production der verschiedenen Gattungen übt. Denn auch diese beruhen einzig auf der steten Wiederholung eines und desselben Grundtypus mit beständig verän¬ derten Verhältnissen, und es ist offenbar, daß
Schriften oder Lehrvortraͤgen behaupten wol¬ len, und ſelbſt den Schuͤlern laͤcherlich werden, indem ſie das Unvereinbare und Widerſprechen¬ de damit zu vereinen ſuchen, auch das Wiſſen¬ ſchaftliche wie einen hiſtoriſchen Gegenſtand behandeln, und da ſie von Beweiſen reden, doch immer nur zu erzaͤhlen vermoͤgen: auf die man anwenden moͤchte, was zu ſeiner Zeit Ga¬ lenus von dem großen Haufen der Aerzte ge¬ ſagt hat: So ungeuͤbt und ungebildet und da¬ bey ſo frech und ſchnell im Beweiſen, wenn ſie ſchon nicht wiſſen, was ein Beweis iſt — wie ſoll man mit dieſen vernunftloſen Weſen noch laͤnger ſtreiten und ſeine Zeit an ihren Erbaͤrm¬ lichkeiten verlieren!
Dieſelben Geſetze, welche die Metamor¬ phoſen der Krankheit beſtimmen, beſtimmen auch die allgemeinen und bleibenden Verwand¬ lungen, welche die Natur in der Production der verſchiedenen Gattungen uͤbt. Denn auch dieſe beruhen einzig auf der ſteten Wiederholung eines und deſſelben Grundtypus mit beſtaͤndig veraͤn¬ derten Verhaͤltniſſen, und es iſt offenbar, daß
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Schriften oder Lehrvortraͤgen behaupten wol¬
len, und ſelbſt den Schuͤlern laͤcherlich werden,
indem ſie das Unvereinbare und Widerſprechen¬
de damit zu vereinen ſuchen, auch das Wiſſen¬
ſchaftliche wie einen hiſtoriſchen Gegenſtand
behandeln, und da ſie von Beweiſen reden,
doch immer nur zu erzaͤhlen vermoͤgen: auf die
man anwenden moͤchte, was zu ſeiner Zeit Ga¬
lenus von dem großen Haufen der Aerzte ge¬
ſagt hat: So ungeuͤbt und ungebildet und da¬
bey ſo frech und ſchnell im Beweiſen, wenn ſie
ſchon nicht wiſſen, was ein Beweis iſt — wie
ſoll man mit dieſen vernunftloſen Weſen noch
laͤnger ſtreiten und ſeine Zeit an ihren Erbaͤrm¬
lichkeiten verlieren!
Dieſelben Geſetze, welche die Metamor¬
phoſen der Krankheit beſtimmen, beſtimmen
auch die allgemeinen und bleibenden Verwand¬
lungen, welche die Natur in der Production
der verſchiedenen Gattungen uͤbt. Denn auch dieſe
beruhen einzig auf der ſteten Wiederholung eines
und deſſelben Grundtypus mit beſtaͤndig veraͤn¬
derten Verhaͤltniſſen, und es iſt offenbar, daß
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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