Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Bild des Universum, Ausdruck des Absolu¬
ten ist, nenne ich das göttliche Verhältniß.
Brown hat allein auf das erste als das vor¬
nehmste für die medicinische Kunst reflectirt,
aber deshalb das andere nicht positiv ausge¬
schlossen, dessen Gesetze allein den Arzt die
Gründe der Formen, den ersten und hauptsäch¬
lichsten Sitz des Misverhältnisses lehren, ihn
in der Wahl der Mittel leiten, und über das,
was der Mangel an Abstraction das Specifische
in der Wirkung der letztern sowohl als in den Er¬
scheinungen der Krankheit genannt hat, verstän¬
digen. Daß nach dieser Ansicht auch die Lehre
von den Arzneymitteln keine eigene Scienz,
sondern nur ein Element der allgemeinen Wis¬
senschaft der organischen Natur sey, versteht
sich von selbst.

Ich müßte nur das, von würdigen Män¬
nern, vielfach Gesagte wiederholen, wenn ich
beweisen wollte, daß die Wissenschaft der Me¬
dicin in diesem Sinne nicht nur überhaupt phi¬
losophische Bildung des Geistes, sondern auch
Grundsätze der Philosophie voraussetze: und,

Bild des Univerſum, Ausdruck des Abſolu¬
ten iſt, nenne ich das goͤttliche Verhaͤltniß.
Brown hat allein auf das erſte als das vor¬
nehmſte fuͤr die mediciniſche Kunſt reflectirt,
aber deshalb das andere nicht poſitiv ausge¬
ſchloſſen, deſſen Geſetze allein den Arzt die
Gruͤnde der Formen, den erſten und hauptſaͤch¬
lichſten Sitz des Misverhaͤltniſſes lehren, ihn
in der Wahl der Mittel leiten, und uͤber das,
was der Mangel an Abſtraction das Specifiſche
in der Wirkung der letztern ſowohl als in den Er¬
ſcheinungen der Krankheit genannt hat, verſtaͤn¬
digen. Daß nach dieſer Anſicht auch die Lehre
von den Arzneymitteln keine eigene Scienz,
ſondern nur ein Element der allgemeinen Wiſ¬
ſenſchaft der organiſchen Natur ſey, verſteht
ſich von ſelbſt.

Ich muͤßte nur das, von wuͤrdigen Maͤn¬
nern, vielfach Geſagte wiederholen, wenn ich
beweiſen wollte, daß die Wiſſenſchaft der Me¬
dicin in dieſem Sinne nicht nur uͤberhaupt phi¬
loſophiſche Bildung des Geiſtes, ſondern auch
Grundſaͤtze der Philoſophie vorausſetze: und,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0304" n="295"/>
Bild des Univer&#x017F;um, Ausdruck des Ab&#x017F;olu¬<lb/>
ten i&#x017F;t, nenne ich das go&#x0364;ttliche Verha&#x0364;ltniß.<lb/>
Brown hat allein auf das er&#x017F;te als das vor¬<lb/>
nehm&#x017F;te fu&#x0364;r die medicini&#x017F;che Kun&#x017F;t reflectirt,<lb/>
aber deshalb das andere nicht po&#x017F;itiv ausge¬<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, de&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;etze allein den Arzt die<lb/>
Gru&#x0364;nde der Formen, den er&#x017F;ten und haupt&#x017F;a&#x0364;ch¬<lb/>
lich&#x017F;ten Sitz des Misverha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;es lehren, ihn<lb/>
in der Wahl der Mittel leiten, und u&#x0364;ber das,<lb/>
was der Mangel an Ab&#x017F;traction das Specifi&#x017F;che<lb/>
in der Wirkung der letztern &#x017F;owohl als in den Er¬<lb/>
&#x017F;cheinungen der Krankheit genannt hat, ver&#x017F;ta&#x0364;n¬<lb/>
digen. Daß nach die&#x017F;er An&#x017F;icht auch die Lehre<lb/>
von den Arzneymitteln keine eigene Scienz,<lb/>
&#x017F;ondern nur ein Element der allgemeinen Wi&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaft der organi&#x017F;chen Natur &#x017F;ey, ver&#x017F;teht<lb/>
&#x017F;ich von &#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Ich mu&#x0364;ßte nur das, von wu&#x0364;rdigen Ma&#x0364;n¬<lb/>
nern, vielfach Ge&#x017F;agte wiederholen, wenn ich<lb/>
bewei&#x017F;en wollte, daß die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft der Me¬<lb/>
dicin in die&#x017F;em Sinne nicht nur u&#x0364;berhaupt phi¬<lb/>
lo&#x017F;ophi&#x017F;che Bildung des Gei&#x017F;tes, &#x017F;ondern auch<lb/>
Grund&#x017F;a&#x0364;tze der Philo&#x017F;ophie voraus&#x017F;etze: und,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0304] Bild des Univerſum, Ausdruck des Abſolu¬ ten iſt, nenne ich das goͤttliche Verhaͤltniß. Brown hat allein auf das erſte als das vor¬ nehmſte fuͤr die mediciniſche Kunſt reflectirt, aber deshalb das andere nicht poſitiv ausge¬ ſchloſſen, deſſen Geſetze allein den Arzt die Gruͤnde der Formen, den erſten und hauptſaͤch¬ lichſten Sitz des Misverhaͤltniſſes lehren, ihn in der Wahl der Mittel leiten, und uͤber das, was der Mangel an Abſtraction das Specifiſche in der Wirkung der letztern ſowohl als in den Er¬ ſcheinungen der Krankheit genannt hat, verſtaͤn¬ digen. Daß nach dieſer Anſicht auch die Lehre von den Arzneymitteln keine eigene Scienz, ſondern nur ein Element der allgemeinen Wiſ¬ ſenſchaft der organiſchen Natur ſey, verſteht ſich von ſelbſt. Ich muͤßte nur das, von wuͤrdigen Maͤn¬ nern, vielfach Geſagte wiederholen, wenn ich beweiſen wollte, daß die Wiſſenſchaft der Me¬ dicin in dieſem Sinne nicht nur uͤberhaupt phi¬ loſophiſche Bildung des Geiſtes, ſondern auch Grundſaͤtze der Philoſophie vorausſetze: und,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/304
Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/304>, abgerufen am 05.05.2024.