Jn lauen Nächten, S. 168. Z. 3. Der Einfluß, den der Abend und die Nacht auf das Gemüth äußern, be- steht darin, daß Abends die Thätigkeit der Phantasie am leichtesten aufgeregt und be- fördert wird, heftige Leidenschaften und lebhafte Affecten in wohlgeordneten Ge- müthern am meisten schweigen und ruhig werden, daß keine Tageszeit so sehr als diese zur Beschäftigung mit religiösen Jdeen auffordert, die Sehnsucht der Ge- müther nach ihren Lieben und Freunden mehr erweckt und das Herz der Vertrau- lichkeit öffnet, aber auch, nach Beschaffen- heit der Umstände, den Gefühlen der Bangigkeit, des Schauers, der Furcht und des Schreckens preis giebt. Wer sich hierüber weitläuftiger zu belehren wünscht, lese die interessante Abhandlung des Herrn Adjunct Tzschirner in Maucharts allgemeinem Reper-
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Jn lauen Naͤchten, S. 168. Z. 3. Der Einfluß, den der Abend und die Nacht auf das Gemuͤth aͤußern, be- ſteht darin, daß Abends die Thaͤtigkeit der Phantaſie am leichteſten aufgeregt und be- foͤrdert wird, heftige Leidenſchaften und lebhafte Affecten in wohlgeordneten Ge- muͤthern am meiſten ſchweigen und ruhig werden, daß keine Tageszeit ſo ſehr als dieſe zur Beſchaͤftigung mit religioͤſen Jdeen auffordert, die Sehnſucht der Ge- muͤther nach ihren Lieben und Freunden mehr erweckt und das Herz der Vertrau- lichkeit oͤffnet, aber auch, nach Beſchaffen- heit der Umſtaͤnde, den Gefuͤhlen der Bangigkeit, des Schauers, der Furcht und des Schreckens preis giebt. Wer ſich hieruͤber weitlaͤuftiger zu belehren wuͤnſcht, leſe die intereſſante Abhandlung des Herrn Adjunct Tzſchirner in Maucharts allgemeinem Reper-
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Jn lauen Naͤchten, S. 168.
Z. 3. Der Einfluß, den der Abend und
die Nacht auf das Gemuͤth aͤußern, be-
ſteht darin, daß Abends die Thaͤtigkeit der
Phantaſie am leichteſten aufgeregt und be-
foͤrdert wird, heftige Leidenſchaften und
lebhafte Affecten in wohlgeordneten Ge-
muͤthern am meiſten ſchweigen und ruhig
werden, daß keine Tageszeit ſo ſehr als
dieſe zur Beſchaͤftigung mit religioͤſen
Jdeen auffordert, die Sehnſucht der Ge-
muͤther nach ihren Lieben und Freunden
mehr erweckt und das Herz der Vertrau-
lichkeit oͤffnet, aber auch, nach Beſchaffen-
heit der Umſtaͤnde, den Gefuͤhlen der
Bangigkeit, des Schauers, der Furcht
und des Schreckens preis giebt. Wer
ſich hieruͤber weitlaͤuftiger zu belehren
wuͤnſcht, leſe die intereſſante Abhandlung
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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/279>, abgerufen am 24.11.2024.
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