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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.

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Unsere Schiffer sangen, zum Tacte der
Ruderschläge, nach wohl hergebrachter
Landessitte, Volkslieder, mit leisem, fey-
erlichem Ton, deren Jnhalt ich aber, we-
gen der verdorbenen Mundart, nicht voll-
kommen verstehen konnte. Eines, das
sich durch die Anmuth der Melodie vorzüg-
lich auszeichnete, pries die Seligkeiten
glücklicher Liebe, mit wahrhaft rührender
Naivetät."

Wer erinnert sich nicht hierbey an
Rousseaus Liebe für Lustfahrten zu Was-
ser; an dessen häufige Lustfahrten auf dem
Genfer-Bielersee u. a.

Berge. S. 128. Z. 2. Spatzier-
gänger, die sich den Eindrücken der Na-
tur nicht bloß blind hingeben, sondern mit
vollem Bewußtseyn der Gründe ihres Ver-
gnügens zu lustwandeln wünschen, können
das Eigenthümliche von den Schönheiten

Unſere Schiffer ſangen, zum Tacte der
Ruderſchlaͤge, nach wohl hergebrachter
Landesſitte, Volkslieder, mit leiſem, fey-
erlichem Ton, deren Jnhalt ich aber, we-
gen der verdorbenen Mundart, nicht voll-
kommen verſtehen konnte. Eines, das
ſich durch die Anmuth der Melodie vorzuͤg-
lich auszeichnete, pries die Seligkeiten
gluͤcklicher Liebe, mit wahrhaft ruͤhrender
Naivetaͤt.“

Wer erinnert ſich nicht hierbey an
Rouſſeaus Liebe fuͤr Luſtfahrten zu Was-
ſer; an deſſen haͤufige Luſtfahrten auf dem
Genfer-Bielerſee u. a.

Berge. S. 128. Z. 2. Spatzier-
gaͤnger, die ſich den Eindruͤcken der Na-
tur nicht bloß blind hingeben, ſondern mit
vollem Bewußtſeyn der Gruͤnde ihres Ver-
gnuͤgens zu luſtwandeln wuͤnſchen, koͤnnen
das Eigenthuͤmliche von den Schoͤnheiten

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[255/0259] Unſere Schiffer ſangen, zum Tacte der Ruderſchlaͤge, nach wohl hergebrachter Landesſitte, Volkslieder, mit leiſem, fey- erlichem Ton, deren Jnhalt ich aber, we- gen der verdorbenen Mundart, nicht voll- kommen verſtehen konnte. Eines, das ſich durch die Anmuth der Melodie vorzuͤg- lich auszeichnete, pries die Seligkeiten gluͤcklicher Liebe, mit wahrhaft ruͤhrender Naivetaͤt.“ Wer erinnert ſich nicht hierbey an Rouſſeaus Liebe fuͤr Luſtfahrten zu Was- ſer; an deſſen haͤufige Luſtfahrten auf dem Genfer-Bielerſee u. a. Berge. S. 128. Z. 2. Spatzier- gaͤnger, die ſich den Eindruͤcken der Na- tur nicht bloß blind hingeben, ſondern mit vollem Bewußtſeyn der Gruͤnde ihres Ver- gnuͤgens zu luſtwandeln wuͤnſchen, koͤnnen das Eigenthuͤmliche von den Schoͤnheiten

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Zitationshilfe: Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/259>, abgerufen am 24.11.2024.