Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

Ein Frühlingstag ist ein anderer als ein
Herbsttag, und ein Sommertag ein ande-
rer als beyde, so wie kein Tag in den vier
Jahreszeiten dem andern ganz ähnlicht;
aber sie bleiben sich doch in Absicht ihrer
allgemeinen Erscheinungen gleich.

Ohne Zweifel verdient der Frühling
unter den periodischen Naturphänomenen
den ersten Rang. Zwar hat jede Jahrs-
zeit ihre eigenen Reitze, und der Frühling
verdankt unstreitig zum Theil seinen allge-
fälligen Eindruck dem Reitze der Neuheit.
Aber wer getraute sich dessen ganze Annehm-
lichkeit auf den Reitz der Neuheit zurück-
zuführen? Der Lerche erstes Wirbeln in
den rauhen Tagen des Hornung, das Er-
blicken der ersten Frühlingsblumen, die in

Ein Fruͤhlingstag iſt ein anderer als ein
Herbſttag, und ein Sommertag ein ande-
rer als beyde, ſo wie kein Tag in den vier
Jahreszeiten dem andern ganz aͤhnlicht;
aber ſie bleiben ſich doch in Abſicht ihrer
allgemeinen Erſcheinungen gleich.

Ohne Zweifel verdient der Fruͤhling
unter den periodiſchen Naturphaͤnomenen
den erſten Rang. Zwar hat jede Jahrs-
zeit ihre eigenen Reitze, und der Fruͤhling
verdankt unſtreitig zum Theil ſeinen allge-
faͤlligen Eindruck dem Reitze der Neuheit.
Aber wer getraute ſich deſſen ganze Annehm-
lichkeit auf den Reitz der Neuheit zuruͤck-
zufuͤhren? Der Lerche erſtes Wirbeln in
den rauhen Tagen des Hornung, das Er-
blicken der erſten Fruͤhlingsblumen, die in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0173" n="169"/>
Ein Fru&#x0364;hlingstag i&#x017F;t ein anderer als ein<lb/>
Herb&#x017F;ttag, und ein Sommertag ein ande-<lb/>
rer als beyde, &#x017F;o wie kein Tag in den vier<lb/>
Jahreszeiten dem andern ganz a&#x0364;hnlicht;<lb/>
aber &#x017F;ie bleiben &#x017F;ich doch in Ab&#x017F;icht ihrer<lb/>
allgemeinen Er&#x017F;cheinungen gleich.</p><lb/>
        <p>Ohne Zweifel verdient der Fru&#x0364;hling<lb/>
unter den periodi&#x017F;chen Naturpha&#x0364;nomenen<lb/>
den er&#x017F;ten Rang. Zwar hat jede Jahrs-<lb/>
zeit ihre eigenen Reitze, und der Fru&#x0364;hling<lb/>
verdankt un&#x017F;treitig zum Theil &#x017F;einen allge-<lb/>
fa&#x0364;lligen Eindruck dem Reitze der Neuheit.<lb/>
Aber wer getraute &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en ganze Annehm-<lb/>
lichkeit auf den Reitz der Neuheit zuru&#x0364;ck-<lb/>
zufu&#x0364;hren? Der Lerche er&#x017F;tes Wirbeln in<lb/>
den rauhen Tagen des Hornung, das Er-<lb/>
blicken der er&#x017F;ten Fru&#x0364;hlingsblumen, die in<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0173] Ein Fruͤhlingstag iſt ein anderer als ein Herbſttag, und ein Sommertag ein ande- rer als beyde, ſo wie kein Tag in den vier Jahreszeiten dem andern ganz aͤhnlicht; aber ſie bleiben ſich doch in Abſicht ihrer allgemeinen Erſcheinungen gleich. Ohne Zweifel verdient der Fruͤhling unter den periodiſchen Naturphaͤnomenen den erſten Rang. Zwar hat jede Jahrs- zeit ihre eigenen Reitze, und der Fruͤhling verdankt unſtreitig zum Theil ſeinen allge- faͤlligen Eindruck dem Reitze der Neuheit. Aber wer getraute ſich deſſen ganze Annehm- lichkeit auf den Reitz der Neuheit zuruͤck- zufuͤhren? Der Lerche erſtes Wirbeln in den rauhen Tagen des Hornung, das Er- blicken der erſten Fruͤhlingsblumen, die in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/173
Zitationshilfe: Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/173>, abgerufen am 17.05.2024.