von Wald eingeschlossen wäre, wie es in Waldgegenden der Fall ist, wirken die Ein- drücke beider ganz eigen auf das Gemüth. Auf der einen Seite erfüllt die offene Land- schaft dasselbe mit lachenden Jdeen, wäh- rend auf der andern, gleichsam im Hin- tergrunde, sich im Anblick des Waldes eine ernstere und verschloßnere Natur an- kündigt. Beyde Eindrücke vermischen sich, doch so, daß der hellere Ton der offnen Landschaft, worin man lustwandelt, vor dem tiefern des entferntern Waldes in den Empfindungen der Seele vorsticht. Jn einer Waldgegend findet der umgekehrte Fall Statt; daher auch das Gemüth derer, die da leben, durch den Ton der sie umgebenden Natur sich zur Melancho- lie stimmt.
von Wald eingeſchloſſen waͤre, wie es in Waldgegenden der Fall iſt, wirken die Ein- druͤcke beider ganz eigen auf das Gemuͤth. Auf der einen Seite erfuͤllt die offene Land- ſchaft daſſelbe mit lachenden Jdeen, waͤh- rend auf der andern, gleichſam im Hin- tergrunde, ſich im Anblick des Waldes eine ernſtere und verſchloßnere Natur an- kuͤndigt. Beyde Eindruͤcke vermiſchen ſich, doch ſo, daß der hellere Ton der offnen Landſchaft, worin man luſtwandelt, vor dem tiefern des entferntern Waldes in den Empfindungen der Seele vorſticht. Jn einer Waldgegend findet der umgekehrte Fall Statt; daher auch das Gemuͤth derer, die da leben, durch den Ton der ſie umgebenden Natur ſich zur Melancho- lie ſtimmt.
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von Wald eingeſchloſſen waͤre, wie es in
Waldgegenden der Fall iſt, wirken die Ein-
druͤcke beider ganz eigen auf das Gemuͤth.
Auf der einen Seite erfuͤllt die offene Land-
ſchaft daſſelbe mit lachenden Jdeen, waͤh-
rend auf der andern, gleichſam im Hin-
tergrunde, ſich im Anblick des Waldes
eine ernſtere und verſchloßnere Natur an-
kuͤndigt. Beyde Eindruͤcke vermiſchen ſich,
doch ſo, daß der hellere Ton der offnen
Landſchaft, worin man luſtwandelt, vor
dem tiefern des entferntern Waldes in den
Empfindungen der Seele vorſticht. Jn
einer Waldgegend findet der umgekehrte
Fall Statt; daher auch das Gemuͤth
derer, die da leben, durch den Ton der
ſie umgebenden Natur ſich zur Melancho-
lie ſtimmt.
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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/156>, abgerufen am 17.05.2024.
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