Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.mancherley Nahrung, indem ich Gelegenheit *) Jn der Jris von Jacobi 1805. sagt Theron
bey Gelegenheit eines angeführten Jmpromtüs der verstorbenen Karschin: "der leichte Witz, dieUnter den Versen, die die Karschin hervorsprudelte, waren die meisten besser wie die, zu denen sie Zeit bekam. Der in Königsberg sehr bekannte Lauson, der in Allem etwas eignes hatte, improvisirte weit glücklicher, als er schrieb Ramler hat mich oft versichert, er habe zu sol- chem Jmprovisiren eine große Neigung und viel Gabe gehabt, so daß es ihm schwer geworden sey sich davon loszumachen. mancherley Nahrung, indem ich Gelegenheit *) Jn der Jris von Jacobi 1805. ſagt Theron
bey Gelegenheit eines angefuͤhrten Jmpromtuͤs der verſtorbenen Karſchin: „der leichte Witz, dieUnter den Verſen, die die Karſchin hervorſprudelte, waren die meiſten beſſer wie die, zu denen ſie Zeit bekam. Der in Koͤnigsberg ſehr bekannte Lauſon, der in Allem etwas eignes hatte, improviſirte weit gluͤcklicher, als er ſchrieb Ramler hat mich oft verſichert, er habe zu ſol- chem Jmproviſiren eine große Neigung und viel Gabe gehabt, ſo daß es ihm ſchwer geworden ſey ſich davon loszumachen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0080" n="63"/> mancherley Nahrung, indem ich Gelegenheit<lb/> hatte die <hi rendition="#g">damals</hi> beſten Dichter der Deut-<lb/> ſchen und Franzoſen zu leſen, und der Pro-<lb/> feſſor der Dichtkunſt <hi rendition="#g">Bock,</hi> der gewiß kein<lb/> ſchlechter Kopf war und oft hoͤchſt witzige<lb/> Reime und Sonnetten, beynah aus dem<lb/> Stegreif machte, ohne ſie drucken zu laſſen <note place="foot" n="*)">Jn der <hi rendition="#g">Jris</hi> von Jacobi 1805. ſagt Theron<lb/> bey Gelegenheit eines angefuͤhrten Jmpromtuͤs<lb/> der verſtorbenen Karſchin: <cit><quote>„der leichte Witz, die<lb/> „Schnelligkeit der Jdee, die Beſonnenheit ſie an-<lb/> „zuordnen, ſelbſt die Kuͤhnheit, etwas fuͤr alle Un-<lb/> „erwartetes zu ſagen, ſind nicht Jedermanns Sa-<lb/> „che. Dazu kommt die Schwierigkeit, die unſre<lb/> „Sprache dem Reim und allen leichten Dichtar-<lb/> „ten entgegenſetzt; der Jtaliener, bey dem die<lb/> „oben angefuͤhrten Eigenſchaften Volkscharakter<lb/> „ſind, dem eine ſonore, reimreiche Sprache zu<lb/> „Huͤlfe kommt, hat es daher in der Kunſt aus<lb/> „dem Stegreif zu dichten allen andern zuvorge-<lb/> „than.“</quote></cit> Unter den Verſen, die die <hi rendition="#g">Karſchin</hi><lb/> hervorſprudelte, waren die meiſten beſſer wie die,<lb/> zu denen ſie Zeit bekam. Der in Koͤnigsberg ſehr<lb/> bekannte <hi rendition="#g">Lauſon,</hi> der in Allem etwas eignes<lb/> hatte, improviſirte weit gluͤcklicher, als er ſchrieb<lb/> Ramler hat mich oft verſichert, er habe zu ſol-<lb/> chem Jmproviſiren eine große Neigung und viel<lb/> Gabe gehabt, ſo daß es ihm ſchwer geworden ſey<lb/> ſich davon loszumachen.</note>,<lb/> nebſt einem Tribunalsrath <hi rendition="#g">Ohlius,</hi> der viel<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0080]
mancherley Nahrung, indem ich Gelegenheit
hatte die damals beſten Dichter der Deut-
ſchen und Franzoſen zu leſen, und der Pro-
feſſor der Dichtkunſt Bock, der gewiß kein
ſchlechter Kopf war und oft hoͤchſt witzige
Reime und Sonnetten, beynah aus dem
Stegreif machte, ohne ſie drucken zu laſſen *),
nebſt einem Tribunalsrath Ohlius, der viel
*) Jn der Jris von Jacobi 1805. ſagt Theron
bey Gelegenheit eines angefuͤhrten Jmpromtuͤs
der verſtorbenen Karſchin: „der leichte Witz, die
„Schnelligkeit der Jdee, die Beſonnenheit ſie an-
„zuordnen, ſelbſt die Kuͤhnheit, etwas fuͤr alle Un-
„erwartetes zu ſagen, ſind nicht Jedermanns Sa-
„che. Dazu kommt die Schwierigkeit, die unſre
„Sprache dem Reim und allen leichten Dichtar-
„ten entgegenſetzt; der Jtaliener, bey dem die
„oben angefuͤhrten Eigenſchaften Volkscharakter
„ſind, dem eine ſonore, reimreiche Sprache zu
„Huͤlfe kommt, hat es daher in der Kunſt aus
„dem Stegreif zu dichten allen andern zuvorge-
„than.“ Unter den Verſen, die die Karſchin
hervorſprudelte, waren die meiſten beſſer wie die,
zu denen ſie Zeit bekam. Der in Koͤnigsberg ſehr
bekannte Lauſon, der in Allem etwas eignes
hatte, improviſirte weit gluͤcklicher, als er ſchrieb
Ramler hat mich oft verſichert, er habe zu ſol-
chem Jmproviſiren eine große Neigung und viel
Gabe gehabt, ſo daß es ihm ſchwer geworden ſey
ſich davon loszumachen.
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