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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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ein geschäftiger Traum von Wirklichkeiten
war,
die uns nur umgeben, zu denen wir mit ge-
hören, und auf welche wir selbst sehr wesentlich wir-
ken. "Ein Schatten des Schattens ist der Mensch"
sagt Pindar, und doch ist er das erste Rad unserer
sichtbaren Schöpfung, für sich und für andre trägt er,
als Engel oder als Dämon, Tod oder Leben in seinen
Händen.



D.
Das spätere Alter, nach Körper und
Geist, in meinem 69sten Jahre.

Nur mit leisem Tritt beschleicht mich das Alter,
darum aber täuscht es mich nicht. Ganz nothwendig,
ich verhehl es mir nicht, zieht es die Vorboten des
Todes nach sich, Verhärtung der festern Theile, Min-
derung und Verderbung der flüssigern, Anhäufung der
irdischen im Blute, Verstopfung der Gefäße, Abspan-
nung der Muskeln und Nerven, Bangigkeit in der
Brust, Erkältung des Herzens und Eingeweides,
Krümmung des Rückgrades, Zittern der Gliedmaßen,
Schwindel im Kopf, Verdunkelung der Sinne, kurz,
Einschrumpfung des ganzen Körpers, und öfters da-
mit auch zugleich des Geistes. Sehr bald also bin ich
nicht mehr, bin nur ein Schatten von mir -- --
weiß ichs nicht aus eigner Erfahrung, daß auch noch
das Daseyn des Geistes, theils behaglich, theils mög-
lich seyn kann? Und wenn bis ins 70 -- 80 und 90ste
Jahr, warum nicht immer noch ein Jahr länger, und
hernach wieder ein Jahr? Und wenn es nicht mehr
Blumen und Früchte trägt, warum nicht immer noch

ein geſchaͤftiger Traum von Wirklichkeiten
war,
die uns nur umgeben, zu denen wir mit ge-
hoͤren, und auf welche wir ſelbſt ſehr weſentlich wir-
ken. „Ein Schatten des Schattens iſt der Menſch„
ſagt Pindar, und doch iſt er das erſte Rad unſerer
ſichtbaren Schoͤpfung, fuͤr ſich und fuͤr andre traͤgt er,
als Engel oder als Daͤmon, Tod oder Leben in ſeinen
Haͤnden.



D.
Das ſpaͤtere Alter, nach Koͤrper und
Geiſt, in meinem 69ſten Jahre.

Nur mit leiſem Tritt beſchleicht mich das Alter,
darum aber taͤuſcht es mich nicht. Ganz nothwendig,
ich verhehl es mir nicht, zieht es die Vorboten des
Todes nach ſich, Verhaͤrtung der feſtern Theile, Min-
derung und Verderbung der fluͤſſigern, Anhaͤufung der
irdiſchen im Blute, Verſtopfung der Gefaͤße, Abſpan-
nung der Muskeln und Nerven, Bangigkeit in der
Bruſt, Erkaͤltung des Herzens und Eingeweides,
Kruͤmmung des Ruͤckgrades, Zittern der Gliedmaßen,
Schwindel im Kopf, Verdunkelung der Sinne, kurz,
Einſchrumpfung des ganzen Koͤrpers, und oͤfters da-
mit auch zugleich des Geiſtes. Sehr bald alſo bin ich
nicht mehr, bin nur ein Schatten von mir — —
weiß ichs nicht aus eigner Erfahrung, daß auch noch
das Daſeyn des Geiſtes, theils behaglich, theils moͤg-
lich ſeyn kann? Und wenn bis ins 70 — 80 und 90ſte
Jahr, warum nicht immer noch ein Jahr laͤnger, und
hernach wieder ein Jahr? Und wenn es nicht mehr
Blumen und Fruͤchte traͤgt, warum nicht immer noch

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[0544] ein geſchaͤftiger Traum von Wirklichkeiten war, die uns nur umgeben, zu denen wir mit ge- hoͤren, und auf welche wir ſelbſt ſehr weſentlich wir- ken. „Ein Schatten des Schattens iſt der Menſch„ ſagt Pindar, und doch iſt er das erſte Rad unſerer ſichtbaren Schoͤpfung, fuͤr ſich und fuͤr andre traͤgt er, als Engel oder als Daͤmon, Tod oder Leben in ſeinen Haͤnden. D. Das ſpaͤtere Alter, nach Koͤrper und Geiſt, in meinem 69ſten Jahre. Nur mit leiſem Tritt beſchleicht mich das Alter, darum aber taͤuſcht es mich nicht. Ganz nothwendig, ich verhehl es mir nicht, zieht es die Vorboten des Todes nach ſich, Verhaͤrtung der feſtern Theile, Min- derung und Verderbung der fluͤſſigern, Anhaͤufung der irdiſchen im Blute, Verſtopfung der Gefaͤße, Abſpan- nung der Muskeln und Nerven, Bangigkeit in der Bruſt, Erkaͤltung des Herzens und Eingeweides, Kruͤmmung des Ruͤckgrades, Zittern der Gliedmaßen, Schwindel im Kopf, Verdunkelung der Sinne, kurz, Einſchrumpfung des ganzen Koͤrpers, und oͤfters da- mit auch zugleich des Geiſtes. Sehr bald alſo bin ich nicht mehr, bin nur ein Schatten von mir — — weiß ichs nicht aus eigner Erfahrung, daß auch noch das Daſeyn des Geiſtes, theils behaglich, theils moͤg- lich ſeyn kann? Und wenn bis ins 70 — 80 und 90ſte Jahr, warum nicht immer noch ein Jahr laͤnger, und hernach wieder ein Jahr? Und wenn es nicht mehr Blumen und Fruͤchte traͤgt, warum nicht immer noch

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/544>, abgerufen am 23.11.2024.