Erst heute hab ich Zeit und Lüst über meinen achtzigsten Geburtstag, wie über seine Vorgänger, einige Worte meiner Bio- graphie beyzufügen.
Sein Morgen verging unter dem Em- pfange von Besuchen, von Blumen, beson- ders zweyer symmetrisch gestengelten aufgeblüh- ten Centifolien, auf deren einem Blatte der Ueberbringer, Professor Vater, die Worte vigere pergas gedruckt hatte, und andern kleinen Bescherungen, womit man ihn aus- zuzeichnen die Güte gehabt; und da mein gewöhnlicher Bewirther von seinem, als königlicher Stellvertreter in Danzig auszu- richtenden Huldigungsgeschäfte noch nicht zurückgekommen war, so wurd' ich 11/2 Meile von der Stadt bey meinem Freunde dem Dr. Jachmann beköstigt auf seinem Landgute Trutenau, in Preussen bekannt durch eine von seinem Schwiegervater J. J. Kanter angelegte Papiermühle, auf der auch Preß- spähne gemacht werden, die die englischen übertreffen sollen.
Die Versammlung war bey einer von Martha Jachmann besorgten guten Mahl- zeit recht froh, und da unser Toastmeister, krankheitswegen ihr nicht beywohnen konnte, so beschloß ich die Tischereignisse mit einigen Reimen, die in der neuen Ausgabe also lauten:
Jch sah mit herzlichem Behagen Was heut für mich die Freundschaft that,
Den 12ten Auguſt 1815.
Erſt heute hab ich Zeit und Luͤſt uͤber meinen achtzigſten Geburtstag, wie uͤber ſeine Vorgaͤnger, einige Worte meiner Bio- graphie beyzufuͤgen.
Sein Morgen verging unter dem Em- pfange von Beſuchen, von Blumen, beſon- ders zweyer ſymmetriſch geſtengelten aufgebluͤh- ten Centifolien, auf deren einem Blatte der Ueberbringer, Profeſſor Vater, die Worte vigere pergas gedruckt hatte, und andern kleinen Beſcherungen, womit man ihn aus- zuzéichnen die Guͤte gehabt; und da mein gewoͤhnlicher Bewirther von ſeinem, als koͤniglicher Stellvertreter in Danzig auszu- richtenden Huldigungsgeſchaͤfte noch nicht zuruͤckgekommen war, ſo wurd’ ich 1½ Meile von der Stadt bey meinem Freunde dem Dr. Jachmann bekoͤſtigt auf ſeinem Landgute Trutenau, in Preuſſen bekannt durch eine von ſeinem Schwiegervater J. J. Kanter angelegte Papiermuͤhle, auf der auch Preß- ſpaͤhne gemacht werden, die die engliſchen uͤbertreffen ſollen.
Die Verſammlung war bey einer von Martha Jachmann beſorgten guten Mahl- zeit recht froh, und da unſer Toaſtmeiſter, krankheitswegen ihr nicht beywohnen konnte, ſo beſchloß ich die Tiſchereigniſſe mit einigen Reimen, die in der neuen Ausgabe alſo lauten:
Jch ſah mit herzlichem Behagen Was heut fuͤr mich die Freundſchaft that,
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Den 12ten Auguſt 1815.
Erſt heute hab ich Zeit und Luͤſt uͤber
meinen achtzigſten Geburtstag, wie uͤber
ſeine Vorgaͤnger, einige Worte meiner Bio-
graphie beyzufuͤgen.
Sein Morgen verging unter dem Em-
pfange von Beſuchen, von Blumen, beſon-
ders zweyer ſymmetriſch geſtengelten aufgebluͤh-
ten Centifolien, auf deren einem Blatte der
Ueberbringer, Profeſſor Vater, die Worte
vigere pergas gedruckt hatte, und andern
kleinen Beſcherungen, womit man ihn aus-
zuzéichnen die Guͤte gehabt; und da mein
gewoͤhnlicher Bewirther von ſeinem, als
koͤniglicher Stellvertreter in Danzig auszu-
richtenden Huldigungsgeſchaͤfte noch nicht
zuruͤckgekommen war, ſo wurd’ ich 1½ Meile
von der Stadt bey meinem Freunde dem Dr.
Jachmann bekoͤſtigt auf ſeinem Landgute
Trutenau, in Preuſſen bekannt durch eine
von ſeinem Schwiegervater J. J. Kanter
angelegte Papiermuͤhle, auf der auch Preß-
ſpaͤhne gemacht werden, die die engliſchen
uͤbertreffen ſollen.
Die Verſammlung war bey einer von
Martha Jachmann beſorgten guten Mahl-
zeit recht froh, und da unſer Toaſtmeiſter,
krankheitswegen ihr nicht beywohnen konnte,
ſo beſchloß ich die Tiſchereigniſſe mit einigen
Reimen, die in der neuen Ausgabe alſo lauten:
Jch ſah mit herzlichem Behagen
Was heut fuͤr mich die Freundſchaft that,
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/505>, abgerufen am 22.11.2024.
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