Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Stärkung, ohne Aesculap,
Der müden Jugend schafft.

Wird träg und flach der Geistesstrom,
Das Zungenruder schwer,
Das Füllhorn der Gesprächigkeit
Nur zu geschwind oft leer.
Blieb von der Launenheiterkeit,
Die im Gesellschaftskampf
Aufblühte, Flammen schlug, gleich nichts,
Als Asche oder Dampf.
Das Gartenbeet, von dem ich gern
Duftreiche Sträuschen schnitt,
Der Acker, der auch Früchte trug
Für den, der Mangel litt,
Stehn beyde gleich vom Schnee bedeckt,
Ganz Blum- und Aehrenlos -- --
Mit Wucher giebt den Einsaatfleiß
Zurück der Erdenschooß.
Es wird des Lebens Art und Kunst
Oft nur zu viel geliebt,
Weil man vom Tode wähnt, er nimmt
Mehr, als er wieder giebt.
Allein, fürwahr, um Art und Kunst
Jst's nicht durch ihn geschehn,

Die Staͤrkung, ohne Aesculap,
Der muͤden Jugend ſchafft.

Wird traͤg und flach der Geiſtesſtrom,
Das Zungenruder ſchwer,
Das Fuͤllhorn der Geſpraͤchigkeit
Nur zu geſchwind oft leer.
Blieb von der Launenheiterkeit,
Die im Geſellſchaftskampf
Aufbluͤhte, Flammen ſchlug, gleich nichts,
Als Aſche oder Dampf.
Das Gartenbeet, von dem ich gern
Duftreiche Straͤuschen ſchnitt,
Der Acker, der auch Fruͤchte trug
Fuͤr den, der Mangel litt,
Stehn beyde gleich vom Schnee bedeckt,
Ganz Blum- und Aehrenlos — —
Mit Wucher giebt den Einſaatfleiß
Zuruͤck der Erdenſchooß.
Es wird des Lebens Art und Kunſt
Oft nur zu viel geliebt,
Weil man vom Tode waͤhnt, er nimmt
Mehr, als er wieder giebt.
Allein, fuͤrwahr, um Art und Kunſt
Jſt’s nicht durch ihn geſchehn,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="8">
              <pb facs="#f0480" n="463"/>
              <l>Die Sta&#x0364;rkung, ohne Aesculap,</l><lb/>
              <l>Der mu&#x0364;den Jugend &#x017F;chafft.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Wird tra&#x0364;g und flach der Gei&#x017F;tes&#x017F;trom,</l><lb/>
              <l>Das Zungenruder &#x017F;chwer,</l><lb/>
              <l>Das Fu&#x0364;llhorn der Ge&#x017F;pra&#x0364;chigkeit</l><lb/>
              <l>Nur zu ge&#x017F;chwind oft leer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Blieb von der Launenheiterkeit,</l><lb/>
              <l>Die im Ge&#x017F;ell&#x017F;chaftskampf</l><lb/>
              <l>Aufblu&#x0364;hte, Flammen &#x017F;chlug, gleich nichts,</l><lb/>
              <l>Als A&#x017F;che oder Dampf.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Das Gartenbeet, von dem ich gern</l><lb/>
              <l>Duftreiche Stra&#x0364;uschen &#x017F;chnitt,</l><lb/>
              <l>Der Acker, der auch Fru&#x0364;chte trug</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r den, der Mangel litt,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Stehn beyde gleich vom Schnee bedeckt,</l><lb/>
              <l>Ganz Blum- und Aehrenlos &#x2014; &#x2014;</l><lb/>
              <l>Mit Wucher giebt den Ein&#x017F;aatfleiß</l><lb/>
              <l>Zuru&#x0364;ck der Erden&#x017F;chooß.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>Es wird des Lebens Art und Kun&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Oft nur zu viel geliebt,</l><lb/>
              <l>Weil man vom Tode wa&#x0364;hnt, er nimmt</l><lb/>
              <l>Mehr, als er wieder giebt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Allein, fu&#x0364;rwahr, um Art und Kun&#x017F;t</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t&#x2019;s nicht durch ihn ge&#x017F;chehn,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[463/0480] Die Staͤrkung, ohne Aesculap, Der muͤden Jugend ſchafft. Wird traͤg und flach der Geiſtesſtrom, Das Zungenruder ſchwer, Das Fuͤllhorn der Geſpraͤchigkeit Nur zu geſchwind oft leer. Blieb von der Launenheiterkeit, Die im Geſellſchaftskampf Aufbluͤhte, Flammen ſchlug, gleich nichts, Als Aſche oder Dampf. Das Gartenbeet, von dem ich gern Duftreiche Straͤuschen ſchnitt, Der Acker, der auch Fruͤchte trug Fuͤr den, der Mangel litt, Stehn beyde gleich vom Schnee bedeckt, Ganz Blum- und Aehrenlos — — Mit Wucher giebt den Einſaatfleiß Zuruͤck der Erdenſchooß. Es wird des Lebens Art und Kunſt Oft nur zu viel geliebt, Weil man vom Tode waͤhnt, er nimmt Mehr, als er wieder giebt. Allein, fuͤrwahr, um Art und Kunſt Jſt’s nicht durch ihn geſchehn,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/480
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/480>, abgerufen am 22.11.2024.