cherley Veranstaltungen erschwerten Lasten noch saurer machen. Der Gang durch das bürgerliche Leben hat seine eignen, von ihm unabtrennbare Schwierigkeiten, allein auch viele Vortheile -- die Hauptkunst der Ge- setzgebung soll darauf ausgehen, erstere zu vermindern, letztere zu vermehren, und kann ihres Zweckes nicht ärger verfehlen, als wenn sie von den Eigenthümlichkeiten der Menschennatur abweicht und, dieser Ver- fehlung wegen, ihre Vorschriften immer abändern muß -- der Windwechsel auf der See ist nicht so schädlich, wie das häufige Declariren oder Zurücknehmen der Verord- nungen -- wenn der Oberaufseher der Lösch- anstalten nicht früh genug einen festen Plan entwirft, was er dem Feuer überlassen will, um das übrige zu retten, so greift das Feuer gewiß so um sich, daß ihm am Ende auch das Anfangs Rettmögliche hingegeben werden muß. -- Ueber diesen Text liesse sich in unsern Tagen viel predigen, wer aber die Morgenandacht aus Schlaflust versäumt, schläft auch gemeinhin in der Nachmittagskir- che -- das öffentliche oder Geschäftsleben scheint so verpfuscht zu seyn, daß darüber etwas zu sagen nur die Pfuscherey vermehren
cherley Veranſtaltungen erſchwerten Laſten noch ſaurer machen. Der Gang durch das buͤrgerliche Leben hat ſeine eignen, von ihm unabtrennbare Schwierigkeiten, allein auch viele Vortheile — die Hauptkunſt der Ge- ſetzgebung ſoll darauf ausgehen, erſtere zu vermindern, letztere zu vermehren, und kann ihres Zweckes nicht aͤrger verfehlen, als wenn ſie von den Eigenthuͤmlichkeiten der Menſchennatur abweicht und, dieſer Ver- fehlung wegen, ihre Vorſchriften immer abaͤndern muß — der Windwechſel auf der See iſt nicht ſo ſchaͤdlich, wie das haͤufige Declariren oder Zuruͤcknehmen der Verord- nungen — wenn der Oberaufſeher der Loͤſch- anſtalten nicht fruͤh genug einen feſten Plan entwirft, was er dem Feuer uͤberlaſſen will, um das uͤbrige zu retten, ſo greift das Feuer gewiß ſo um ſich, daß ihm am Ende auch das Anfangs Rettmoͤgliche hingegeben werden muß. — Ueber dieſen Text lieſſe ſich in unſern Tagen viel predigen, wer aber die Morgenandacht aus Schlafluſt verſaͤumt, ſchlaͤft auch gemeinhin in der Nachmittagskir- che — das oͤffentliche oder Geſchaͤftsleben ſcheint ſo verpfuſcht zu ſeyn, daß daruͤber etwas zu ſagen nur die Pfuſcherey vermehren
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cherley Veranſtaltungen erſchwerten Laſten
noch ſaurer machen. Der Gang durch das
buͤrgerliche Leben hat ſeine eignen, von ihm
unabtrennbare Schwierigkeiten, allein auch
viele Vortheile — die Hauptkunſt der Ge-
ſetzgebung ſoll darauf ausgehen, erſtere zu
vermindern, letztere zu vermehren, und kann
ihres Zweckes nicht aͤrger verfehlen, als
wenn ſie von den Eigenthuͤmlichkeiten der
Menſchennatur abweicht und, dieſer Ver-
fehlung wegen, ihre Vorſchriften immer
abaͤndern muß — der Windwechſel auf der
See iſt nicht ſo ſchaͤdlich, wie das haͤufige
Declariren oder Zuruͤcknehmen der Verord-
nungen — wenn der Oberaufſeher der Loͤſch-
anſtalten nicht fruͤh genug einen feſten Plan
entwirft, was er dem Feuer uͤberlaſſen will,
um das uͤbrige zu retten, ſo greift das
Feuer gewiß ſo um ſich, daß ihm am Ende
auch das Anfangs Rettmoͤgliche hingegeben
werden muß. — Ueber dieſen Text lieſſe ſich
in unſern Tagen viel predigen, wer aber
die Morgenandacht aus Schlafluſt verſaͤumt,
ſchlaͤft auch gemeinhin in der Nachmittagskir-
che — das oͤffentliche oder Geſchaͤftsleben ſcheint
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/438>, abgerufen am 22.11.2024.
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