Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

versehen und vergreifen, und zu ihrer
Ausbildung weniger beytragen, als man
von eigentlichen Bürgerschulen erwartet, die,
wenn man ihren Zweck erwägt, manches
Schwierige mehr, als die Gelehrtenschu-
len in und an sich haben, dafür aber auch,
wenn er erreicht wird, zum allgemeinen
Wohlstande, mehr als diese, beytragen
können.

Vorgestern war ich eingeladen, auch eine
Kelle Kalk auf den Grundstein der in der
Nähe des botanischen Gartens zu erbauen-
den Sternwarte zu werfen; in die ihm
beygesellte Capsel war, außer einer kurzen
Notiz über den jetzigen Wissenschaftszustand
in Königsberg, auch folgendes Verslein
von mir gesteckt:

Zur Zeit, da jeder Stand- und Meß-Punkt auf
der Erde
Verrückt war, da sprach unser Friederich,
der Recht und Wahrheit liebt "Es werde
die Sternwart hier gebaut, damit der Preuße sich
am Himmel in das Laufen aller Sterne,
ohn' sich zu irren, finden lerne.
Denn so lang Bessel's hier den Horizont be-
schauen,
kann man ganz dreust den Sternen trauen.
D d

verſehen und vergreifen, und zu ihrer
Ausbildung weniger beytragen, als man
von eigentlichen Buͤrgerſchulen erwartet, die,
wenn man ihren Zweck erwaͤgt, manches
Schwierige mehr, als die Gelehrtenſchu-
len in und an ſich haben, dafuͤr aber auch,
wenn er erreicht wird, zum allgemeinen
Wohlſtande, mehr als dieſe, beytragen
koͤnnen.

Vorgeſtern war ich eingeladen, auch eine
Kelle Kalk auf den Grundſtein der in der
Naͤhe des botaniſchen Gartens zu erbauen-
den Sternwarte zu werfen; in die ihm
beygeſellte Capſel war, außer einer kurzen
Notiz uͤber den jetzigen Wiſſenſchaftszuſtand
in Koͤnigsberg, auch folgendes Verslein
von mir geſteckt:

Zur Zeit, da jeder Stand- und Meß-Punkt auf
der Erde
Verruͤckt war, da ſprach unſer Friederich,
der Recht und Wahrheit liebt „Es werde
die Sternwart hier gebaut, damit der Preuße ſich
am Himmel in das Laufen aller Sterne,
ohn’ ſich zu irren, finden lerne.
Denn ſo lang Beſſel’s hier den Horizont be-
ſchauen,
kann man ganz dreuſt den Sternen trauen.
D d
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0434" n="417"/>
ver&#x017F;ehen und vergreifen, und zu ihrer<lb/>
Ausbildung weniger beytragen, als man<lb/>
von eigentlichen Bu&#x0364;rger&#x017F;chulen erwartet, die,<lb/>
wenn man ihren Zweck erwa&#x0364;gt, manches<lb/>
Schwierige mehr, als die Gelehrten&#x017F;chu-<lb/>
len in und an &#x017F;ich haben, dafu&#x0364;r aber auch,<lb/>
wenn er erreicht wird, zum allgemeinen<lb/>
Wohl&#x017F;tande, mehr als die&#x017F;e, beytragen<lb/>
ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Vorge&#x017F;tern war ich eingeladen, auch eine<lb/>
Kelle Kalk auf den Grund&#x017F;tein der in der<lb/>
Na&#x0364;he des botani&#x017F;chen Gartens zu erbauen-<lb/>
den Sternwarte zu werfen; in die ihm<lb/>
beyge&#x017F;ellte Cap&#x017F;el war, außer einer kurzen<lb/>
Notiz u&#x0364;ber den jetzigen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftszu&#x017F;tand<lb/>
in Ko&#x0364;nigsberg, auch folgendes Verslein<lb/>
von mir ge&#x017F;teckt:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Zur Zeit, da jeder Stand- und Meß-Punkt auf</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">der Erde</hi> </l><lb/>
            <l>Verru&#x0364;ckt war, da &#x017F;prach un&#x017F;er <hi rendition="#g">Friederich,</hi></l><lb/>
            <l>der Recht und Wahrheit liebt &#x201E;Es werde</l><lb/>
            <l>die <hi rendition="#g">Sternwart</hi> hier gebaut, damit der Preuße &#x017F;ich</l><lb/>
            <l>am Himmel in das Laufen <hi rendition="#g">aller</hi> Sterne,</l><lb/>
            <l>ohn&#x2019; &#x017F;ich zu irren, finden lerne.</l><lb/>
            <l>Denn &#x017F;o lang <hi rendition="#g">Be&#x017F;&#x017F;el&#x2019;s</hi> hier den Horizont be-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chauen,</hi> </l><lb/>
            <l>kann man ganz dreu&#x017F;t den Sternen trauen.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">D d</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[417/0434] verſehen und vergreifen, und zu ihrer Ausbildung weniger beytragen, als man von eigentlichen Buͤrgerſchulen erwartet, die, wenn man ihren Zweck erwaͤgt, manches Schwierige mehr, als die Gelehrtenſchu- len in und an ſich haben, dafuͤr aber auch, wenn er erreicht wird, zum allgemeinen Wohlſtande, mehr als dieſe, beytragen koͤnnen. Vorgeſtern war ich eingeladen, auch eine Kelle Kalk auf den Grundſtein der in der Naͤhe des botaniſchen Gartens zu erbauen- den Sternwarte zu werfen; in die ihm beygeſellte Capſel war, außer einer kurzen Notiz uͤber den jetzigen Wiſſenſchaftszuſtand in Koͤnigsberg, auch folgendes Verslein von mir geſteckt: Zur Zeit, da jeder Stand- und Meß-Punkt auf der Erde Verruͤckt war, da ſprach unſer Friederich, der Recht und Wahrheit liebt „Es werde die Sternwart hier gebaut, damit der Preuße ſich am Himmel in das Laufen aller Sterne, ohn’ ſich zu irren, finden lerne. Denn ſo lang Beſſel’s hier den Horizont be- ſchauen, kann man ganz dreuſt den Sternen trauen. D d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/434
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/434>, abgerufen am 21.05.2024.