Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

Diese Revision zeigte nun zwar, daß das
Experimentiren mit den Kindern den Ober-
schulrath zu manchen Misgriffen, theils beim
Aufsetzen der Lehrbücher, theils in der Kin-
derbehandlung verleitet hatte, aber auch,
daß er manche eigenthümliche Eigenschaften
besäße, die Pestalozzische Methode in Gang
und Schwung zu bringen. Es wurden in-
dessen verschiedne Abänderungen mit Zellers
Zustimmung in der Lehrart und Disciplin
gemacht, er selbst aber von der Direktion
des hiesigen Jnstituts abgerufen und ihm
ein andrer Wirkungskreis angewiesen.

Da Zeller, dem ich seine Fehler schon
immer freundschaftlich offen angezeigt, und
der die Richtigkeit meiner Ausstellungen oft
aus dem Schaden ihrer Nichtbefolgung er-
kannt hatte, sich den Commissarien zutrau-
ungsvoll überließ, so lief diese Jnstitutsre-
volution recht gut ab, und laut Briefen
und Aktenstücken waren auch die Berlinschen
Vorgesetzen zufrieden.

Das lebhafte Jnteresse, das die Köni-
gin Luise während ihres hiesigen Aufent-
halts sowohl an dem Jnstitut, als an Zel-
lers Persönlichkeit nahm, und das gnädige
Vertrauen, mit dem sie auch mich jederzeit

Dieſe Reviſion zeigte nun zwar, daß das
Experimentiren mit den Kindern den Ober-
ſchulrath zu manchen Misgriffen, theils beim
Aufſetzen der Lehrbuͤcher, theils in der Kin-
derbehandlung verleitet hatte, aber auch,
daß er manche eigenthuͤmliche Eigenſchaften
beſaͤße, die Peſtalozziſche Methode in Gang
und Schwung zu bringen. Es wurden in-
deſſen verſchiedne Abaͤnderungen mit Zellers
Zuſtimmung in der Lehrart und Disciplin
gemacht, er ſelbſt aber von der Direktion
des hieſigen Jnſtituts abgerufen und ihm
ein andrer Wirkungskreis angewieſen.

Da Zeller, dem ich ſeine Fehler ſchon
immer freundſchaftlich offen angezeigt, und
der die Richtigkeit meiner Ausſtellungen oft
aus dem Schaden ihrer Nichtbefolgung er-
kannt hatte, ſich den Commiſſarien zutrau-
ungsvoll uͤberließ, ſo lief dieſe Jnſtitutsre-
volution recht gut ab, und laut Briefen
und Aktenſtuͤcken waren auch die Berlinſchen
Vorgeſetzen zufrieden.

Das lebhafte Jntereſſe, das die Koͤni-
gin Luiſe waͤhrend ihres hieſigen Aufent-
halts ſowohl an dem Jnſtitut, als an Zel-
lers Perſoͤnlichkeit nahm, und das gnaͤdige
Vertrauen, mit dem ſie auch mich jederzeit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0423" n="406"/>
Die&#x017F;e Revi&#x017F;ion zeigte nun zwar, daß das<lb/>
Experimentiren mit den Kindern den Ober-<lb/>
&#x017F;chulrath zu manchen Misgriffen, theils beim<lb/>
Auf&#x017F;etzen der Lehrbu&#x0364;cher, theils in der Kin-<lb/>
derbehandlung verleitet hatte, aber auch,<lb/>
daß er manche eigenthu&#x0364;mliche Eigen&#x017F;chaften<lb/>
be&#x017F;a&#x0364;ße, die Pe&#x017F;talozzi&#x017F;che Methode in Gang<lb/>
und Schwung zu bringen. Es wurden in-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;chiedne Aba&#x0364;nderungen mit Zellers<lb/>
Zu&#x017F;timmung in der Lehrart und Disciplin<lb/>
gemacht, er &#x017F;elb&#x017F;t aber von der Direktion<lb/>
des hie&#x017F;igen Jn&#x017F;tituts abgerufen und ihm<lb/>
ein andrer Wirkungskreis angewie&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Da <hi rendition="#g">Zeller,</hi> dem ich &#x017F;eine Fehler &#x017F;chon<lb/>
immer freund&#x017F;chaftlich offen angezeigt, und<lb/>
der die Richtigkeit meiner Aus&#x017F;tellungen oft<lb/>
aus dem Schaden ihrer Nichtbefolgung er-<lb/>
kannt hatte, &#x017F;ich den Commi&#x017F;&#x017F;arien zutrau-<lb/>
ungsvoll u&#x0364;berließ, &#x017F;o lief die&#x017F;e Jn&#x017F;titutsre-<lb/>
volution recht gut ab, und laut Briefen<lb/>
und Akten&#x017F;tu&#x0364;cken waren auch die Berlin&#x017F;chen<lb/>
Vorge&#x017F;etzen zufrieden.</p><lb/>
          <p>Das lebhafte Jntere&#x017F;&#x017F;e, das die Ko&#x0364;ni-<lb/>
gin <hi rendition="#g">Lui&#x017F;e</hi> wa&#x0364;hrend ihres hie&#x017F;igen Aufent-<lb/>
halts &#x017F;owohl an dem Jn&#x017F;titut, als an Zel-<lb/>
lers Per&#x017F;o&#x0364;nlichkeit nahm, und das gna&#x0364;dige<lb/>
Vertrauen, mit dem &#x017F;ie auch mich jederzeit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[406/0423] Dieſe Reviſion zeigte nun zwar, daß das Experimentiren mit den Kindern den Ober- ſchulrath zu manchen Misgriffen, theils beim Aufſetzen der Lehrbuͤcher, theils in der Kin- derbehandlung verleitet hatte, aber auch, daß er manche eigenthuͤmliche Eigenſchaften beſaͤße, die Peſtalozziſche Methode in Gang und Schwung zu bringen. Es wurden in- deſſen verſchiedne Abaͤnderungen mit Zellers Zuſtimmung in der Lehrart und Disciplin gemacht, er ſelbſt aber von der Direktion des hieſigen Jnſtituts abgerufen und ihm ein andrer Wirkungskreis angewieſen. Da Zeller, dem ich ſeine Fehler ſchon immer freundſchaftlich offen angezeigt, und der die Richtigkeit meiner Ausſtellungen oft aus dem Schaden ihrer Nichtbefolgung er- kannt hatte, ſich den Commiſſarien zutrau- ungsvoll uͤberließ, ſo lief dieſe Jnſtitutsre- volution recht gut ab, und laut Briefen und Aktenſtuͤcken waren auch die Berlinſchen Vorgeſetzen zufrieden. Das lebhafte Jntereſſe, das die Koͤni- gin Luiſe waͤhrend ihres hieſigen Aufent- halts ſowohl an dem Jnſtitut, als an Zel- lers Perſoͤnlichkeit nahm, und das gnaͤdige Vertrauen, mit dem ſie auch mich jederzeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/423
Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/423>, abgerufen am 25.11.2024.