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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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Schönheit vergeht, Häßlich bleibt immer;
und er hat Recht, denn es fragt sich, ob sich
nicht der Eindruck der Schönheit bald bis
zur Unbemerklichkeit verliehre, und der der
Häßlichkeit noch schneller sein Unangenehmes
schwinden lasse? Jch glaube, ein recht kluges,
aber häßliches Weib sey letztres nur in
der ersten Viertelstunde, bleibt sie es aber
einem auf die Dauer, so ist es ein Beweis,
daß sie durch und durch und bis zur Unge-
bühr häßlich ist, oder daß ihr Verstand nicht
Bildung und Gewandheit genug erhalten
hat. Die Gesichtshäßlichkeit eines Frauen-
zimmers erregt selbst dadurch, daß die Natur
sie manchem Mitgliede des schönen Geschlechts
zu Theil hat werden lassen, eine Ahnung,
es müsse doch irgend etwas andres Schönes
zur Entschädigung für jenes Häßliche erhal-
ten haben, so daß Lady Montagu ganz
Recht haben mag, wenn sie versichert, sie sey
in den türkschen Weiberbädern überzeugt wor-
den, daß, wenn es Sitte wäre, nackt zu ge-
hen, das Gesicht kaum bemerkt werden würde.

Ausgemacht bleibt es wohl, daß zum
glücklichen Eheleben sehr viel gehöre, und
daß der oder die, welche rein glücklich es
führen zu wollen gedenken und hoffen, am

Schoͤnheit vergeht, Haͤßlich bleibt immer;
und er hat Recht, denn es fragt ſich, ob ſich
nicht der Eindruck der Schoͤnheit bald bis
zur Unbemerklichkeit verliehre, und der der
Haͤßlichkeit noch ſchneller ſein Unangenehmes
ſchwinden laſſe? Jch glaube, ein recht kluges,
aber haͤßliches Weib ſey letztres nur in
der erſten Viertelſtunde, bleibt ſie es aber
einem auf die Dauer, ſo iſt es ein Beweis,
daß ſie durch und durch und bis zur Unge-
buͤhr haͤßlich iſt, oder daß ihr Verſtand nicht
Bildung und Gewandheit genug erhalten
hat. Die Geſichtshaͤßlichkeit eines Frauen-
zimmers erregt ſelbſt dadurch, daß die Natur
ſie manchem Mitgliede des ſchoͤnen Geſchlechts
zu Theil hat werden laſſen, eine Ahnung,
es muͤſſe doch irgend etwas andres Schoͤnes
zur Entſchaͤdigung fuͤr jenes Haͤßliche erhal-
ten haben, ſo daß Lady Montagu ganz
Recht haben mag, wenn ſie verſichert, ſie ſey
in den tuͤrkſchen Weiberbaͤdern uͤberzeugt wor-
den, daß, wenn es Sitte waͤre, nackt zu ge-
hen, das Geſicht kaum bemerkt werden wuͤrde.

Ausgemacht bleibt es wohl, daß zum
gluͤcklichen Eheleben ſehr viel gehoͤre, und
daß der oder die, welche rein gluͤcklich es
fuͤhren zu wollen gedenken und hoffen, am

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[367/0384] Schoͤnheit vergeht, Haͤßlich bleibt immer; und er hat Recht, denn es fragt ſich, ob ſich nicht der Eindruck der Schoͤnheit bald bis zur Unbemerklichkeit verliehre, und der der Haͤßlichkeit noch ſchneller ſein Unangenehmes ſchwinden laſſe? Jch glaube, ein recht kluges, aber haͤßliches Weib ſey letztres nur in der erſten Viertelſtunde, bleibt ſie es aber einem auf die Dauer, ſo iſt es ein Beweis, daß ſie durch und durch und bis zur Unge- buͤhr haͤßlich iſt, oder daß ihr Verſtand nicht Bildung und Gewandheit genug erhalten hat. Die Geſichtshaͤßlichkeit eines Frauen- zimmers erregt ſelbſt dadurch, daß die Natur ſie manchem Mitgliede des ſchoͤnen Geſchlechts zu Theil hat werden laſſen, eine Ahnung, es muͤſſe doch irgend etwas andres Schoͤnes zur Entſchaͤdigung fuͤr jenes Haͤßliche erhal- ten haben, ſo daß Lady Montagu ganz Recht haben mag, wenn ſie verſichert, ſie ſey in den tuͤrkſchen Weiberbaͤdern uͤberzeugt wor- den, daß, wenn es Sitte waͤre, nackt zu ge- hen, das Geſicht kaum bemerkt werden wuͤrde. Ausgemacht bleibt es wohl, daß zum gluͤcklichen Eheleben ſehr viel gehoͤre, und daß der oder die, welche rein gluͤcklich es fuͤhren zu wollen gedenken und hoffen, am

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/384>, abgerufen am 26.11.2024.