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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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schwer wurde, denn hatten wir gleich kei-
nen häufigen Umgang mit einander gepflo-
gen, so hatten wir doch, wenn wir uns sa-
hen, stets nach unserm Herzen über alles ge-
sprochen. Jch pflegte ihm manchmal vorzu-
werfen, daß er mich beynah wie eine Re-
spektsperson behandle, welches der Freund-
schaft, die auf das Gleichheitsrecht besteht,
nicht angemessen oder zuträglich zu seyn schei-
net, man muß aber in solchen Fällen den
Glauben, von seinem sich zurückhaltenden
Freunde herzlich wieder geliebt zu seyn, zu
Hülfe nehmen, und hoffentlich hab ich recht
gethan, diesen Glauben an Nicolovius nicht
fahren zu lassen.

Während meiner vielwöchentlichen Krank-
heit war die Stadt ganz fremdenleer gewor-
den, und also auch das ganze Hofwesen in
sein Centrum, die Residenz, zurückgekehrt.

Mit Vergnügen erinnre ich mich man-
cher Natur- und Kunstprodukte, die ich ge-
sehen habe, und wünsche mit unter, sie auch
wiedersehen zu können. Einen Hof wünsch'
ich aber nicht wieder zu schauen, denn ich
glaube, an einem, den man mir als einen
vorzüglichen gerühmet, doch wahre Wesen-
losigkeit
bemerkt zu haben. Die Welt-

ſchwer wurde, denn hatten wir gleich kei-
nen haͤufigen Umgang mit einander gepflo-
gen, ſo hatten wir doch, wenn wir uns ſa-
hen, ſtets nach unſerm Herzen uͤber alles ge-
ſprochen. Jch pflegte ihm manchmal vorzu-
werfen, daß er mich beynah wie eine Re-
ſpektsperſon behandle, welches der Freund-
ſchaft, die auf das Gleichheitsrecht beſteht,
nicht angemeſſen oder zutraͤglich zu ſeyn ſchei-
net, man muß aber in ſolchen Faͤllen den
Glauben, von ſeinem ſich zuruͤckhaltenden
Freunde herzlich wieder geliebt zu ſeyn, zu
Huͤlfe nehmen, und hoffentlich hab ich recht
gethan, dieſen Glauben an Nicolovius nicht
fahren zu laſſen.

Waͤhrend meiner vielwoͤchentlichen Krank-
heit war die Stadt ganz fremdenleer gewor-
den, und alſo auch das ganze Hofweſen in
ſein Centrum, die Reſidenz, zuruͤckgekehrt.

Mit Vergnuͤgen erinnre ich mich man-
cher Natur- und Kunſtprodukte, die ich ge-
ſehen habe, und wuͤnſche mit unter, ſie auch
wiederſehen zu koͤnnen. Einen Hof wuͤnſch’
ich aber nicht wieder zu ſchauen, denn ich
glaube, an einem, den man mir als einen
vorzuͤglichen geruͤhmet, doch wahre Weſen-
loſigkeit
bemerkt zu haben. Die Welt-

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[317/0334] ſchwer wurde, denn hatten wir gleich kei- nen haͤufigen Umgang mit einander gepflo- gen, ſo hatten wir doch, wenn wir uns ſa- hen, ſtets nach unſerm Herzen uͤber alles ge- ſprochen. Jch pflegte ihm manchmal vorzu- werfen, daß er mich beynah wie eine Re- ſpektsperſon behandle, welches der Freund- ſchaft, die auf das Gleichheitsrecht beſteht, nicht angemeſſen oder zutraͤglich zu ſeyn ſchei- net, man muß aber in ſolchen Faͤllen den Glauben, von ſeinem ſich zuruͤckhaltenden Freunde herzlich wieder geliebt zu ſeyn, zu Huͤlfe nehmen, und hoffentlich hab ich recht gethan, dieſen Glauben an Nicolovius nicht fahren zu laſſen. Waͤhrend meiner vielwoͤchentlichen Krank- heit war die Stadt ganz fremdenleer gewor- den, und alſo auch das ganze Hofweſen in ſein Centrum, die Reſidenz, zuruͤckgekehrt. Mit Vergnuͤgen erinnre ich mich man- cher Natur- und Kunſtprodukte, die ich ge- ſehen habe, und wuͤnſche mit unter, ſie auch wiederſehen zu koͤnnen. Einen Hof wuͤnſch’ ich aber nicht wieder zu ſchauen, denn ich glaube, an einem, den man mir als einen vorzuͤglichen geruͤhmet, doch wahre Weſen- loſigkeit bemerkt zu haben. Die Welt-

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/334>, abgerufen am 22.11.2024.