Leute, so wie sie selbige gefaßt, zu wieder- hölen pflegten. Jm Behalten der Worte übertrafen den Prinzen mehrentheils die andern, aber sein kurzer, oft nicht fließender Vortrag zeugte deutlich, daß er die Haupt- momente gut gefaßt hatte, und oft setzte er noch etwas Eignes schicklich hinzu. Jch las vor: Etwas über Scanderbeg, über die Frage: ob man einen jungen Prin- zen mit den vorigen glücklichen Tagen sei- nes Hauses bekannt machen dürfe, auch wenn das Zeitunglück alles anders gestellt hätte? Am Sterbetage des großen Fried- richs, den 17. August, las ich in Gegenwart der Königin einen Aufsatz, der mancherley zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung ent- hielt, alles von Friedrich II. hergenommen.
Ferner wurde in diesem Jahr meine alte Bekanntschaft mit der Fr. v. d. Recke er- neuert, und Tiedge schickte mir die vierte Ausgabe seiner mir unendlich gefallenden Urania mit einem sehr freundschaftlichen Briefe.
Jm August erschien auch der vom Staat berufne Oberschulrath Zeller, der durch seine Unterrichtsbehandlung in Zürich und Würtemberg einen gewissen Namen für sich
Leute, ſo wie ſie ſelbige gefaßt, zu wieder- hoͤlen pflegten. Jm Behalten der Worte uͤbertrafen den Prinzen mehrentheils die andern, aber ſein kurzer, oft nicht fließender Vortrag zeugte deutlich, daß er die Haupt- momente gut gefaßt hatte, und oft ſetzte er noch etwas Eignes ſchicklich hinzu. Jch las vor: Etwas uͤber Scanderbeg, uͤber die Frage: ob man einen jungen Prin- zen mit den vorigen gluͤcklichen Tagen ſei- nes Hauſes bekannt machen duͤrfe, auch wenn das Zeitungluͤck alles anders geſtellt haͤtte? Am Sterbetage des großen Fried- richs, den 17. Auguſt, las ich in Gegenwart der Koͤnigin einen Aufſatz, der mancherley zur Lehre, zur Strafe, zur Beſſerung ent- hielt, alles von Friedrich II. hergenommen.
Ferner wurde in dieſem Jahr meine alte Bekanntſchaft mit der Fr. v. d. Recke er- neuert, und Tiedge ſchickte mir die vierte Ausgabe ſeiner mir unendlich gefallenden Urania mit einem ſehr freundſchaftlichen Briefe.
Jm Auguſt erſchien auch der vom Staat berufne Oberſchulrath Zeller, der durch ſeine Unterrichtsbehandlung in Zuͤrich und Wuͤrtemberg einen gewiſſen Namen fuͤr ſich
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Leute, ſo wie ſie ſelbige gefaßt, zu wieder-
hoͤlen pflegten. Jm Behalten der Worte
uͤbertrafen den Prinzen mehrentheils die
andern, aber ſein kurzer, oft nicht fließender
Vortrag zeugte deutlich, daß er die Haupt-
momente gut gefaßt hatte, und oft ſetzte er
noch etwas Eignes ſchicklich hinzu. Jch
las vor: Etwas uͤber Scanderbeg, uͤber
die Frage: ob man einen jungen Prin-
zen mit den vorigen gluͤcklichen Tagen ſei-
nes Hauſes bekannt machen duͤrfe, auch
wenn das Zeitungluͤck alles anders geſtellt
haͤtte? Am Sterbetage des großen Fried-
richs, den 17. Auguſt, las ich in Gegenwart
der Koͤnigin einen Aufſatz, der mancherley
zur Lehre, zur Strafe, zur Beſſerung ent-
hielt, alles von Friedrich II. hergenommen.
Ferner wurde in dieſem Jahr meine alte
Bekanntſchaft mit der Fr. v. d. Recke er-
neuert, und Tiedge ſchickte mir die vierte
Ausgabe ſeiner mir unendlich gefallenden
Urania mit einem ſehr freundſchaftlichen
Briefe.
Jm Auguſt erſchien auch der vom Staat
berufne Oberſchulrath Zeller, der durch
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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