seyn kann, wenn er nicht bereit und willig ist, auch andre glücklich und zufrieden zu stellen, und daß es seine völlige Richtigkeit hat mit dem Gellertschen Gnomon:
Ein jeder Freundschaftsdienst, ein jeder kluger Rath, So klein die Welt ihn schätzt, ist eine große That, Auch in der Dunkelheit giebts göttlich schöne Pflichten, Und sie im Stillen thun, heißt mehr als Held verrichten.
Möchte sich doch Jeder von dieser Wahr- heit überzeugen lassen, bey ihrer Befolgung würde gewiß des Bösen weniger und des Guten mehr geschehen. Denn wie oft trat nicht ein gutes Wort des einen, dem schlech- ten Vorsatz des andern so lebhaft in den Weg, daß letzterm darüber die Lust verging, ihn zur That werden zu lassen! Ohne die Befolgung dieser Maxime würd' ich tausend Freuden weniger, theils selbst genossen, theils andern geschafft haben. Wie oft wird nicht guter Rath Sporn und Mittel zur Erman- nung und zu eigner Hülfe, die zufolge des französischen Sprichwortes: aide toi, et Dieu t'aidera, immer die beste und sicher- ste ist.
Selbst erlebte Beyspiele werden jedem
ſeyn kann, wenn er nicht bereit und willig iſt, auch andre gluͤcklich und zufrieden zu ſtellen, und daß es ſeine voͤllige Richtigkeit hat mit dem Gellertſchen Gnomon:
Ein jeder Freundſchaftsdienſt, ein jeder kluger Rath, So klein die Welt ihn ſchaͤtzt, iſt eine große That, Auch in der Dunkelheit giebts goͤttlich ſchoͤne Pflichten, Und ſie im Stillen thun, heißt mehr als Held verrichten.
Moͤchte ſich doch Jeder von dieſer Wahr- heit uͤberzeugen laſſen, bey ihrer Befolgung wuͤrde gewiß des Boͤſen weniger und des Guten mehr geſchehen. Denn wie oft trat nicht ein gutes Wort des einen, dem ſchlech- ten Vorſatz des andern ſo lebhaft in den Weg, daß letzterm daruͤber die Luſt verging, ihn zur That werden zu laſſen! Ohne die Befolgung dieſer Maxime wuͤrd’ ich tauſend Freuden weniger, theils ſelbſt genoſſen, theils andern geſchafft haben. Wie oft wird nicht guter Rath Sporn und Mittel zur Erman- nung und zu eigner Huͤlfe, die zufolge des franzoͤſiſchen Sprichwortes: aide toi, et Dieu t’aidera, immer die beſte und ſicher- ſte iſt.
Selbſt erlebte Beyſpiele werden jedem
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ſeyn kann, wenn er nicht bereit und willig
iſt, auch andre gluͤcklich und zufrieden zu
ſtellen, und daß es ſeine voͤllige Richtigkeit
hat mit dem Gellertſchen Gnomon:
Ein jeder Freundſchaftsdienſt, ein jeder kluger Rath,
So klein die Welt ihn ſchaͤtzt, iſt eine große That,
Auch in der Dunkelheit giebts goͤttlich ſchoͤne
Pflichten,
Und ſie im Stillen thun, heißt mehr als Held
verrichten.
Moͤchte ſich doch Jeder von dieſer Wahr-
heit uͤberzeugen laſſen, bey ihrer Befolgung
wuͤrde gewiß des Boͤſen weniger und des
Guten mehr geſchehen. Denn wie oft trat
nicht ein gutes Wort des einen, dem ſchlech-
ten Vorſatz des andern ſo lebhaft in den
Weg, daß letzterm daruͤber die Luſt verging,
ihn zur That werden zu laſſen! Ohne die
Befolgung dieſer Maxime wuͤrd’ ich tauſend
Freuden weniger, theils ſelbſt genoſſen, theils
andern geſchafft haben. Wie oft wird nicht
guter Rath Sporn und Mittel zur Erman-
nung und zu eigner Huͤlfe, die zufolge des
franzoͤſiſchen Sprichwortes: aide toi, et
Dieu t’aidera, immer die beſte und ſicher-
ſte iſt.
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/268>, abgerufen am 27.11.2024.
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