beyfügen können, daß alle Mädchen singen lernen müßten, -- nicht um in Concerten sich lobsüchtig hören zu lassen, sondern geist- liche Lieder auf eine anhörbarere Art singen zu können, als man es oft in unsern Kirchen zu vernehmen genöthiget ist. Der häusliche Gesang hat für mich etwas sehr erbauliches, und wer weiß, stünde es in den Bürgerhäu- sern nicht in vielen Stücken besser, wenn die ehemalige Sitte, des Morgens, nach Tisch, und des Abends ein Lied zu singen, nicht beynahe ganz aus der Gewohnheit gekom- men wäre. Das: emollit mores nec sinit esse feros gilt vorzüglich vom Gesange. Demnächst verleide man ja nicht, dem an-
"ist -- feindlicher Sinn, findet leicht, ohne Re- "signation, in der Besorgung des Haushalts "den heitern Schauplatz nützlicher Thätigkeit, die "sich selbst zum Lohn wird, ohne diese von dem "Gedanken treuer Pflichterfüllung entlehnen zu "wollen, der uns nur bey Pflichten andrer Art "kräftigen, und nicht an solche natürliche Tugend- "erzeugnisse weiblicher Natur verschwendet wer- "den muß" der H. Schrift nach bestehet im Munde zweyer Zeugen die Wahrheit, wie viel sichrer, wenn der eine Zeuge ein freywilliges Selbstbekenntniß ab- legt!
beyfuͤgen koͤnnen, daß alle Maͤdchen ſingen lernen muͤßten, — nicht um in Concerten ſich lobſuͤchtig hoͤren zu laſſen, ſondern geiſt- liche Lieder auf eine anhoͤrbarere Art ſingen zu koͤnnen, als man es oft in unſern Kirchen zu vernehmen genoͤthiget iſt. Der haͤusliche Geſang hat fuͤr mich etwas ſehr erbauliches, und wer weiß, ſtuͤnde es in den Buͤrgerhaͤu- ſern nicht in vielen Stuͤcken beſſer, wenn die ehemalige Sitte, des Morgens, nach Tiſch, und des Abends ein Lied zu ſingen, nicht beynahe ganz aus der Gewohnheit gekom- men waͤre. Das: emollit mores nec ſinit eſſe feros gilt vorzuͤglich vom Geſange. Demnaͤchſt verleide man ja nicht, dem an-
„iſt — feindlicher Sinn, findet leicht, ohne Re- „ſignation, in der Beſorgung des Haushalts „den heitern Schauplatz nuͤtzlicher Thaͤtigkeit, die „ſich ſelbſt zum Lohn wird, ohne dieſe von dem „Gedanken treuer Pflichterfuͤllung entlehnen zu „wollen, der uns nur bey Pflichten andrer Art „kraͤftigen, und nicht an ſolche natuͤrliche Tugend- „erzeugniſſe weiblicher Natur verſchwendet wer- „den muß“ der H. Schrift nach beſtehet im Munde zweyer Zeugen die Wahrheit, wie viel ſichrer, wenn der eine Zeuge ein freywilliges Selbſtbekenntniß ab- legt!
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beyfuͤgen koͤnnen, daß alle Maͤdchen ſingen
lernen muͤßten, — nicht um in Concerten
ſich lobſuͤchtig hoͤren zu laſſen, ſondern geiſt-
liche Lieder auf eine anhoͤrbarere Art ſingen zu
koͤnnen, als man es oft in unſern Kirchen
zu vernehmen genoͤthiget iſt. Der haͤusliche
Geſang hat fuͤr mich etwas ſehr erbauliches,
und wer weiß, ſtuͤnde es in den Buͤrgerhaͤu-
ſern nicht in vielen Stuͤcken beſſer, wenn
die ehemalige Sitte, des Morgens, nach Tiſch,
und des Abends ein Lied zu ſingen, nicht
beynahe ganz aus der Gewohnheit gekom-
men waͤre. Das: emollit mores nec ſinit
eſſe feros gilt vorzuͤglich vom Geſange.
Demnaͤchſt verleide man ja nicht, dem an-
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*) „iſt — feindlicher Sinn, findet leicht, ohne Re-
„ſignation, in der Beſorgung des Haushalts
„den heitern Schauplatz nuͤtzlicher Thaͤtigkeit, die
„ſich ſelbſt zum Lohn wird, ohne dieſe von dem
„Gedanken treuer Pflichterfuͤllung entlehnen zu
„wollen, der uns nur bey Pflichten andrer Art
„kraͤftigen, und nicht an ſolche natuͤrliche Tugend-
„erzeugniſſe weiblicher Natur verſchwendet wer-
„den muß“
der H. Schrift nach beſtehet im Munde zweyer
Zeugen die Wahrheit, wie viel ſichrer, wenn der
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/24>, abgerufen am 21.11.2024.
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