gegen das Selbstwirthschaften zunimmt, und der häusliche Wirthsschaftsverstand außer- häuslicher Zerstreuungen wegen abnimmt. Die Hausfrau haßt die Ausgeberin, kann sie aber eigner Unwissenheit halber, und weil sie ihre Zeit und ihren Verstand oft zu sehr unweiblichen Dingen anwendet, nicht ent- behren, und die letzte betrügt die erste sowohl eigner Gewinnsucht wegen, als auch aus Verdruß über ihren Dienststand.
Wäre es also nicht nöthig, alle Mädchen, die reichen und vornehmen nicht ausgenom- men, ganz für das Haus, das heißt zu allen häuslichen Geschäften, Kochen, Nähen, Stricken etc. mit Ernst anzuhalten, ohne ih- nen Gehülfen zu geben? Nach dem Heyra- then mögen sie es mit ihren Männern aus- machen, und ich lebe der schönen Hoffnung, nur wenige junge Frauen würden das, was sie als Mädchen gelernt und getrieben haben, aufzugeben wünschen, wenigstens verstünden sie dann doch ihr weibliches Haus zu regie- ren, ohne sich unter weibliche Curatel bege- ben zu dürfen.
Ein vornehmer kluger Mann in Berlin, dem man erzählt hatte, der Oberschulrath Zeller halte Vorlesungen für Damen,
gegen das Selbſtwirthſchaften zunimmt, und der haͤusliche Wirthsſchaftsverſtand außer- haͤuslicher Zerſtreuungen wegen abnimmt. Die Hausfrau haßt die Ausgeberin, kann ſie aber eigner Unwiſſenheit halber, und weil ſie ihre Zeit und ihren Verſtand oft zu ſehr unweiblichen Dingen anwendet, nicht ent- behren, und die letzte betruͤgt die erſte ſowohl eigner Gewinnſucht wegen, als auch aus Verdruß uͤber ihren Dienſtſtand.
Waͤre es alſo nicht noͤthig, alle Maͤdchen, die reichen und vornehmen nicht ausgenom- men, ganz fuͤr das Haus, das heißt zu allen haͤuslichen Geſchaͤften, Kochen, Naͤhen, Stricken ꝛc. mit Ernſt anzuhalten, ohne ih- nen Gehuͤlfen zu geben? Nach dem Heyra- then moͤgen ſie es mit ihren Maͤnnern aus- machen, und ich lebe der ſchoͤnen Hoffnung, nur wenige junge Frauen wuͤrden das, was ſie als Maͤdchen gelernt und getrieben haben, aufzugeben wuͤnſchen, wenigſtens verſtuͤnden ſie dann doch ihr weibliches Haus zu regie- ren, ohne ſich unter weibliche Curatel bege- ben zu duͤrfen.
Ein vornehmer kluger Mann in Berlin, dem man erzaͤhlt hatte, der Oberſchulrath Zeller halte Vorleſungen fuͤr Damen,
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gegen das Selbſtwirthſchaften zunimmt, und
der haͤusliche Wirthsſchaftsverſtand außer-
haͤuslicher Zerſtreuungen wegen abnimmt.
Die Hausfrau haßt die Ausgeberin, kann
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unweiblichen Dingen anwendet, nicht ent-
behren, und die letzte betruͤgt die erſte ſowohl
eigner Gewinnſucht wegen, als auch aus
Verdruß uͤber ihren Dienſtſtand.
Waͤre es alſo nicht noͤthig, alle Maͤdchen,
die reichen und vornehmen nicht ausgenom-
men, ganz fuͤr das Haus, das heißt zu allen
haͤuslichen Geſchaͤften, Kochen, Naͤhen,
Stricken ꝛc. mit Ernſt anzuhalten, ohne ih-
nen Gehuͤlfen zu geben? Nach dem Heyra-
then moͤgen ſie es mit ihren Maͤnnern aus-
machen, und ich lebe der ſchoͤnen Hoffnung,
nur wenige junge Frauen wuͤrden das, was
ſie als Maͤdchen gelernt und getrieben haben,
aufzugeben wuͤnſchen, wenigſtens verſtuͤnden
ſie dann doch ihr weibliches Haus zu regie-
ren, ohne ſich unter weibliche Curatel bege-
ben zu duͤrfen.
Ein vornehmer kluger Mann in Berlin,
dem man erzaͤhlt hatte, der Oberſchulrath
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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/22>, abgerufen am 28.01.2025.
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