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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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Beschreibung seiner Stargardschen Wirth-
schaft in Hinterpommern zu Marienwerder
auf seine Kosten drucken ließ, und bey der
ich das Amt eines Correktors auf sein drin-
gendes Verlangen übernehmen mußte. Es
entstand daraus ein vielmonatlicher Brief-
wechsel unter uns, in dem ich wenigstens
keine Qualitäten zur Oberhofmeisterschaft,
die er ehemals bey dem Kronprinzen Fried-
rich Wilhelm bekleidet, entdeckte, obgleich
Friedrich der II. ihm diese Stelle anvertraut,
doch ohne daß das Ende eben das Werk ge-
krönt hatte. Mir leuchtete seine hochgetrie-
bene Oekonomie besonders aus dem Umstand
ein, daß er mir, der jede Belohnung ver-
beten hatte, meine vielen Auslagen in ziem-
lich randlosen Dukaten erstattete.

Der Stolzenberg hat eine freye Aussicht
auf die berühmtschöne Land- und Wasser-
gegend bey Danzig, deren Genuß ich mir
durch den kunstlosen Bau eines Altans zwi-
schen zwey hohen Eschen in meinem kleinen
selbstbearbeiteten Garten erweitert und er-
leichtert hatte. Wenn ich mich auf meinem
Sitz am Bureau umdrehte, konnte ich im
hinter mir hängenden Wandspiegel einen Theil
der mit Schiffen belegten Rheede sehen.

Beſchreibung ſeiner Stargardſchen Wirth-
ſchaft in Hinterpommern zu Marienwerder
auf ſeine Koſten drucken ließ, und bey der
ich das Amt eines Correktors auf ſein drin-
gendes Verlangen uͤbernehmen mußte. Es
entſtand daraus ein vielmonatlicher Brief-
wechſel unter uns, in dem ich wenigſtens
keine Qualitaͤten zur Oberhofmeiſterſchaft,
die er ehemals bey dem Kronprinzen Fried-
rich Wilhelm bekleidet, entdeckte, obgleich
Friedrich der II. ihm dieſe Stelle anvertraut,
doch ohne daß das Ende eben das Werk ge-
kroͤnt hatte. Mir leuchtete ſeine hochgetrie-
bene Oekonomie beſonders aus dem Umſtand
ein, daß er mir, der jede Belohnung ver-
beten hatte, meine vielen Auslagen in ziem-
lich randloſen Dukaten erſtattete.

Der Stolzenberg hat eine freye Ausſicht
auf die beruͤhmtſchoͤne Land- und Waſſer-
gegend bey Danzig, deren Genuß ich mir
durch den kunſtloſen Bau eines Altans zwi-
ſchen zwey hohen Eſchen in meinem kleinen
ſelbſtbearbeiteten Garten erweitert und er-
leichtert hatte. Wenn ich mich auf meinem
Sitz am Bureau umdrehte, konnte ich im
hinter mir haͤngenden Wandſpiegel einen Theil
der mit Schiffen belegten Rheede ſehen.

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[174/0191] Beſchreibung ſeiner Stargardſchen Wirth- ſchaft in Hinterpommern zu Marienwerder auf ſeine Koſten drucken ließ, und bey der ich das Amt eines Correktors auf ſein drin- gendes Verlangen uͤbernehmen mußte. Es entſtand daraus ein vielmonatlicher Brief- wechſel unter uns, in dem ich wenigſtens keine Qualitaͤten zur Oberhofmeiſterſchaft, die er ehemals bey dem Kronprinzen Fried- rich Wilhelm bekleidet, entdeckte, obgleich Friedrich der II. ihm dieſe Stelle anvertraut, doch ohne daß das Ende eben das Werk ge- kroͤnt hatte. Mir leuchtete ſeine hochgetrie- bene Oekonomie beſonders aus dem Umſtand ein, daß er mir, der jede Belohnung ver- beten hatte, meine vielen Auslagen in ziem- lich randloſen Dukaten erſtattete. Der Stolzenberg hat eine freye Ausſicht auf die beruͤhmtſchoͤne Land- und Waſſer- gegend bey Danzig, deren Genuß ich mir durch den kunſtloſen Bau eines Altans zwi- ſchen zwey hohen Eſchen in meinem kleinen ſelbſtbearbeiteten Garten erweitert und er- leichtert hatte. Wenn ich mich auf meinem Sitz am Bureau umdrehte, konnte ich im hinter mir haͤngenden Wandſpiegel einen Theil der mit Schiffen belegten Rheede ſehen.

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/191>, abgerufen am 27.11.2024.