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Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823.

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behaglich, die oberwähnten hülfreichen Häu-
ser erlaubten mir fleißigen Zutritt, ich wohnte
mit meinem Herzensfreunde L'Estocq in Ei-
nem Zimmer, wir sahen uns aber wenig
anders, als beim Frühstück, weil er fleißig
in der großen Welt tanzte und spielte. Mein
Landsmann, der in Schlesien als Oberconsi-
storialrath gestorbene Krikende war da-
mals Hofmeister bey dem durch viele erheb-
liche Werke noch jetzt rühmlich bekannten
Probst Süsmilch, der ein weltbürgerli-
cher, gelehrter, äußerst humaner Mann und
in Verbindung mit großen und kleinen
Staatsmännern, besonders auch mit allen
Gelehrten war. Jn diesem gastfreundlichen
Hause lernt' ich auch Moses Mendel-
sohn
kennen, dessen haarspaltende Philo-
sophie und manche synagogische Gesinnun-
gen mir aber nie haben behagen wollen.
Krickende führte mich zu Ramler, der
mir beym ersten Besuch verschiedene kleine
Lieder von Weiße vortrefflich vorlas, dessen
Schauspielvorlesungen mir aber so wenig
gefielen, daß ich mich höchlich wunderte, als
ich ihn unter Friedrich Wilhelm II. einem
Engel bey dem theatralischen Bildungs-
geschäfte zugesellt fand. Krickende, der be-

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behaglich, die oberwaͤhnten huͤlfreichen Haͤu-
ſer erlaubten mir fleißigen Zutritt, ich wohnte
mit meinem Herzensfreunde L’Eſtocq in Ei-
nem Zimmer, wir ſahen uns aber wenig
anders, als beim Fruͤhſtuͤck, weil er fleißig
in der großen Welt tanzte und ſpielte. Mein
Landsmann, der in Schleſien als Oberconſi-
ſtorialrath geſtorbene Krikende war da-
mals Hofmeiſter bey dem durch viele erheb-
liche Werke noch jetzt ruͤhmlich bekannten
Probſt Suͤsmilch, der ein weltbuͤrgerli-
cher, gelehrter, aͤußerſt humaner Mann und
in Verbindung mit großen und kleinen
Staatsmaͤnnern, beſonders auch mit allen
Gelehrten war. Jn dieſem gaſtfreundlichen
Hauſe lernt’ ich auch Moſes Mendel-
ſohn
kennen, deſſen haarſpaltende Philo-
ſophie und manche ſynagogiſche Geſinnun-
gen mir aber nie haben behagen wollen.
Krickende fuͤhrte mich zu Ramler, der
mir beym erſten Beſuch verſchiedene kleine
Lieder von Weiße vortrefflich vorlas, deſſen
Schauſpielvorleſungen mir aber ſo wenig
gefielen, daß ich mich hoͤchlich wunderte, als
ich ihn unter Friedrich Wilhelm II. einem
Engel bey dem theatraliſchen Bildungs-
geſchaͤfte zugeſellt fand. Krickende, der be-

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[115/0132] behaglich, die oberwaͤhnten huͤlfreichen Haͤu- ſer erlaubten mir fleißigen Zutritt, ich wohnte mit meinem Herzensfreunde L’Eſtocq in Ei- nem Zimmer, wir ſahen uns aber wenig anders, als beim Fruͤhſtuͤck, weil er fleißig in der großen Welt tanzte und ſpielte. Mein Landsmann, der in Schleſien als Oberconſi- ſtorialrath geſtorbene Krikende war da- mals Hofmeiſter bey dem durch viele erheb- liche Werke noch jetzt ruͤhmlich bekannten Probſt Suͤsmilch, der ein weltbuͤrgerli- cher, gelehrter, aͤußerſt humaner Mann und in Verbindung mit großen und kleinen Staatsmaͤnnern, beſonders auch mit allen Gelehrten war. Jn dieſem gaſtfreundlichen Hauſe lernt’ ich auch Moſes Mendel- ſohn kennen, deſſen haarſpaltende Philo- ſophie und manche ſynagogiſche Geſinnun- gen mir aber nie haben behagen wollen. Krickende fuͤhrte mich zu Ramler, der mir beym erſten Beſuch verſchiedene kleine Lieder von Weiße vortrefflich vorlas, deſſen Schauſpielvorleſungen mir aber ſo wenig gefielen, daß ich mich hoͤchlich wunderte, als ich ihn unter Friedrich Wilhelm II. einem Engel bey dem theatraliſchen Bildungs- geſchaͤfte zugeſellt fand. Krickende, der be- H 2

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Mein Leben, wie ich Johann George Scheffner es selbst beschrieben. Leipzig, 1823, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_leben_1823/132>, abgerufen am 24.11.2024.