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Scheffner, Johann George: Gedichte im Geschmack des Grecourt. Frankfurt (Main) u. a., 1771.

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Einst als sie sich vertraut Gewissenszweifel lößten,
Und Clärchen ihn so in die Enge trieb,
Daß sein Talent stumm auf dem trocknen blieb,
Da ließ sie leiß' und seufzend sich vernehmen:
Warum mußt ihn doch GOtt so früh gen Him-
mel nehmen --
Gen Himmel? fiel ihr schnell der Pater ein
"Jm Himmel glaubst du wird er seyn?
"Nein, nein der Himmelsweg, so spricht die Schrift,
ist enge,
"Und die er hier betrat, das sind sehr weite Gänge.

O Jüngling folge meinem Rath,
Und haß, wenn dir der enge Himmelspfad
Stets treu soll im Gedächtniß haften
Jedweden großen Mund -- und such dir Jungferschaften.
Der

Einſt als ſie ſich vertraut Gewiſſenszweifel loͤßten,
Und Claͤrchen ihn ſo in die Enge trieb,
Daß ſein Talent ſtumm auf dem trocknen blieb,
Da ließ ſie leiß’ und ſeufzend ſich vernehmen:
Warum mußt ihn doch GOtt ſo fruͤh gen Him-
mel nehmen —
Gen Himmel? fiel ihr ſchnell der Pater ein
”Jm Himmel glaubſt du wird er ſeyn?
”Nein, nein der Himmelsweg, ſo ſpricht die Schrift,
iſt enge,
”Und die er hier betrat, das ſind ſehr weite Gaͤnge.

O Juͤngling folge meinem Rath,
Und haß, wenn dir der enge Himmelspfad
Stets treu ſoll im Gedaͤchtniß haften
Jedweden großen Mund — und ſuch dir Jungferſchaften.
Der
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[84/0088] Einſt als ſie ſich vertraut Gewiſſenszweifel loͤßten, Und Claͤrchen ihn ſo in die Enge trieb, Daß ſein Talent ſtumm auf dem trocknen blieb, Da ließ ſie leiß’ und ſeufzend ſich vernehmen: Warum mußt ihn doch GOtt ſo fruͤh gen Him- mel nehmen — Gen Himmel? fiel ihr ſchnell der Pater ein ”Jm Himmel glaubſt du wird er ſeyn? ”Nein, nein der Himmelsweg, ſo ſpricht die Schrift, iſt enge, ”Und die er hier betrat, das ſind ſehr weite Gaͤnge. O Juͤngling folge meinem Rath, Und haß, wenn dir der enge Himmelspfad Stets treu ſoll im Gedaͤchtniß haften Jedweden großen Mund — und ſuch dir Jungferſchaften. Der

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Zitationshilfe: Scheffner, Johann George: Gedichte im Geschmack des Grecourt. Frankfurt (Main) u. a., 1771, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_gedichte_1771/88>, abgerufen am 26.04.2024.