Scheffner, Johann George: Gedichte im Geschmack des Grecourt. Frankfurt (Main) u. a., 1771.Als ich noch vor mich so dachte: Sah ich ihn schon bey mir stehn: Nie hat, wer sein Glück je machte, Beßer seine Zeit ersehn. Aller Triebe Glut erwachte, Und im wärmsten Augenblick, Da ich nichts als Jhn nur dachte, Machte er sein Schäferglück. Aber Liebe deinen Freuden Jst die Dauer unbewußt, Jahre durch währt oft das Leiden, Und Minuten nur die Lust. Jener Taumel von Vergnügen Ward Damöten bald zu schwer, Jch blieb zwar das muntre Siechen, Aber er kein Spatzchen mehr. Die
Als ich noch vor mich ſo dachte: Sah ich ihn ſchon bey mir ſtehn: Nie hat, wer ſein Gluͤck je machte, Beßer ſeine Zeit erſehn. Aller Triebe Glut erwachte, Und im waͤrmſten Augenblick, Da ich nichts als Jhn nur dachte, Machte er ſein Schaͤfergluͤck. Aber Liebe deinen Freuden Jſt die Dauer unbewußt, Jahre durch waͤhrt oft das Leiden, Und Minuten nur die Luſt. Jener Taumel von Vergnuͤgen Ward Damoͤten bald zu ſchwer, Jch blieb zwar das muntre Siechen, Aber er kein Spatzchen mehr. Die
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Als ich noch vor mich ſo dachte:
Sah ich ihn ſchon bey mir ſtehn:
Nie hat, wer ſein Gluͤck je machte,
Beßer ſeine Zeit erſehn.
Aller Triebe Glut erwachte,
Und im waͤrmſten Augenblick,
Da ich nichts als Jhn nur dachte,
Machte er ſein Schaͤfergluͤck.
Aber Liebe deinen Freuden
Jſt die Dauer unbewußt,
Jahre durch waͤhrt oft das Leiden,
Und Minuten nur die Luſt.
Jener Taumel von Vergnuͤgen
Ward Damoͤten bald zu ſchwer,
Jch blieb zwar das muntre Siechen,
Aber er kein Spatzchen mehr.
Die
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Zitationshilfe: | Scheffner, Johann George: Gedichte im Geschmack des Grecourt. Frankfurt (Main) u. a., 1771, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffner_gedichte_1771/102>, abgerufen am 17.07.2024. |