Scheffel, Joseph Victor von: Hugideo. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 237–254. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Joseph Victor Scheffel wurde am 16. Febr. 1826 zu Karlsruhe geboren, wo sein Vater als badischer Major und Baurath lebte. Nachdem er von 1843 -- 47 in München, Heidelberg und Berlin Jura und germanische Philologie studirt hatte, promovirte er 1848 in Heidelberg als Dockor der Rechte und brachte ein paar Jahre im Staatsdienste zu Säckingen am Oberrhein zu. Aber seine künstlerischen Neigungen lockten ihn von der Beamtencarriere weg nach Italien, wo er eine Zeitlang zwischen der Landschaftsmalerei und der Poesie schwankte, bis sein liebenswürdiger "Trompeter von Säckingen" (1853) die Schale der letzteren sinken machte. Ein Aufenthalt in München, Studien, die er 1858 und 59 als Vorstand der Bibliothek des Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen machte, die Eindrücke, die er in den Jahren 1859 und 60 auf der Wartburg empfing, bestärkten ihn in seinen auf das Mittelalter gerichteten poetischen Neigungen, die am schönsten und reinsten in seinem Romane "Ekkehard" ihren Ausdruck gefunden haben, während "Frau Aventiure", eine Sammlung Lieder im Sinn und Ton der Minnesingerzeit, nicht ganz frei von Manier ist. Wir erwähnen hier noch die klassischen Trink- und Studentenlieder seines "Gaudeamus", die Scheffel's Popularität in den weitesten Kreisen gegründet haben. Ein Zeit- und Schicksalsbild von eigenstem Gepräge ist diese "alte Geschichte", mit der wir den Dichter des "Ekkehard" auch unter die Novellisten einreihen; eine kulturhistorische Novelle oder vielmehr das letzte Kapitel einer solchen, deren eigentlicher Verlauf zwischen den Zeilen bleibt und nur gegen den Schluß in kurzer Recapitulation erkennt- Joseph Victor Scheffel wurde am 16. Febr. 1826 zu Karlsruhe geboren, wo sein Vater als badischer Major und Baurath lebte. Nachdem er von 1843 — 47 in München, Heidelberg und Berlin Jura und germanische Philologie studirt hatte, promovirte er 1848 in Heidelberg als Dockor der Rechte und brachte ein paar Jahre im Staatsdienste zu Säckingen am Oberrhein zu. Aber seine künstlerischen Neigungen lockten ihn von der Beamtencarrière weg nach Italien, wo er eine Zeitlang zwischen der Landschaftsmalerei und der Poesie schwankte, bis sein liebenswürdiger „Trompeter von Säckingen“ (1853) die Schale der letzteren sinken machte. Ein Aufenthalt in München, Studien, die er 1858 und 59 als Vorstand der Bibliothek des Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen machte, die Eindrücke, die er in den Jahren 1859 und 60 auf der Wartburg empfing, bestärkten ihn in seinen auf das Mittelalter gerichteten poetischen Neigungen, die am schönsten und reinsten in seinem Romane „Ekkehard“ ihren Ausdruck gefunden haben, während „Frau Aventiure“, eine Sammlung Lieder im Sinn und Ton der Minnesingerzeit, nicht ganz frei von Manier ist. Wir erwähnen hier noch die klassischen Trink- und Studentenlieder seines „Gaudeamus“, die Scheffel's Popularität in den weitesten Kreisen gegründet haben. Ein Zeit- und Schicksalsbild von eigenstem Gepräge ist diese „alte Geschichte“, mit der wir den Dichter des „Ekkehard“ auch unter die Novellisten einreihen; eine kulturhistorische Novelle oder vielmehr das letzte Kapitel einer solchen, deren eigentlicher Verlauf zwischen den Zeilen bleibt und nur gegen den Schluß in kurzer Recapitulation erkennt- <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0005"/> <div type="preface"> <p>Joseph Victor Scheffel wurde am 16. Febr. 1826 zu Karlsruhe geboren, wo sein Vater als badischer Major und Baurath lebte. Nachdem er von 1843 — 47 in München, Heidelberg und Berlin Jura und germanische Philologie studirt hatte, promovirte er 1848 in Heidelberg als Dockor der Rechte und brachte ein paar Jahre im Staatsdienste zu Säckingen am Oberrhein zu. Aber seine künstlerischen Neigungen lockten ihn von der Beamtencarrière weg nach Italien, wo er eine Zeitlang zwischen der Landschaftsmalerei und der Poesie schwankte, bis sein liebenswürdiger „Trompeter von Säckingen“ (1853) die Schale der letzteren sinken machte. Ein Aufenthalt in München, Studien, die er 1858 und 59 als Vorstand der Bibliothek des Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen machte, die Eindrücke, die er in den Jahren 1859 und 60 auf der Wartburg empfing, bestärkten ihn in seinen auf das Mittelalter gerichteten poetischen Neigungen, die am schönsten und reinsten in seinem Romane „Ekkehard“ ihren Ausdruck gefunden haben, während „Frau Aventiure“, eine Sammlung Lieder im Sinn und Ton der Minnesingerzeit, nicht ganz frei von Manier ist. 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Joseph Victor Scheffel wurde am 16. Febr. 1826 zu Karlsruhe geboren, wo sein Vater als badischer Major und Baurath lebte. Nachdem er von 1843 — 47 in München, Heidelberg und Berlin Jura und germanische Philologie studirt hatte, promovirte er 1848 in Heidelberg als Dockor der Rechte und brachte ein paar Jahre im Staatsdienste zu Säckingen am Oberrhein zu. Aber seine künstlerischen Neigungen lockten ihn von der Beamtencarrière weg nach Italien, wo er eine Zeitlang zwischen der Landschaftsmalerei und der Poesie schwankte, bis sein liebenswürdiger „Trompeter von Säckingen“ (1853) die Schale der letzteren sinken machte. Ein Aufenthalt in München, Studien, die er 1858 und 59 als Vorstand der Bibliothek des Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen machte, die Eindrücke, die er in den Jahren 1859 und 60 auf der Wartburg empfing, bestärkten ihn in seinen auf das Mittelalter gerichteten poetischen Neigungen, die am schönsten und reinsten in seinem Romane „Ekkehard“ ihren Ausdruck gefunden haben, während „Frau Aventiure“, eine Sammlung Lieder im Sinn und Ton der Minnesingerzeit, nicht ganz frei von Manier ist. Wir erwähnen hier noch die klassischen Trink- und Studentenlieder seines „Gaudeamus“, die Scheffel's Popularität in den weitesten Kreisen gegründet haben.
Ein Zeit- und Schicksalsbild von eigenstem Gepräge ist diese „alte Geschichte“, mit der wir den Dichter des „Ekkehard“ auch unter die Novellisten einreihen; eine kulturhistorische Novelle oder vielmehr das letzte Kapitel einer solchen, deren eigentlicher Verlauf zwischen den Zeilen bleibt und nur gegen den Schluß in kurzer Recapitulation erkennt-
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Zitationshilfe: | Scheffel, Joseph Victor von: Hugideo. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 237–254. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_hugideo_1910/5>, abgerufen am 16.02.2025. |