Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
252) Jeremias IX. 1.
253) .. ecce elongavi fugiens et mansi in solitudine et ex-
spectabam eum qui me salvum faceret." vita S. Galli
bei Pertz
Mon. II. 8.
254) s. Physiologus, ein Weisthum von Thieren und Vögeln.
"von des aran geslahte." bei Wackernagel altdeutsches Lesebuch I. 165.
255) .. quantum sub sua cuculla potuit portare ..
256) "Es war etwa seit dem 8. Jahrhundert in Deutschland und
Frankreich das Verlangen heimisch geworden, die Kirchen mit irdischen
Ueberresten von Heiligen so reichlich als möglich und um jeden Preis
zu versorgen. Dieses Verlangen hatte im zehnten Jahrhundert einen
neuen Aufschwung genommen und erreichte seine höchste Glut in dem
sächsischen Königshause. Otto der Große wußte keine größeren Schätze
zu sammeln als Reliquien und brachte besonders für sein geliebtes
Magdeburg einen großen Vorrath zusammen ... Da sich Kirchen und
Gemeinden nur selten freiwillig zu Gunsten Anderer ihrer Reliquien
entäußerten, so scheute man sich nicht vor dem Mittel des Zwangs
und Raubes, und als das Vaterland der Heiligen, Italien, wo damals
die Reliquien wenig geachtet wurden, sich den Deutschen wieder aufthat,
da gehörte es zu den schönsten Aussichten der Letzteren, nun im reichen
Maße und zwar um Geld oder durch List oder auch mit Gewalt ihr
Verlangen erfüllen zu können. Dieser Sehnsucht scheint auch der
heilige Metro zum Opfer gefallen zu sein.
.. daß man aber, wenn man sich nicht eines ganzen Heiligenkörpers
bemächtigen konnte, auch damit zufrieden war, daß man ein möglichst
großes Stück hinwegbrachte, das hat Verona noch einmal erfahren
müssen." u. s. w. Vogel, Ratherius von Verona und das zehnte
Jahrhundert, I. 257.
257) .. "so der tagosterno in sconero farewo skeinet."
Worte der Notkerischen Paraphrase des Marcianus Capella.
252) Jeremias IX. 1.
253) .. ecce elongavi fugiens et mansi in solitudine et ex-
spectabam eum qui me salvum faceret.“ vita S. Galli
bei Pertz
Mon. II. 8.
254) ſ. Physiologus, ein Weisthum von Thieren und Vögeln.
„von des aran geslâhte.“ bei Wackernagel altdeutſches Leſebuch I. 165.
255) .. quantum sub sua cuculla potuit portare ..
256) „Es war etwa ſeit dem 8. Jahrhundert in Deutſchland und
Frankreich das Verlangen heimiſch geworden, die Kirchen mit irdiſchen
Ueberreſten von Heiligen ſo reichlich als möglich und um jeden Preis
zu verſorgen. Dieſes Verlangen hatte im zehnten Jahrhundert einen
neuen Aufſchwung genommen und erreichte ſeine höchſte Glut in dem
ſächſiſchen Königshauſe. Otto der Große wußte keine größeren Schätze
zu ſammeln als Reliquien und brachte beſonders für ſein geliebtes
Magdeburg einen großen Vorrath zuſammen ... Da ſich Kirchen und
Gemeinden nur ſelten freiwillig zu Gunſten Anderer ihrer Reliquien
entäußerten, ſo ſcheute man ſich nicht vor dem Mittel des Zwangs
und Raubes, und als das Vaterland der Heiligen, Italien, wo damals
die Reliquien wenig geachtet wurden, ſich den Deutſchen wieder aufthat,
da gehörte es zu den ſchönſten Ausſichten der Letzteren, nun im reichen
Maße und zwar um Geld oder durch Liſt oder auch mit Gewalt ihr
Verlangen erfüllen zu können. Dieſer Sehnſucht ſcheint auch der
heilige Metro zum Opfer gefallen zu ſein.
.. daß man aber, wenn man ſich nicht eines ganzen Heiligenkörpers
bemächtigen konnte, auch damit zufrieden war, daß man ein möglichſt
großes Stück hinwegbrachte, das hat Verona noch einmal erfahren
müſſen.“ u. ſ. w. Vogel, Ratherius von Verona und das zehnte
Jahrhundert, I. 257.
257) .. „sô der tágostérno in scônero fárewo skînet.“
Worte der Notkeriſchen Paraphraſe des Marcianus Capella.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0480" n="458"/>
        <note xml:id="edt252" prev="#ed252" place="end" n="252)">Jeremias <hi rendition="#aq">IX. 1.</hi></note><lb/>
        <note xml:id="edt253" prev="#ed253" place="end" n="253)"><hi rendition="#aq">.. ecce elongavi fugiens et mansi in solitudine et ex-<lb/>
spectabam eum qui me salvum faceret.&#x201C; vita S. Galli</hi> bei <hi rendition="#aq">Pertz<lb/>
Mon. II. 8.</hi></note><lb/>
        <note xml:id="edt254" prev="#ed254" place="end" n="254)">&#x017F;. <hi rendition="#aq">Physiologus,</hi> ein Weisthum von Thieren und Vögeln.<lb/><hi rendition="#aq">&#x201E;von des aran geslâhte.&#x201C;</hi> bei Wackernagel altdeut&#x017F;ches Le&#x017F;ebuch <hi rendition="#aq">I. 165.</hi></note><lb/>
        <note xml:id="edt255" prev="#ed255" place="end" n="255)"> <hi rendition="#aq">.. quantum sub sua cuculla potuit portare ..</hi> </note><lb/>
        <note xml:id="edt256" prev="#ed256" place="end" n="256)">
          <p>&#x201E;Es war etwa &#x017F;eit dem 8. Jahrhundert in Deut&#x017F;chland und<lb/>
Frankreich das Verlangen heimi&#x017F;ch geworden, die Kirchen mit irdi&#x017F;chen<lb/>
Ueberre&#x017F;ten von Heiligen &#x017F;o reichlich als möglich und um jeden Preis<lb/>
zu ver&#x017F;orgen. Die&#x017F;es Verlangen hatte im zehnten Jahrhundert einen<lb/>
neuen Auf&#x017F;chwung genommen und erreichte &#x017F;eine höch&#x017F;te Glut in dem<lb/>
&#x017F;äch&#x017F;i&#x017F;chen Königshau&#x017F;e. Otto der Große wußte keine größeren Schätze<lb/>
zu &#x017F;ammeln als Reliquien und brachte be&#x017F;onders für &#x017F;ein geliebtes<lb/>
Magdeburg einen großen Vorrath zu&#x017F;ammen ... Da &#x017F;ich Kirchen und<lb/>
Gemeinden nur &#x017F;elten freiwillig zu Gun&#x017F;ten Anderer ihrer Reliquien<lb/>
entäußerten, &#x017F;o &#x017F;cheute man &#x017F;ich nicht vor dem Mittel des Zwangs<lb/>
und Raubes, und als das Vaterland der Heiligen, Italien, wo damals<lb/>
die Reliquien wenig geachtet wurden, &#x017F;ich den Deut&#x017F;chen wieder aufthat,<lb/>
da gehörte es zu den &#x017F;chön&#x017F;ten Aus&#x017F;ichten der Letzteren, nun im reichen<lb/>
Maße und zwar um Geld oder durch Li&#x017F;t oder auch mit Gewalt ihr<lb/>
Verlangen erfüllen zu können. Die&#x017F;er Sehn&#x017F;ucht &#x017F;cheint auch der<lb/>
heilige Metro zum Opfer gefallen zu &#x017F;ein.</p><lb/>
          <p>.. daß man aber, wenn man &#x017F;ich nicht eines ganzen Heiligenkörpers<lb/>
bemächtigen konnte, auch damit zufrieden war, daß man ein möglich&#x017F;t<lb/>
großes Stück hinwegbrachte, das hat Verona noch einmal erfahren<lb/>&#x017F;&#x017F;en.&#x201C; u. &#x017F;. w. Vogel, Ratherius von Verona und das zehnte<lb/>
Jahrhundert, <hi rendition="#aq">I. 257.</hi></p>
        </note><lb/>
        <note xml:id="edt257" prev="#ed257" place="end" n="257)"><hi rendition="#aq">.. &#x201E;sô der tágostérno in scônero fárewo skînet.&#x201C;</hi><lb/>
Worte der Notkeri&#x017F;chen Paraphra&#x017F;e des Marcianus Capella.</note><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458/0480] ²⁵²⁾ Jeremias IX. 1. ²⁵³⁾ .. ecce elongavi fugiens et mansi in solitudine et ex- spectabam eum qui me salvum faceret.“ vita S. Galli bei Pertz Mon. II. 8. ²⁵⁴⁾ ſ. Physiologus, ein Weisthum von Thieren und Vögeln. „von des aran geslâhte.“ bei Wackernagel altdeutſches Leſebuch I. 165. ²⁵⁵⁾ .. quantum sub sua cuculla potuit portare .. ²⁵⁶⁾ „Es war etwa ſeit dem 8. Jahrhundert in Deutſchland und Frankreich das Verlangen heimiſch geworden, die Kirchen mit irdiſchen Ueberreſten von Heiligen ſo reichlich als möglich und um jeden Preis zu verſorgen. Dieſes Verlangen hatte im zehnten Jahrhundert einen neuen Aufſchwung genommen und erreichte ſeine höchſte Glut in dem ſächſiſchen Königshauſe. Otto der Große wußte keine größeren Schätze zu ſammeln als Reliquien und brachte beſonders für ſein geliebtes Magdeburg einen großen Vorrath zuſammen ... Da ſich Kirchen und Gemeinden nur ſelten freiwillig zu Gunſten Anderer ihrer Reliquien entäußerten, ſo ſcheute man ſich nicht vor dem Mittel des Zwangs und Raubes, und als das Vaterland der Heiligen, Italien, wo damals die Reliquien wenig geachtet wurden, ſich den Deutſchen wieder aufthat, da gehörte es zu den ſchönſten Ausſichten der Letzteren, nun im reichen Maße und zwar um Geld oder durch Liſt oder auch mit Gewalt ihr Verlangen erfüllen zu können. Dieſer Sehnſucht ſcheint auch der heilige Metro zum Opfer gefallen zu ſein. .. daß man aber, wenn man ſich nicht eines ganzen Heiligenkörpers bemächtigen konnte, auch damit zufrieden war, daß man ein möglichſt großes Stück hinwegbrachte, das hat Verona noch einmal erfahren müſſen.“ u. ſ. w. Vogel, Ratherius von Verona und das zehnte Jahrhundert, I. 257. ²⁵⁷⁾ .. „sô der tágostérno in scônero fárewo skînet.“ Worte der Notkeriſchen Paraphraſe des Marcianus Capella.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/480
Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/480>, abgerufen am 05.12.2024.