Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.auch der Verfasser des Lobgesangs auf den heiligen Gallus in deut- scher Sprache, von dessen Bedeutsamkeit die lateinische Uebertragung Zeugniß gibt, die wir noch besitzen. Hattemer Denkmale etc. I. 337. Das von Tutilo als Deckelplatten für eine Evangelienhandschrift geschnitzte Diptychon wird in der Sanctgallischen Stiftsbibliothek aufbewahrt. Man bevorzugte bei kirchlichem Schmuck das Elfenbein, da der Ele- fant, nach einem Ausdruck Notker Labeo's in seiner Psalmenüber- setzung für ein "keusches Vieh" (chiausche fieo) galt. Hattemer Denk- male etc. II. 159. 22) "Den ganzen Kreis des Wissens am Schluß des 9ten Jahr- hunderts vergegenwärtigt das in Sanct Gallen aus der Schule Iso's hervorgegangene, gemeiniglich nach dem Abtbischof Salomo III. von Konstanz genannte encyclopädische Wörterbuch (glossae Salomonis) in lateinischer Sprache. Es gibt zwar Manches aus dem Schatze der alten Lexicographen, namentlich aus Isidorus, wörtlich wieder, enthält aber doch auch viele Eigenthümlichkeiten zur Erläuterung da- maliger Weltansichten und Verhältnisse, und führt dabei die Mangel- haftigkeit der damaligen Kenntnisse und Begriffsbestimmungen vor Augen." Stälin württemberg. Geschichte Bd. I. p. 405. Die von Sindolt erwähnte Glosse lautet: Rabulum = thincman. qui sem- per vult ad unam quamque rem disputare. Sicut Ratolt facit. Es war nicht ungewöhnlich, daß die von ihrer Ordensregel so vielfach zum Schweigen veranlaßten Mönche einem verhaltenen Groll durch Einträge in die Handschriften und Bücher Luft machten. So ist auf dem letzten Blatt des Codex 176 ein großes Geschirr abgebildet, da- neben mehrere gröbliche Hexameter wider den Klostergeistlichen Grimvald geschrieben sind, z. B.: Grimvald, fällt es dir bei, aus diesem Kruge zu schöpfen: vgl. Hattemer Denkmale I. 412. Die Schmähverse des SchottenMöge sein Inhalt sofort sich in Säure des Essigs verwandeln Und ein unendlicher Husten sammt brennendem Durst dir bescheert sein. Dubduin sind mitgetheilt bei Ildefons v. Arx Berichtigungen und Zusätze zur Geschichte des Kantons Sanct Gallen, pag. 20. not. d. auch der Verfaſſer des Lobgeſangs auf den heiligen Gallus in deut- ſcher Sprache, von deſſen Bedeutſamkeit die lateiniſche Uebertragung Zeugniß gibt, die wir noch beſitzen. Hattemer Denkmale etc. I. 337. Das von Tutilo als Deckelplatten für eine Evangelienhandſchrift geſchnitzte Diptychon wird in der Sanctgalliſchen Stiftsbibliothek aufbewahrt. Man bevorzugte bei kirchlichem Schmuck das Elfenbein, da der Ele- fant, nach einem Ausdruck Notker Labeo's in ſeiner Pſalmenüber- ſetzung für ein „keuſches Vieh“ (chiûsche fiêo) galt. Hattemer Denk- male etc. II. 159. 22) „Den ganzen Kreis des Wiſſens am Schluß des 9ten Jahr- hunderts vergegenwärtigt das in Sanct Gallen aus der Schule Iſo's hervorgegangene, gemeiniglich nach dem Abtbiſchof Salomo III. von Konſtanz genannte encyclopädiſche Wörterbuch (glossae Salomonis) in lateiniſcher Sprache. Es gibt zwar Manches aus dem Schatze der alten Lexicographen, namentlich aus Iſidorus, wörtlich wieder, enthält aber doch auch viele Eigenthümlichkeiten zur Erläuterung da- maliger Weltanſichten und Verhältniſſe, und führt dabei die Mangel- haftigkeit der damaligen Kenntniſſe und Begriffsbeſtimmungen vor Augen.“ Stälin württemberg. Geſchichte Bd. I. p. 405. Die von Sindolt erwähnte Gloſſe lautet: Rabulum = thincman. qui sem- per vult ad unam quamque rem disputare. Sicut Ratolt facit. Es war nicht ungewöhnlich, daß die von ihrer Ordensregel ſo vielfach zum Schweigen veranlaßten Mönche einem verhaltenen Groll durch Einträge in die Handſchriften und Bücher Luft machten. So iſt auf dem letzten Blatt des Codex 176 ein großes Geſchirr abgebildet, da- neben mehrere gröbliche Hexameter wider den Kloſtergeiſtlichen Grimvald geſchrieben ſind, z. B.: Grimvald, fällt es dir bei, aus dieſem Kruge zu ſchöpfen: vgl. Hattemer Denkmale I. 412. Die Schmähverſe des SchottenMöge ſein Inhalt ſofort ſich in Säure des Eſſigs verwandeln Und ein unendlicher Huſten ſammt brennendem Durſt dir beſcheert ſein. Dubduin ſind mitgetheilt bei Ildefons v. Arx Berichtigungen und Zuſätze zur Geſchichte des Kantons Sanct Gallen, pag. 20. not. d. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="edt21" prev="#ed21" place="end" n="21)"><pb facs="#f0437" n="415"/> auch der Verfaſſer des Lobgeſangs auf den heiligen Gallus in deut-<lb/> ſcher Sprache, von deſſen Bedeutſamkeit die lateiniſche Uebertragung<lb/> Zeugniß gibt, die wir noch beſitzen. 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²¹⁾ auch der Verfaſſer des Lobgeſangs auf den heiligen Gallus in deut-
ſcher Sprache, von deſſen Bedeutſamkeit die lateiniſche Uebertragung
Zeugniß gibt, die wir noch beſitzen. Hattemer Denkmale etc. I. 337. Das
von Tutilo als Deckelplatten für eine Evangelienhandſchrift geſchnitzte
Diptychon wird in der Sanctgalliſchen Stiftsbibliothek aufbewahrt.
Man bevorzugte bei kirchlichem Schmuck das Elfenbein, da der Ele-
fant, nach einem Ausdruck Notker Labeo's in ſeiner Pſalmenüber-
ſetzung für ein „keuſches Vieh“ (chiûsche fiêo) galt. Hattemer Denk-
male etc. II. 159.
²²⁾ „Den ganzen Kreis des Wiſſens am Schluß des 9ten Jahr-
hunderts vergegenwärtigt das in Sanct Gallen aus der Schule Iſo's
hervorgegangene, gemeiniglich nach dem Abtbiſchof Salomo III. von
Konſtanz genannte encyclopädiſche Wörterbuch (glossae Salomonis)
in lateiniſcher Sprache. Es gibt zwar Manches aus dem Schatze
der alten Lexicographen, namentlich aus Iſidorus, wörtlich wieder,
enthält aber doch auch viele Eigenthümlichkeiten zur Erläuterung da-
maliger Weltanſichten und Verhältniſſe, und führt dabei die Mangel-
haftigkeit der damaligen Kenntniſſe und Begriffsbeſtimmungen vor
Augen.“ Stälin württemberg. Geſchichte Bd. I. p. 405. Die von
Sindolt erwähnte Gloſſe lautet: Rabulum = thincman. qui sem-
per vult ad unam quamque rem disputare. Sicut Ratolt facit.
Es war nicht ungewöhnlich, daß die von ihrer Ordensregel ſo vielfach
zum Schweigen veranlaßten Mönche einem verhaltenen Groll durch
Einträge in die Handſchriften und Bücher Luft machten. So iſt auf
dem letzten Blatt des Codex 176 ein großes Geſchirr abgebildet, da-
neben mehrere gröbliche Hexameter wider den Kloſtergeiſtlichen Grimvald
geſchrieben ſind, z. B.:
Grimvald, fällt es dir bei, aus dieſem Kruge zu ſchöpfen:
Möge ſein Inhalt ſofort ſich in Säure des Eſſigs verwandeln
Und ein unendlicher Huſten ſammt brennendem Durſt dir beſcheert ſein.
vgl. Hattemer Denkmale I. 412. Die Schmähverſe des Schotten
Dubduin ſind mitgetheilt bei Ildefons v. Arx Berichtigungen und
Zuſätze zur Geſchichte des Kantons Sanct Gallen, pag. 20.
not. d.
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