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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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Dies Alles wohlgeprüft und wohlerwogen sprach er:
Wie es auch gehen mag, hier sei bis mor'n mein Lager,
Daß nicht der König prahle, ich sei dem Diebe gleich
Entflohn bei Nacht und Nebel aus dem Frankenreich.
Er sprach's, und Dorn und Strauchwerk hieb er sich rings vom Hag
Und schloß den engen Pfad mit stachlichem Verhack
Mit bitterm Seufzen wandt' er sich zu den Leichen dann
Jedwedem Rumpfe fügte sein Haupt er wieder an;
Gen Sonnenaufgang warf er knieend sich zur Erde
Und sprach das Sühngebet mit scharfentblößtem Schwerte:
O Schöpfer dieser Welt, der Alles lenkt und richtet,
Gen dessen hohen Willen sich Nichts hienieden schlichtet
Hab' Dank daß heute ich mit deinem Schutz bezwungen
Der ungerechten Feinde Geschoß und böse Zungen!
O Herr, der du die Sünde austilgst mit starken Armen
Doch nicht den Sünder selbst -- dich fleh' ich um Erbarmen:
Laß diese Todten hier zu deinem Reich eingeh'n
Daß ich am Himmelssitze sie möge wiederseh'n.
So betete Waltari. Dann trieb er allsogleich
Der Todten Rosse ein, und band sie mit Gezweig.
Noch sechse waren übrig. Zwei waren umgekommen.
Drei hatte König Gunther mit auf die Flucht genommen.
Dann löst' er seine Rüstung. Das war dem Hitzigen gut,
Mit frohem Zuspruch schöpft' er der Jungfrau Trost und Muth
25*
Dies Alles wohlgeprüft und wohlerwogen ſprach er:
Wie es auch gehen mag, hier ſei bis mor'n mein Lager,
Daß nicht der König prahle, ich ſei dem Diebe gleich
Entflohn bei Nacht und Nebel aus dem Frankenreich.
Er ſprach's, und Dorn und Strauchwerk hieb er ſich rings vom Hag
Und ſchloß den engen Pfad mit ſtachlichem Verhack
Mit bitterm Seufzen wandt' er ſich zu den Leichen dann
Jedwedem Rumpfe fügte ſein Haupt er wieder an;
Gen Sonnenaufgang warf er knieend ſich zur Erde
Und ſprach das Sühngebet mit ſcharfentblößtem Schwerte:
O Schöpfer dieſer Welt, der Alles lenkt und richtet,
Gen deſſen hohen Willen ſich Nichts hienieden ſchlichtet
Hab' Dank daß heute ich mit deinem Schutz bezwungen
Der ungerechten Feinde Geſchoß und böſe Zungen!
O Herr, der du die Sünde austilgſt mit ſtarken Armen
Doch nicht den Sünder ſelbſt — dich fleh' ich um Erbarmen:
Laß dieſe Todten hier zu deinem Reich eingeh'n
Daß ich am Himmelsſitze ſie möge wiederſeh'n.
So betete Waltari. Dann trieb er allſogleich
Der Todten Roſſe ein, und band ſie mit Gezweig.
Noch ſechſe waren übrig. Zwei waren umgekommen.
Drei hatte König Gunther mit auf die Flucht genommen.
Dann löst' er ſeine Rüſtung. Das war dem Hitzigen gut,
Mit frohem Zuſpruch ſchöpft' er der Jungfrau Troſt und Muth
25*
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[387/0409] Dies Alles wohlgeprüft und wohlerwogen ſprach er: Wie es auch gehen mag, hier ſei bis mor'n mein Lager, Daß nicht der König prahle, ich ſei dem Diebe gleich Entflohn bei Nacht und Nebel aus dem Frankenreich. Er ſprach's, und Dorn und Strauchwerk hieb er ſich rings vom Hag Und ſchloß den engen Pfad mit ſtachlichem Verhack Mit bitterm Seufzen wandt' er ſich zu den Leichen dann Jedwedem Rumpfe fügte ſein Haupt er wieder an; Gen Sonnenaufgang warf er knieend ſich zur Erde Und ſprach das Sühngebet mit ſcharfentblößtem Schwerte: O Schöpfer dieſer Welt, der Alles lenkt und richtet, Gen deſſen hohen Willen ſich Nichts hienieden ſchlichtet Hab' Dank daß heute ich mit deinem Schutz bezwungen Der ungerechten Feinde Geſchoß und böſe Zungen! O Herr, der du die Sünde austilgſt mit ſtarken Armen Doch nicht den Sünder ſelbſt — dich fleh' ich um Erbarmen: Laß dieſe Todten hier zu deinem Reich eingeh'n Daß ich am Himmelsſitze ſie möge wiederſeh'n. So betete Waltari. Dann trieb er allſogleich Der Todten Roſſe ein, und band ſie mit Gezweig. Noch ſechſe waren übrig. Zwei waren umgekommen. Drei hatte König Gunther mit auf die Flucht genommen. Dann löst' er ſeine Rüſtung. Das war dem Hitzigen gut, Mit frohem Zuſpruch ſchöpft' er der Jungfrau Troſt und Muth 25*

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/409>, abgerufen am 22.11.2024.