Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.Im Sand sah König Gunther die Spur von Hufestritt, Anspornend trieb den Renner er nun zu schnellerm Schritt. Herbei, rief er, ihr Mannen! noch heute fah'n wir ihn Sammt den gestohlenen Schätzen, er soll uns nicht entfliehn. Umsonst entgegnet Hagen: Das geht so glatt nicht ab; Manch einen tapfern Degen warf Jener in das Grab. Zu oft hab ich erschauet Waltari in Schlachtenwuth, Ich weiß er handhabt Lanze und Schwert nur allzugut. Doch nimmer ließ sich warnen der vielverstockte Mann: Im Glanz des Mittags ritten sie vor der Felsburg an. Vom Bergesgipfel schaute Hiltgund zum Thal hinab, Da hub sich Staubeswirbel und ferner Rossestrab, Sie strich mit leisem Finger des Schläfers braunes Haar: Wach auf, wach auf, Waltari, es naht uns eine Schaar. Der rieb sich aus den Augen des süßen Schlafes Rest Und griff nach seinen Waffen und rüstete sich fest Und durch die leeren Lüfte schwang er den Speer mit Macht, Das war ein lustig Vorspiel vor bitterernster Schlacht. Hiltgund wie sie von Weitem Lanzen blitzen sah, Warf klagend sich zu Boden: Nun sind die Hunnen da! Nun fleh' ich mein Gebieter, hau ab mein junges Haupt, Daß, so ich dein nicht werde, kein andrer Mann mich raubt! -- Im Sand ſah König Gunther die Spur von Hufestritt, Anſpornend trieb den Renner er nun zu ſchnellerm Schritt. Herbei, rief er, ihr Mannen! noch heute fah'n wir ihn Sammt den geſtohlenen Schätzen, er ſoll uns nicht entfliehn. Umſonſt entgegnet Hagen: Das geht ſo glatt nicht ab; Manch einen tapfern Degen warf Jener in das Grab. Zu oft hab ich erſchauet Waltari in Schlachtenwuth, Ich weiß er handhabt Lanze und Schwert nur allzugut. Doch nimmer ließ ſich warnen der vielverſtockte Mann: Im Glanz des Mittags ritten ſie vor der Felsburg an. Vom Bergesgipfel ſchaute Hiltgund zum Thal hinab, Da hub ſich Staubeswirbel und ferner Roſſestrab, Sie ſtrich mit leiſem Finger des Schläfers braunes Haar: Wach auf, wach auf, Waltari, es naht uns eine Schaar. Der rieb ſich aus den Augen des ſüßen Schlafes Reſt Und griff nach ſeinen Waffen und rüſtete ſich feſt Und durch die leeren Lüfte ſchwang er den Speer mit Macht, Das war ein luſtig Vorſpiel vor bitterernſter Schlacht. Hiltgund wie ſie von Weitem Lanzen blitzen ſah, Warf klagend ſich zu Boden: Nun ſind die Hunnen da! Nun fleh' ich mein Gebieter, hau ab mein junges Haupt, Daß, ſo ich dein nicht werde, kein andrer Mann mich raubt! — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0388" n="366"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>m Sand ſah König Gunther die Spur von Hufestritt,</l><lb/> <l>Anſpornend trieb den Renner er nun zu ſchnellerm Schritt.</l><lb/> <l>Herbei, rief er, ihr Mannen! noch heute fah'n wir ihn</l><lb/> <l>Sammt den geſtohlenen Schätzen, er ſoll uns nicht entfliehn.</l><lb/> <l>Umſonſt entgegnet Hagen: Das geht ſo glatt nicht ab;</l><lb/> <l>Manch einen tapfern Degen warf Jener in das Grab.</l><lb/> <l>Zu oft hab ich erſchauet Waltari in Schlachtenwuth,</l><lb/> <l>Ich weiß er handhabt Lanze und Schwert nur allzugut.</l><lb/> <l>Doch nimmer ließ ſich warnen der vielverſtockte Mann:</l><lb/> <l>Im Glanz des Mittags ritten ſie vor der Felsburg an.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Vom Bergesgipfel ſchaute Hiltgund zum Thal hinab,</l><lb/> <l>Da hub ſich Staubeswirbel und ferner Roſſestrab,</l><lb/> <l>Sie ſtrich mit leiſem Finger des Schläfers braunes Haar:</l><lb/> <l>Wach auf, wach auf, Waltari, es naht uns eine Schaar.</l><lb/> <l>Der rieb ſich aus den Augen des ſüßen Schlafes Reſt</l><lb/> <l>Und griff nach ſeinen Waffen und rüſtete ſich feſt</l><lb/> <l>Und durch die leeren Lüfte ſchwang er den Speer mit Macht,</l><lb/> <l>Das war ein luſtig Vorſpiel vor bitterernſter Schlacht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Hiltgund wie ſie von Weitem Lanzen blitzen ſah,</l><lb/> <l>Warf klagend ſich zu Boden: Nun ſind die Hunnen da!</l><lb/> <l>Nun fleh' ich mein Gebieter, hau ab mein junges Haupt,</l><lb/> <l>Daß, ſo ich dein nicht werde, kein andrer Mann mich raubt! —</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [366/0388]
Im Sand ſah König Gunther die Spur von Hufestritt,
Anſpornend trieb den Renner er nun zu ſchnellerm Schritt.
Herbei, rief er, ihr Mannen! noch heute fah'n wir ihn
Sammt den geſtohlenen Schätzen, er ſoll uns nicht entfliehn.
Umſonſt entgegnet Hagen: Das geht ſo glatt nicht ab;
Manch einen tapfern Degen warf Jener in das Grab.
Zu oft hab ich erſchauet Waltari in Schlachtenwuth,
Ich weiß er handhabt Lanze und Schwert nur allzugut.
Doch nimmer ließ ſich warnen der vielverſtockte Mann:
Im Glanz des Mittags ritten ſie vor der Felsburg an.
Vom Bergesgipfel ſchaute Hiltgund zum Thal hinab,
Da hub ſich Staubeswirbel und ferner Roſſestrab,
Sie ſtrich mit leiſem Finger des Schläfers braunes Haar:
Wach auf, wach auf, Waltari, es naht uns eine Schaar.
Der rieb ſich aus den Augen des ſüßen Schlafes Reſt
Und griff nach ſeinen Waffen und rüſtete ſich feſt
Und durch die leeren Lüfte ſchwang er den Speer mit Macht,
Das war ein luſtig Vorſpiel vor bitterernſter Schlacht.
Hiltgund wie ſie von Weitem Lanzen blitzen ſah,
Warf klagend ſich zu Boden: Nun ſind die Hunnen da!
Nun fleh' ich mein Gebieter, hau ab mein junges Haupt,
Daß, ſo ich dein nicht werde, kein andrer Mann mich raubt! —
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/388 |
Zitationshilfe: | Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/388>, abgerufen am 24.07.2024. |