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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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Da füllte sie den Becher, er trank den Firnewein
Jach wie den Wassertropfen einsaugt der glühe Stein
Dann schloß er in die seine der Jungfrau weiße Hand
Beid' wußten daß von Alters verlobt sie seien einand.
Erröthend stand und schwieg sie. Da sprach er zu der Maid:
Schon lange tragen wir der Fremde herbes Leid
Und sollten doch nach Rechten einander sein zu eigen:
Ich hab das Wort gesprochen! nicht länger mag ich's schweigen.
Die Jungfrau stand betrüblich, als wär's nur Spott und Hohn,
Aufflammt ihr blaues Auge, sie sprach mit herbem Ton:
Was heuchelt deine Zunge, was nie dein Herz begehrt?
Viel besserer Verlobten hältst, Schlauer, du dich werth.
Da blickte treu und minnig, da sprach der tapfre Mann:
Fern sei was du gedenkest, o hör' mich huldvoll an:
In meines Herzens Grunde haust weder Falsch noch Arg,
Niemal ich mit dem Munde den wahren Sinn verbarg.
Kein Späher weilt im Saale, nur wir Zwei beid' allein
Ich wüßt ein süß Geheimniß, wollt'st du verschwiegen sein.
Da stürzte ihm zu Füßen Hiltgund und weint' und sprach:
Wohin du mich berufest, o Herr, ich folg dir nach.
Er hob sie auf mild tröstend: Ich bin der Fremde müd,
Ein süßes Heimathsehnen die Seele mir durchglüht,
Doch ohne Hiltgund nimmer steht mir zur Flucht mein Sinn,
So du zurücke bliebest, deß schöpft' ich Ungewinn.
Da füllte ſie den Becher, er trank den Firnewein
Jach wie den Waſſertropfen einſaugt der glühe Stein
Dann ſchloß er in die ſeine der Jungfrau weiße Hand
Beid' wußten daß von Alters verlobt ſie ſeien einand.
Erröthend ſtand und ſchwieg ſie. Da ſprach er zu der Maid:
Schon lange tragen wir der Fremde herbes Leid
Und ſollten doch nach Rechten einander ſein zu eigen:
Ich hab das Wort geſprochen! nicht länger mag ich's ſchweigen.
Die Jungfrau ſtand betrüblich, als wär's nur Spott und Hohn,
Aufflammt ihr blaues Auge, ſie ſprach mit herbem Ton:
Was heuchelt deine Zunge, was nie dein Herz begehrt?
Viel beſſerer Verlobten hältſt, Schlauer, du dich werth.
Da blickte treu und minnig, da ſprach der tapfre Mann:
Fern ſei was du gedenkeſt, o hör' mich huldvoll an:
In meines Herzens Grunde haust weder Falſch noch Arg,
Niemal ich mit dem Munde den wahren Sinn verbarg.
Kein Späher weilt im Saale, nur wir Zwei beid' allein
Ich wüßt ein ſüß Geheimniß, wollt'ſt du verſchwiegen ſein.
Da ſtürzte ihm zu Füßen Hiltgund und weint' und ſprach:
Wohin du mich berufeſt, o Herr, ich folg dir nach.
Er hob ſie auf mild tröſtend: Ich bin der Fremde müd,
Ein ſüßes Heimathſehnen die Seele mir durchglüht,
Doch ohne Hiltgund nimmer ſteht mir zur Flucht mein Sinn,
So du zurücke bliebeſt, deß ſchöpft' ich Ungewinn.
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[356/0378] Da füllte ſie den Becher, er trank den Firnewein Jach wie den Waſſertropfen einſaugt der glühe Stein Dann ſchloß er in die ſeine der Jungfrau weiße Hand Beid' wußten daß von Alters verlobt ſie ſeien einand. Erröthend ſtand und ſchwieg ſie. Da ſprach er zu der Maid: Schon lange tragen wir der Fremde herbes Leid Und ſollten doch nach Rechten einander ſein zu eigen: Ich hab das Wort geſprochen! nicht länger mag ich's ſchweigen. Die Jungfrau ſtand betrüblich, als wär's nur Spott und Hohn, Aufflammt ihr blaues Auge, ſie ſprach mit herbem Ton: Was heuchelt deine Zunge, was nie dein Herz begehrt? Viel beſſerer Verlobten hältſt, Schlauer, du dich werth. Da blickte treu und minnig, da ſprach der tapfre Mann: Fern ſei was du gedenkeſt, o hör' mich huldvoll an: In meines Herzens Grunde haust weder Falſch noch Arg, Niemal ich mit dem Munde den wahren Sinn verbarg. Kein Späher weilt im Saale, nur wir Zwei beid' allein Ich wüßt ein ſüß Geheimniß, wollt'ſt du verſchwiegen ſein. Da ſtürzte ihm zu Füßen Hiltgund und weint' und ſprach: Wohin du mich berufeſt, o Herr, ich folg dir nach. Er hob ſie auf mild tröſtend: Ich bin der Fremde müd, Ein ſüßes Heimathſehnen die Seele mir durchglüht, Doch ohne Hiltgund nimmer ſteht mir zur Flucht mein Sinn, So du zurücke bliebeſt, deß ſchöpft' ich Ungewinn.

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/378>, abgerufen am 28.11.2024.