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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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draus entströmte perlender Wasserfall und strömte stärker und strömte
wilder und wirbelte die Maid mit den feuchten Augen rauschend hinab
in den See -- da schwichtigte sich das Toben der Berge, der Alt-
mann griff sein weggeworfenes Haupt und setzte es auf und wandelte
schmerztraurig jodelnd zurück zur Kluft in die er gehörte, und der
Säntis stund wieder am alten Platz und seine Schneefelder leuchteten
wie vordem.

... Als Ekkehard des andern Tages erwachte, lag er in seiner
Höhle, von fiebrigem Frost durchschüttelt -- in den Knieen todtmüde
Zerbrochenheit.

Die Sonne stand in der Mittagshöhe.

Benedicta huschte draußen vorbei und sah ihn zitternd daliegen,
den Wolfspelz umgeschlagen. Die Kutte hing triefend und wasser-
schwer über einem Felsstück.

Wenn Ihr wieder Forellen im Seealpsee fangen wollt, Bergbruder,
sprach sie, so laßt mich's wissen, daß ich Euch führe. Der Handbub,
der Euch vor Sonnenaufgang begegnete, hat gesagt, Ihr seid den
Berg herauf gewankt wie ein Nachtwandler.

Sie ging und läutete die Mittagglocke für ihn.



Dreiundzwanzigstes Kapitel.
Auf der Ebenalp.


Sechs Tage lang war Ekkehard krank gelegen. Die Sennen
pflegten ihn, ein Trank aus blauem Enzian gekocht, schwichtigte das
Fieber. Die Alpenluft that das ihre. Eine starke Erschütterung war
ihm nothwendig gewesen, um an Körper und Geist das gestörte Gleich-
gewicht herzustellen. Jetzt war's in Ordnung. Er hörte keine Stim-
men und sah keine Phantasmen mehr. Lindes Gefühl von Ruhe und
aufsprossender Gesundheit durchströmte ihn; es war jener Zustand

draus entſtrömte perlender Waſſerfall und ſtrömte ſtärker und ſtrömte
wilder und wirbelte die Maid mit den feuchten Augen rauſchend hinab
in den See — da ſchwichtigte ſich das Toben der Berge, der Alt-
mann griff ſein weggeworfenes Haupt und ſetzte es auf und wandelte
ſchmerztraurig jodelnd zurück zur Kluft in die er gehörte, und der
Säntis ſtund wieder am alten Platz und ſeine Schneefelder leuchteten
wie vordem.

... Als Ekkehard des andern Tages erwachte, lag er in ſeiner
Höhle, von fiebrigem Froſt durchſchüttelt — in den Knieen todtmüde
Zerbrochenheit.

Die Sonne ſtand in der Mittagshöhe.

Benedicta huſchte draußen vorbei und ſah ihn zitternd daliegen,
den Wolfspelz umgeſchlagen. Die Kutte hing triefend und waſſer-
ſchwer über einem Felsſtück.

Wenn Ihr wieder Forellen im Seealpſee fangen wollt, Bergbruder,
ſprach ſie, ſo laßt mich's wiſſen, daß ich Euch führe. Der Handbub,
der Euch vor Sonnenaufgang begegnete, hat geſagt, Ihr ſeid den
Berg herauf gewankt wie ein Nachtwandler.

Sie ging und läutete die Mittagglocke für ihn.



Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
Auf der Ebenalp.


Sechs Tage lang war Ekkehard krank gelegen. Die Sennen
pflegten ihn, ein Trank aus blauem Enzian gekocht, ſchwichtigte das
Fieber. Die Alpenluft that das ihre. Eine ſtarke Erſchütterung war
ihm nothwendig geweſen, um an Körper und Geiſt das geſtörte Gleich-
gewicht herzuſtellen. Jetzt war's in Ordnung. Er hörte keine Stim-
men und ſah keine Phantasmen mehr. Lindes Gefühl von Ruhe und
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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. #. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/352>, abgerufen am 22.11.2024.