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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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hörnern und Kupferkesseln und großen Meermuscheln eine Höllen-
musik gemacht, wie wenn ein Hagelwetter weg zu drommeten wär';
und wie der Rielasinger Müller am ersten Tag seines Ehestands
vor's Haus trat, stand ein Maienbaum gepflanzt, der war kahl und
dürr, und statt Blumen hing ein Strohwisch dran und ein zerlumpt
grüngelb Schürzlein.

Sei gescheidt! tröstete Praxedis.

Aber Friderun jammerte weiter: Und wenn sie mir's machen, wie
des Bannförsters Wittib, da sie den Jägersknaben nahm? Der haben
sie Nachts das Strohdach entzwei geschnitten oben auf dem Hausfirst,
halb zur Rechten, halb zur Linken ist's heruntergerollt, der blaue Himmel
hat in ihr Hochzeitbett geleuchtet ohne daß sie wußten warum, und
die Krähen sind ihnen zu Häupten geflogen.202)

Praxedis lachte. Du wirst doch ein gut Gewissen haben, Fride-
run? sprach sie bedeutsam.

Aber der stand das Weinen näher.

Und wer weiß, sprach sie ausweichend, was mein Cappan ...

Paulus, verbesserte Praxedis.

... in jungen Tagen für Streiche gemacht. Gestern Nacht hat mir
geträumt, er habe mich fest in seinen Armen gehalten, da sei ein
hunnisch Weib gekommen, gelb von Gesicht und schwarz von Haar,
und hab' ihn weggerissen. Mein gehört er! drohte sie, und wie ich
ihn nicht lassen wollte, ward sie zur Schlange und ringelte sich fest
an ihm auf ...

Laß die Schlangen und Hunnenweiber, unterbrach sie Praxedis;
und mach' dich fertig, sie kommen schon den Berg herauf ... Vergiß
den Rosmarinzweig nicht und das weiße Tuch!

Hell glänzte draußen im Burghof des Cappan weißes Festgewand.
Da gab Friderun den trüben Gedanken Valet und schritt hinaus; die
Ehrenmägde empfingen sie im Hof, der Neugetaufte lachte ihr fröh-
lich entgegen, das Glöcklein der Burgcapelle läutete, es ging zur
Hochzeit.203)

Die Trauung war beendet, mit strahlendem Antlitz verließ das
neue Ehepaar die Burg. Friderun's ganze Sippschaft war er-
schienen, stämmige Leute, die an Höhe des Wuchses der Braut nicht
nachstanden; sie saßen als Maier und Bauern auf den nachbarlichen

hörnern und Kupferkeſſeln und großen Meermuſcheln eine Höllen-
muſik gemacht, wie wenn ein Hagelwetter weg zu drommeten wär';
und wie der Rielaſinger Müller am erſten Tag ſeines Eheſtands
vor's Haus trat, ſtand ein Maienbaum gepflanzt, der war kahl und
dürr, und ſtatt Blumen hing ein Strohwiſch dran und ein zerlumpt
grüngelb Schürzlein.

Sei geſcheidt! tröſtete Praxedis.

Aber Friderun jammerte weiter: Und wenn ſie mir's machen, wie
des Bannförſters Wittib, da ſie den Jägersknaben nahm? Der haben
ſie Nachts das Strohdach entzwei geſchnitten oben auf dem Hausfirſt,
halb zur Rechten, halb zur Linken iſt's heruntergerollt, der blaue Himmel
hat in ihr Hochzeitbett geleuchtet ohne daß ſie wußten warum, und
die Krähen ſind ihnen zu Häupten geflogen.202)

Praxedis lachte. Du wirſt doch ein gut Gewiſſen haben, Fride-
run? ſprach ſie bedeutſam.

Aber der ſtand das Weinen näher.

Und wer weiß, ſprach ſie ausweichend, was mein Cappan ...

Paulus, verbeſſerte Praxedis.

... in jungen Tagen für Streiche gemacht. Geſtern Nacht hat mir
geträumt, er habe mich feſt in ſeinen Armen gehalten, da ſei ein
hunniſch Weib gekommen, gelb von Geſicht und ſchwarz von Haar,
und hab' ihn weggeriſſen. Mein gehört er! drohte ſie, und wie ich
ihn nicht laſſen wollte, ward ſie zur Schlange und ringelte ſich feſt
an ihm auf ...

Laß die Schlangen und Hunnenweiber, unterbrach ſie Praxedis;
und mach' dich fertig, ſie kommen ſchon den Berg herauf ... Vergiß
den Rosmarinzweig nicht und das weiße Tuch!

Hell glänzte draußen im Burghof des Cappan weißes Feſtgewand.
Da gab Friderun den trüben Gedanken Valet und ſchritt hinaus; die
Ehrenmägde empfingen ſie im Hof, der Neugetaufte lachte ihr fröh-
lich entgegen, das Glöcklein der Burgcapelle läutete, es ging zur
Hochzeit.203)

Die Trauung war beendet, mit ſtrahlendem Antlitz verließ das
neue Ehepaar die Burg. Friderun's ganze Sippſchaft war er-
ſchienen, ſtämmige Leute, die an Höhe des Wuchſes der Braut nicht
nachſtanden; ſie ſaßen als Maier und Bauern auf den nachbarlichen

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[222/0244] hörnern und Kupferkeſſeln und großen Meermuſcheln eine Höllen- muſik gemacht, wie wenn ein Hagelwetter weg zu drommeten wär'; und wie der Rielaſinger Müller am erſten Tag ſeines Eheſtands vor's Haus trat, ſtand ein Maienbaum gepflanzt, der war kahl und dürr, und ſtatt Blumen hing ein Strohwiſch dran und ein zerlumpt grüngelb Schürzlein. Sei geſcheidt! tröſtete Praxedis. Aber Friderun jammerte weiter: Und wenn ſie mir's machen, wie des Bannförſters Wittib, da ſie den Jägersknaben nahm? Der haben ſie Nachts das Strohdach entzwei geſchnitten oben auf dem Hausfirſt, halb zur Rechten, halb zur Linken iſt's heruntergerollt, der blaue Himmel hat in ihr Hochzeitbett geleuchtet ohne daß ſie wußten warum, und die Krähen ſind ihnen zu Häupten geflogen. ²⁰²⁾ Praxedis lachte. Du wirſt doch ein gut Gewiſſen haben, Fride- run? ſprach ſie bedeutſam. Aber der ſtand das Weinen näher. Und wer weiß, ſprach ſie ausweichend, was mein Cappan ... Paulus, verbeſſerte Praxedis. ... in jungen Tagen für Streiche gemacht. Geſtern Nacht hat mir geträumt, er habe mich feſt in ſeinen Armen gehalten, da ſei ein hunniſch Weib gekommen, gelb von Geſicht und ſchwarz von Haar, und hab' ihn weggeriſſen. Mein gehört er! drohte ſie, und wie ich ihn nicht laſſen wollte, ward ſie zur Schlange und ringelte ſich feſt an ihm auf ... Laß die Schlangen und Hunnenweiber, unterbrach ſie Praxedis; und mach' dich fertig, ſie kommen ſchon den Berg herauf ... Vergiß den Rosmarinzweig nicht und das weiße Tuch! Hell glänzte draußen im Burghof des Cappan weißes Feſtgewand. Da gab Friderun den trüben Gedanken Valet und ſchritt hinaus; die Ehrenmägde empfingen ſie im Hof, der Neugetaufte lachte ihr fröh- lich entgegen, das Glöcklein der Burgcapelle läutete, es ging zur Hochzeit. ²⁰³⁾ Die Trauung war beendet, mit ſtrahlendem Antlitz verließ das neue Ehepaar die Burg. Friderun's ganze Sippſchaft war er- ſchienen, ſtämmige Leute, die an Höhe des Wuchſes der Braut nicht nachſtanden; ſie ſaßen als Maier und Bauern auf den nachbarlichen

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/244>, abgerufen am 05.12.2024.