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Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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niedlich gearbeiteten zarten Blumenkörbchen eine reichliche Hand voll Kirschen dastehen, die erste Frucht des Jahres von den Bäumen; denn die frühste, die Erdbeere, trägt noch die Erde fast unmittelbar. Diese wunderschönen lieblichen Gaben und Werke des Himmels und der Erde waren vergiftet. Er selbst, wußte sie wohl, würde keine davon essen, und sie durfte ihn also nicht warnen. Auf Düvecke aber war die Vergiftung gemünzt; denn die Familie der Torbern war der Meinung, er werde sie heirathen, sie dem König entziehen und mit ihr heimlich irgend wohin gehen -- wo er unbedeutend, ja Nichts war; denn selbst jeder Pfennig gilt nur da am meisten, wo er geschlagen ist, einen Pfennig; und der Schulmeister am meisten da, wo er schlagen darf, in der Schule. Torbern nahm in seiner Weise auch wirklich das kleine Körbchen in Anspruch, und die Schwester schlug es ihm nicht ab -- aus Adelstolz, selber aus Vaterlandsliebe. Denn so lange die Frauen alle, oder nur die Mütter in einem Lande nicht willig sich unterjocht fühlen, so lange bleibt es frei, oder steht wieder auf, und lägen eiserne Balken über das ganze Land. Torbern hätte nun kaum einen Verdacht gefaßt, wenn nicht das Töchterchen der Schwester eine Kirsche naschen wollte. Die Mutter aber hatte es gesehen, war blaß geworden vor Schreck, aber mit größter Fassung hinzugetreten und hatte nur dem Kinde die Unart verwiesen. Sie hatte in der nachwirkenden Rettungsangst das ganze Körbchen zum Fenster hinauswerfen wollen, aber auch das unter-

niedlich gearbeiteten zarten Blumenkörbchen eine reichliche Hand voll Kirschen dastehen, die erste Frucht des Jahres von den Bäumen; denn die frühste, die Erdbeere, trägt noch die Erde fast unmittelbar. Diese wunderschönen lieblichen Gaben und Werke des Himmels und der Erde waren vergiftet. Er selbst, wußte sie wohl, würde keine davon essen, und sie durfte ihn also nicht warnen. Auf Düvecke aber war die Vergiftung gemünzt; denn die Familie der Torbern war der Meinung, er werde sie heirathen, sie dem König entziehen und mit ihr heimlich irgend wohin gehen — wo er unbedeutend, ja Nichts war; denn selbst jeder Pfennig gilt nur da am meisten, wo er geschlagen ist, einen Pfennig; und der Schulmeister am meisten da, wo er schlagen darf, in der Schule. Torbern nahm in seiner Weise auch wirklich das kleine Körbchen in Anspruch, und die Schwester schlug es ihm nicht ab — aus Adelstolz, selber aus Vaterlandsliebe. Denn so lange die Frauen alle, oder nur die Mütter in einem Lande nicht willig sich unterjocht fühlen, so lange bleibt es frei, oder steht wieder auf, und lägen eiserne Balken über das ganze Land. Torbern hätte nun kaum einen Verdacht gefaßt, wenn nicht das Töchterchen der Schwester eine Kirsche naschen wollte. Die Mutter aber hatte es gesehen, war blaß geworden vor Schreck, aber mit größter Fassung hinzugetreten und hatte nur dem Kinde die Unart verwiesen. Sie hatte in der nachwirkenden Rettungsangst das ganze Körbchen zum Fenster hinauswerfen wollen, aber auch das unter-

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Zitationshilfe: Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/98>, abgerufen am 25.11.2024.