Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.heit sagen; was die Kleinen sagen, ist Lüge und bekommt ihnen übel bei ihnen; aber alle Kleinen haben sie darum auch desto lieber. Nun was hat er denn gesagt? frug Isabella. Sie sprechen mir so gewiß mit niederländischem Munde! entgegnete die Dicke. Hat Sie Frau Sigbritte vielleicht mit lassen aus den Niederlanden kommen, als . . . ich weiß freilich nicht als was -- aber Sie wollen mich doch nicht ausfragen? liebes Kind! Ich bin zu dick und schwer zum Strick, und Sie thun mir auch selber zu ängstlich. Nehmen Sie mir es nicht übel! Es steht einmal übel im Lande, und schlechter Anfang nimmt kein gutes Ende! Ich bin die ehrlichste Frau von der Welt, sprach Isabella fast mit Thränen; aber was hat der Faaburg gesagt? Der Torbern wolle seine Düvecke heirathen. Seine? Nun ja, des Königs . . . Düvecke. Der Name klingt besser als ihr Titel beim Volke. Es ist eine Schande! Düvecke? frug Isabella immer bleicher und zitternder, aber sich haltend, so viel als möglich. Wenn sie nur auch an das Fenster käme, da könnten Sie sie sehen! Es ist eins der schönsten niederländischen Mädchen, die ich all mein Lebtage gesehen, das muß wahr sein! sprach die Dicke, aber es bleibt eine Schande! Denn unsere blutjunge Königin soll auch heit sagen; was die Kleinen sagen, ist Lüge und bekommt ihnen übel bei ihnen; aber alle Kleinen haben sie darum auch desto lieber. Nun was hat er denn gesagt? frug Isabella. Sie sprechen mir so gewiß mit niederländischem Munde! entgegnete die Dicke. Hat Sie Frau Sigbritte vielleicht mit lassen aus den Niederlanden kommen, als . . . ich weiß freilich nicht als was — aber Sie wollen mich doch nicht ausfragen? liebes Kind! Ich bin zu dick und schwer zum Strick, und Sie thun mir auch selber zu ängstlich. Nehmen Sie mir es nicht übel! Es steht einmal übel im Lande, und schlechter Anfang nimmt kein gutes Ende! Ich bin die ehrlichste Frau von der Welt, sprach Isabella fast mit Thränen; aber was hat der Faaburg gesagt? Der Torbern wolle seine Düvecke heirathen. Seine? Nun ja, des Königs . . . Düvecke. Der Name klingt besser als ihr Titel beim Volke. Es ist eine Schande! Düvecke? frug Isabella immer bleicher und zitternder, aber sich haltend, so viel als möglich. Wenn sie nur auch an das Fenster käme, da könnten Sie sie sehen! Es ist eins der schönsten niederländischen Mädchen, die ich all mein Lebtage gesehen, das muß wahr sein! sprach die Dicke, aber es bleibt eine Schande! Denn unsere blutjunge Königin soll auch <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <p><pb facs="#f0081"/> heit sagen; was die Kleinen sagen, ist Lüge und bekommt ihnen übel bei ihnen; aber alle Kleinen haben sie darum auch desto lieber.</p><lb/> <p>Nun was hat er denn gesagt? frug Isabella.</p><lb/> <p>Sie sprechen mir so gewiß mit niederländischem Munde! entgegnete die Dicke. Hat Sie Frau Sigbritte vielleicht mit lassen aus den Niederlanden kommen, als . . . ich weiß freilich nicht als was — aber Sie wollen mich doch nicht ausfragen? liebes Kind! Ich bin zu dick und schwer zum Strick, und Sie thun mir auch selber zu ängstlich. Nehmen Sie mir es nicht übel! Es steht einmal übel im Lande, und schlechter Anfang nimmt kein gutes Ende!</p><lb/> <p>Ich bin die ehrlichste Frau von der Welt, sprach Isabella fast mit Thränen; aber was hat der Faaburg gesagt?</p><lb/> <p>Der Torbern wolle seine Düvecke heirathen.</p><lb/> <p>Seine?</p><lb/> <p>Nun ja, des Königs . . . Düvecke. Der Name klingt besser als ihr Titel beim Volke. Es ist eine Schande!</p><lb/> <p>Düvecke? frug Isabella immer bleicher und zitternder, aber sich haltend, so viel als möglich.</p><lb/> <p>Wenn sie nur auch an das Fenster käme, da könnten Sie sie sehen! Es ist eins der schönsten niederländischen Mädchen, die ich all mein Lebtage gesehen, das muß wahr sein! sprach die Dicke, aber es bleibt eine Schande! Denn unsere blutjunge Königin soll auch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0081]
heit sagen; was die Kleinen sagen, ist Lüge und bekommt ihnen übel bei ihnen; aber alle Kleinen haben sie darum auch desto lieber.
Nun was hat er denn gesagt? frug Isabella.
Sie sprechen mir so gewiß mit niederländischem Munde! entgegnete die Dicke. Hat Sie Frau Sigbritte vielleicht mit lassen aus den Niederlanden kommen, als . . . ich weiß freilich nicht als was — aber Sie wollen mich doch nicht ausfragen? liebes Kind! Ich bin zu dick und schwer zum Strick, und Sie thun mir auch selber zu ängstlich. Nehmen Sie mir es nicht übel! Es steht einmal übel im Lande, und schlechter Anfang nimmt kein gutes Ende!
Ich bin die ehrlichste Frau von der Welt, sprach Isabella fast mit Thränen; aber was hat der Faaburg gesagt?
Der Torbern wolle seine Düvecke heirathen.
Seine?
Nun ja, des Königs . . . Düvecke. Der Name klingt besser als ihr Titel beim Volke. Es ist eine Schande!
Düvecke? frug Isabella immer bleicher und zitternder, aber sich haltend, so viel als möglich.
Wenn sie nur auch an das Fenster käme, da könnten Sie sie sehen! Es ist eins der schönsten niederländischen Mädchen, die ich all mein Lebtage gesehen, das muß wahr sein! sprach die Dicke, aber es bleibt eine Schande! Denn unsere blutjunge Königin soll auch
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Zitationshilfe: | Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/81>, abgerufen am 16.08.2024. |