Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.an Faaburg, das sie unter dem Mantel vor sich an der Brust getragen wie ein Windelkind, und das den tödtlichen Stoß aufgefangen hatte. Das Päckchen kann nicht sterben! sprach sie. Wie denn das? frug Faaburg sie fortführend. Man hat mich ermorden wollen. Man? Dich? -- Du hast meinen Mantel und trägst mein Barett -- man hat geglaubt, ich schleiche von dir! Mir hat es gegolten! sprach Faaburg. Vielleicht hat der Herzog den Mörder dir nachgesandt! Du weißt! sprach Düvecke. Aber Faaburg lachte und murmelte dem Probst von Rothschild ein Wort oder einen Namen ins Ohr; er frug aber die über die Unbesonnenheit ihrer Aeußerung erschrockene Düvecke nicht weiter, da sie soeben am Strande von den Matrosen angerufen wurden, welche die Eingestiegenen rasch zu dem Schiffe hinüberruderten, das schon mit aufgezogenen Ankern wie eine Taube in der Hand auf den Wellen zuckte. Jetzt gaben ihm die Matrosen die Flügel, und hinaus in die Nacht segelte es fern und ferner von den Lichtern und den Strahlen aus der Stadt Bergen, bis sie ihnen unterging wie ein dunstiger Stern im Meere. III. Du sollst nicht Abschied nehmen ohne Zeugen. Sie kamen glücklich in Obslo an. Um nicht seine Düvecke jemals dem Herzog Christian zu verrathen, -- an Faaburg, das sie unter dem Mantel vor sich an der Brust getragen wie ein Windelkind, und das den tödtlichen Stoß aufgefangen hatte. Das Päckchen kann nicht sterben! sprach sie. Wie denn das? frug Faaburg sie fortführend. Man hat mich ermorden wollen. Man? Dich? — Du hast meinen Mantel und trägst mein Barett — man hat geglaubt, ich schleiche von dir! Mir hat es gegolten! sprach Faaburg. Vielleicht hat der Herzog den Mörder dir nachgesandt! Du weißt! sprach Düvecke. Aber Faaburg lachte und murmelte dem Probst von Rothschild ein Wort oder einen Namen ins Ohr; er frug aber die über die Unbesonnenheit ihrer Aeußerung erschrockene Düvecke nicht weiter, da sie soeben am Strande von den Matrosen angerufen wurden, welche die Eingestiegenen rasch zu dem Schiffe hinüberruderten, das schon mit aufgezogenen Ankern wie eine Taube in der Hand auf den Wellen zuckte. Jetzt gaben ihm die Matrosen die Flügel, und hinaus in die Nacht segelte es fern und ferner von den Lichtern und den Strahlen aus der Stadt Bergen, bis sie ihnen unterging wie ein dunstiger Stern im Meere. III. Du sollst nicht Abschied nehmen ohne Zeugen. Sie kamen glücklich in Obslo an. Um nicht seine Düvecke jemals dem Herzog Christian zu verrathen, — <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0036"/> an Faaburg, das sie unter dem Mantel vor sich an der Brust getragen wie ein Windelkind, und das den tödtlichen Stoß aufgefangen hatte.</p><lb/> <p>Das Päckchen kann nicht sterben! sprach sie.</p><lb/> <p>Wie denn das? frug Faaburg sie fortführend.</p><lb/> <p>Man hat mich ermorden wollen.</p><lb/> <p>Man? Dich? — Du hast meinen Mantel und trägst mein Barett — man hat geglaubt, ich schleiche von dir! Mir hat es gegolten! sprach Faaburg.</p><lb/> <p>Vielleicht hat der Herzog den Mörder dir nachgesandt! Du weißt! sprach Düvecke.</p><lb/> <p>Aber Faaburg lachte und murmelte dem Probst von Rothschild ein Wort oder einen Namen ins Ohr; er frug aber die über die Unbesonnenheit ihrer Aeußerung erschrockene Düvecke nicht weiter, da sie soeben am Strande von den Matrosen angerufen wurden, welche die Eingestiegenen rasch zu dem Schiffe hinüberruderten, das schon mit aufgezogenen Ankern wie eine Taube in der Hand auf den Wellen zuckte. Jetzt gaben ihm die Matrosen die Flügel, und hinaus in die Nacht segelte es fern und ferner von den Lichtern und den Strahlen aus der Stadt Bergen, bis sie ihnen unterging wie ein dunstiger Stern im Meere.</p><lb/> </div> <div type="chapter" n="3"> <head>III. Du sollst nicht Abschied nehmen ohne Zeugen.</head> <p>Sie kamen glücklich in Obslo an. Um nicht seine Düvecke jemals dem Herzog Christian zu verrathen, —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0036]
an Faaburg, das sie unter dem Mantel vor sich an der Brust getragen wie ein Windelkind, und das den tödtlichen Stoß aufgefangen hatte.
Das Päckchen kann nicht sterben! sprach sie.
Wie denn das? frug Faaburg sie fortführend.
Man hat mich ermorden wollen.
Man? Dich? — Du hast meinen Mantel und trägst mein Barett — man hat geglaubt, ich schleiche von dir! Mir hat es gegolten! sprach Faaburg.
Vielleicht hat der Herzog den Mörder dir nachgesandt! Du weißt! sprach Düvecke.
Aber Faaburg lachte und murmelte dem Probst von Rothschild ein Wort oder einen Namen ins Ohr; er frug aber die über die Unbesonnenheit ihrer Aeußerung erschrockene Düvecke nicht weiter, da sie soeben am Strande von den Matrosen angerufen wurden, welche die Eingestiegenen rasch zu dem Schiffe hinüberruderten, das schon mit aufgezogenen Ankern wie eine Taube in der Hand auf den Wellen zuckte. Jetzt gaben ihm die Matrosen die Flügel, und hinaus in die Nacht segelte es fern und ferner von den Lichtern und den Strahlen aus der Stadt Bergen, bis sie ihnen unterging wie ein dunstiger Stern im Meere.
III. Du sollst nicht Abschied nehmen ohne Zeugen. Sie kamen glücklich in Obslo an. Um nicht seine Düvecke jemals dem Herzog Christian zu verrathen, —
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Zitationshilfe: | Schefer, Leopold: Die Düvecke, oder die Leiden einer Königin. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schefer_duevecke_1910/36>, abgerufen am 16.07.2024. |