wirken, ist nicht sein Verdienst: findet er, daß er, so weit es bey jenem Gesetze und dieser Ge- walt möglich ist, seinen Bruder verfolgen und wehe thun könne, so erinnere er sich, daß er vom Wege der Natur und der Menschheit abgekommen sey, und bald einlenken müsse, um nicht in den Abgrund der Unmenschlichkeit zu stürzen.
Zwey und zwanzigste Unterhaltung. Ueber den Enthusiasmus und Muth.
Wenn die Jdee des Guten und Großen, durch die Phantasie versinnlicht, das Herz einzig für sich gewinnt, und alle Triebe desselben, und alle Kräfte des Menschen zu ihrem Vortheil versamm- let, anfeuert und schärft, so entsteht der Affekt des Enthusiasmus.
Ueber alles, was die Sinnlichkeit reizen und den Eigennutz interessiren kann, sich erhebend, fühlt und denkt und handelt der Mensch im En- thusiasmus nur -- für das Gute, Erhabne und Edle. Gefahren schrecken ihn nicht; Gold und Güter reizen ihn nicht; das Urtheil der Menge macht ihn nicht irre. "Nie kann, sagt der be- geisterte Pindar, das ohnmächtige Gekrächz furcht- samer und neidischer Vögel den kühnen Adler auf- halten, wenn er sich emporschwingt, um in den
ober-
wirken, iſt nicht ſein Verdienſt: findet er, daß er, ſo weit es bey jenem Geſetze und dieſer Ge- walt moͤglich iſt, ſeinen Bruder verfolgen und wehe thun koͤnne, ſo erinnere er ſich, daß er vom Wege der Natur und der Menſchheit abgekommen ſey, und bald einlenken muͤſſe, um nicht in den Abgrund der Unmenſchlichkeit zu ſtuͤrzen.
Zwey und zwanzigſte Unterhaltung. Ueber den Enthuſiasmus und Muth.
Wenn die Jdee des Guten und Großen, durch die Phantaſie verſinnlicht, das Herz einzig fuͤr ſich gewinnt, und alle Triebe deſſelben, und alle Kraͤfte des Menſchen zu ihrem Vortheil verſamm- let, anfeuert und ſchaͤrft, ſo entſteht der Affekt des Enthuſiasmus.
Ueber alles, was die Sinnlichkeit reizen und den Eigennutz intereſſiren kann, ſich erhebend, fuͤhlt und denkt und handelt der Menſch im En- thuſiasmus nur — fuͤr das Gute, Erhabne und Edle. Gefahren ſchrecken ihn nicht; Gold und Guͤter reizen ihn nicht; das Urtheil der Menge macht ihn nicht irre. „Nie kann, ſagt der be- geiſterte Pindar, das ohnmaͤchtige Gekraͤchz furcht- ſamer und neidiſcher Voͤgel den kuͤhnen Adler auf- halten, wenn er ſich emporſchwingt, um in den
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wirken, iſt nicht ſein Verdienſt: findet er, daß
er, ſo weit es bey jenem Geſetze und dieſer Ge-
walt moͤglich iſt, ſeinen Bruder verfolgen und
wehe thun koͤnne, ſo erinnere er ſich, daß er vom
Wege der Natur und der Menſchheit abgekommen
ſey, und bald einlenken muͤſſe, um nicht in den
Abgrund der Unmenſchlichkeit zu ſtuͤrzen.
Zwey und zwanzigſte Unterhaltung.
Ueber den
Enthuſiasmus und Muth.
Wenn die Jdee des Guten und Großen, durch
die Phantaſie verſinnlicht, das Herz einzig fuͤr
ſich gewinnt, und alle Triebe deſſelben, und alle
Kraͤfte des Menſchen zu ihrem Vortheil verſamm-
let, anfeuert und ſchaͤrft, ſo entſteht der Affekt
des Enthuſiasmus.
Ueber alles, was die Sinnlichkeit reizen und
den Eigennutz intereſſiren kann, ſich erhebend,
fuͤhlt und denkt und handelt der Menſch im En-
thuſiasmus nur — fuͤr das Gute, Erhabne und
Edle. Gefahren ſchrecken ihn nicht; Gold und
Guͤter reizen ihn nicht; das Urtheil der Menge
macht ihn nicht irre. „Nie kann, ſagt der be-
geiſterte Pindar, das ohnmaͤchtige Gekraͤchz furcht-
ſamer und neidiſcher Voͤgel den kuͤhnen Adler auf-
halten, wenn er ſich emporſchwingt, um in den
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/289>, abgerufen am 23.11.2024.
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