Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.lichkeiten des Herzens zur Liebe ein; denn, wo nur Der Singulaire, Eigensinnige, Selbstische Aber achtest du die Menschheit, und nicht Wenn man die verschiedenen Arten der Liebe, Verzeihung, meine Leserinnen! daß ich der nicht Mm 2
lichkeiten des Herzens zur Liebe ein; denn, wo nur Der Singulaire, Eigenſinnige, Selbſtiſche Aber achteſt du die Menſchheit, und nicht Wenn man die verſchiedenen Arten der Liebe, Verzeihung, meine Leſerinnen! daß ich der nicht Mm 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0263" n="547"/> lichkeiten des Herzens zur Liebe ein; denn, wo nur<lb/> ein <hi rendition="#b">Herz</hi> iſt, da wird leicht die ganze <hi rendition="#b">Seele</hi>,<lb/> der ganze Menſch Eins.</p><lb/> <p>Der Singulaire, Eigenſinnige, Selbſtiſche<lb/> muß des Gluͤcks der Liebe entbehren, kann wenig-<lb/> ſtens von ihren Freuden nur ſehr wenig genießen:<lb/> denn ſeine Denkungsart, ſeine Neigungen, ſeine<lb/> Launen treffen nicht leicht einen, der zu ihnen<lb/> ſtimmte.</p><lb/> <p>Aber achteſt du die Menſchheit, und nicht<lb/> blos deinen Menſchen, biſt du genuͤgſam und zu-<lb/> frieden — o dann rechne ſicher auf den Lohn der<lb/> Liebe. Seyd ſanftmuͤthig und von Herzen demuͤ-<lb/> thig, ſagt der große Lehrer der Chriſten, ſo wer-<lb/> det ihr Ruhe finden fuͤr eure Seelen — in der<lb/> Liebe eurer Bruͤder und Gottes.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Wenn man die verſchiedenen Arten der Liebe,<lb/> mit welcher ſich Menſchen lieben koͤnnen, mit ein-<lb/> ander vergleicht, ſo ſcheint <hi rendition="#b">Liebe im engſten<lb/> Sinn</hi>, oder Liebe der Sinnlichkeit und Phanta-<lb/> ſie, wie die gegen das entgegengeſetzte Geſchlecht<lb/> iſt, die <hi rendition="#b">ſtaͤrkſte</hi>; Liebe des Herzens und des Ver-<lb/> ſtandes, oder <hi rendition="#b">Freundſchaft</hi> die <hi rendition="#b">edelſte</hi> zu ſeyn.</p><lb/> <p>Verzeihung, meine Leſerinnen! daß ich der<lb/> Freundſchaft ein Praͤdikat gebe, welches ich der<lb/> Liebe, wie ich ſie hier verſtehe, zu geben, mir<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Mm 2</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [547/0263]
lichkeiten des Herzens zur Liebe ein; denn, wo nur
ein Herz iſt, da wird leicht die ganze Seele,
der ganze Menſch Eins.
Der Singulaire, Eigenſinnige, Selbſtiſche
muß des Gluͤcks der Liebe entbehren, kann wenig-
ſtens von ihren Freuden nur ſehr wenig genießen:
denn ſeine Denkungsart, ſeine Neigungen, ſeine
Launen treffen nicht leicht einen, der zu ihnen
ſtimmte.
Aber achteſt du die Menſchheit, und nicht
blos deinen Menſchen, biſt du genuͤgſam und zu-
frieden — o dann rechne ſicher auf den Lohn der
Liebe. Seyd ſanftmuͤthig und von Herzen demuͤ-
thig, ſagt der große Lehrer der Chriſten, ſo wer-
det ihr Ruhe finden fuͤr eure Seelen — in der
Liebe eurer Bruͤder und Gottes.
Wenn man die verſchiedenen Arten der Liebe,
mit welcher ſich Menſchen lieben koͤnnen, mit ein-
ander vergleicht, ſo ſcheint Liebe im engſten
Sinn, oder Liebe der Sinnlichkeit und Phanta-
ſie, wie die gegen das entgegengeſetzte Geſchlecht
iſt, die ſtaͤrkſte; Liebe des Herzens und des Ver-
ſtandes, oder Freundſchaft die edelſte zu ſeyn.
Verzeihung, meine Leſerinnen! daß ich der
Freundſchaft ein Praͤdikat gebe, welches ich der
Liebe, wie ich ſie hier verſtehe, zu geben, mir
nicht
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