Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

hen, um sich daselbst eine Buße auflegen und los-
sprechen zu lassen*).

Gottlob die Zeiten des Aberglaubens, wo
die Geistlichkeit göttliche Auctorität hatte, und
göttliche Gewalt haben wollte, und öfters auch
besaß, sind vorbey. -- Die Beyspiele zum
geistlichen Stolze sind seltner, wenigstens minder
auffallend und wirksam geworden. Findet sich
gleich hie und da noch wohl ein Superintendent
oder Pastor, der vom geistlichen Stolze besessen
ist; so darf er doch nicht laut werden, sondern
muß in der Stille und den Kreisen herumschlei-
chen, in welche das Licht der Wahrheit noch nicht
eingedrungen ist.

Dreyzehnte Unterhaltung.
Ueber die
Verschiedenheiten des Stolzes
in Rücksicht
seiner Aeußerungen.

Alle Stolzen haben die Meynung von ihrem
selbsteignen Werth und der Wichtigkeit ihrer Per-
son miteinander gemein: in der Art indeß, wie

sie
*) Millots Universalhistorie. Deutsch. Uebers. mit
Zusätzen von Christiani. Theil 6. S. 242.

hen, um ſich daſelbſt eine Buße auflegen und los-
ſprechen zu laſſen*).

Gottlob die Zeiten des Aberglaubens, wo
die Geiſtlichkeit goͤttliche Auctoritaͤt hatte, und
goͤttliche Gewalt haben wollte, und oͤfters auch
beſaß, ſind vorbey. — Die Beyſpiele zum
geiſtlichen Stolze ſind ſeltner, wenigſtens minder
auffallend und wirkſam geworden. Findet ſich
gleich hie und da noch wohl ein Superintendent
oder Paſtor, der vom geiſtlichen Stolze beſeſſen
iſt; ſo darf er doch nicht laut werden, ſondern
muß in der Stille und den Kreiſen herumſchlei-
chen, in welche das Licht der Wahrheit noch nicht
eingedrungen iſt.

Dreyzehnte Unterhaltung.
Ueber die
Verſchiedenheiten des Stolzes
in Ruͤckſicht
ſeiner Aeußerungen.

Alle Stolzen haben die Meynung von ihrem
ſelbſteignen Werth und der Wichtigkeit ihrer Per-
ſon miteinander gemein: in der Art indeß, wie

ſie
*) Millots Univerſalhiſtorie. Deutſch. Ueberſ. mit
Zuſaͤtzen von Chriſtiani. Theil 6. S. 242.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0164" n="448"/>
hen, um &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t eine Buße auflegen und los-<lb/>
&#x017F;prechen zu la&#x017F;&#x017F;en<note place="foot" n="*)">Millots Univer&#x017F;alhi&#x017F;torie. Deut&#x017F;ch. Ueber&#x017F;. mit<lb/>
Zu&#x017F;a&#x0364;tzen von Chri&#x017F;tiani. Theil 6. S. 242.</note>.</p><lb/>
        <p>Gottlob die Zeiten des Aberglaubens, wo<lb/>
die Gei&#x017F;tlichkeit go&#x0364;ttliche Auctorita&#x0364;t hatte, und<lb/>
go&#x0364;ttliche Gewalt haben wollte, und o&#x0364;fters auch<lb/>
be&#x017F;aß, &#x017F;ind vorbey. &#x2014; Die Bey&#x017F;piele zum<lb/>
gei&#x017F;tlichen Stolze &#x017F;ind &#x017F;eltner, wenig&#x017F;tens minder<lb/>
auffallend und wirk&#x017F;am geworden. Findet &#x017F;ich<lb/>
gleich hie und da noch wohl ein Superintendent<lb/>
oder Pa&#x017F;tor, der vom gei&#x017F;tlichen Stolze be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t; &#x017F;o darf er doch nicht laut werden, &#x017F;ondern<lb/>
muß in der Stille und den Krei&#x017F;en herum&#x017F;chlei-<lb/>
chen, in welche das Licht der Wahrheit noch nicht<lb/>
eingedrungen i&#x017F;t.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>Dreyzehnte Unterhaltung.<lb/>
Ueber die<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#b">Ver&#x017F;chiedenheiten des Stolzes</hi></hi><lb/>
in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht<lb/>
&#x017F;einer Aeußerungen.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>lle Stolzen haben die Meynung von ihrem<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;teignen Werth und der Wichtigkeit ihrer Per-<lb/>
&#x017F;on miteinander gemein: in der Art indeß, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[448/0164] hen, um ſich daſelbſt eine Buße auflegen und los- ſprechen zu laſſen *). Gottlob die Zeiten des Aberglaubens, wo die Geiſtlichkeit goͤttliche Auctoritaͤt hatte, und goͤttliche Gewalt haben wollte, und oͤfters auch beſaß, ſind vorbey. — Die Beyſpiele zum geiſtlichen Stolze ſind ſeltner, wenigſtens minder auffallend und wirkſam geworden. Findet ſich gleich hie und da noch wohl ein Superintendent oder Paſtor, der vom geiſtlichen Stolze beſeſſen iſt; ſo darf er doch nicht laut werden, ſondern muß in der Stille und den Kreiſen herumſchlei- chen, in welche das Licht der Wahrheit noch nicht eingedrungen iſt. Dreyzehnte Unterhaltung. Ueber die Verſchiedenheiten des Stolzes in Ruͤckſicht ſeiner Aeußerungen. Alle Stolzen haben die Meynung von ihrem ſelbſteignen Werth und der Wichtigkeit ihrer Per- ſon miteinander gemein: in der Art indeß, wie ſie *) Millots Univerſalhiſtorie. Deutſch. Ueberſ. mit Zuſaͤtzen von Chriſtiani. Theil 6. S. 242.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/164
Zitationshilfe: Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/164>, abgerufen am 22.11.2024.