Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791.achtet gegen sie alles Uebrige, was Werth und von Der dritte M. Insignissime Domine Rex. Nolumus ostium fieri, nam sic nunquam habe- bimus ostium: sed volumus ostium in facto esse. Der König wurde endlich des Streits dieser Pe- danten müde, und sagte: Egregii Magistri! discedite et inter vos con- cordate, et tum demum habebitis ostium. *) Eben solcher Pedant war der französische Dichter
Santeuil. Am Thore des Arsenals zu Paris ste- hen auf einer schwarzen Marmortafel die beyden Verse: Aetna haec Henrico Vulcania tela ministrat, Santeuil sagte: " J'aurois voulau les avoirJch wollte diese Verse wä- ren von mir, so wollte ich mich gern henken lassen. achtet gegen ſie alles Uebrige, was Werth und von Der dritte M. Inſigniſſime Domine Rex. Nolumus oſtium fieri, nam ſic nunquam habe- bimus oſtium: ſed volumus oſtium in facto eſſe. Der Koͤnig wurde endlich des Streits dieſer Pe- danten muͤde, und ſagte: Egregii Magiſtri! diſcedite et inter vos con- cordate, et tum demum habebitis oſtium. *) Eben ſolcher Pedant war der franzoͤſiſche Dichter
Santeuil. Am Thore des Arſenals zu Paris ſte- hen auf einer ſchwarzen Marmortafel die beyden Verſe: Aetna haec Henrico Vulcania tela miniſtrat, Santeuil ſagte: „ J'aurois voulû les avoirJch wollte dieſe Verſe waͤ- ren von mir, ſo wollte ich mich gern henken laſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0132" n="416"/> achtet gegen ſie alles Uebrige, was Werth und<lb/> Vorzuͤge hat, als unnuͤtz und der Aufmerkſamkeit<lb/> unwerth. <hi rendition="#aq">Sic non itur ad aſtra</hi> (ſo hebt man<lb/> ſich nicht zu den Geſtirnen), ſagte ein pedanti-<lb/> ſcher Philolog, als er eine philoſophiſche Schrift<lb/> im Buchladen erblickte<note place="foot" n="*)"><p>Eben ſolcher Pedant war der franzoͤſiſche Dichter<lb/><hi rendition="#fr">Santeuil</hi>. Am Thore des Arſenals zu Paris ſte-<lb/> hen auf einer ſchwarzen Marmortafel die beyden<lb/> Verſe:</p><lb/><cit><quote><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Aetna haec Henrico Vulcania tela miniſtrat,<lb/> Telo giganteos debellatura furores.</hi></hi></quote></cit><lb/><p>Santeuil ſagte: „<cit><quote><hi rendition="#aq">J'aurois voulû les avoir<lb/> faits et être pendu</hi>.</quote></cit> Jch wollte dieſe Verſe waͤ-<lb/> ren von mir, ſo wollte ich mich gern henken laſſen.</p></note>. Will man ſich Raths<lb/> bey ihm erholen, ſo koͤmmt er mit ſinnloſen Di-<lb/> ſtinctionen und Nebendingen an, und beruͤhrt die<lb/> Hauptſache gar nicht. Wenn er jemand fragt,<lb/> (nicht um ſich zu unterrichten, ſondern nur um<lb/> den andern zu pruͤfen,) und dieſer antwortet ver-<lb/> nuͤnftig, ſo zuckt er die Achſeln, und laͤchelt, weil<lb/> er die Sprache der Vernunft nicht verſteht. Jhn<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_13_2" prev="#seg2pn_13_1" place="foot" n="*)"><floatingText><body><div type="scene"><sp><speaker>Der dritte M.</speaker><p><hi rendition="#aq">Inſigniſſime Domine Rex.<lb/> Nolumus oſtium <hi rendition="#i">fieri</hi>, nam ſic nunquam habe-<lb/> bimus oſtium: ſed volumus oſtium <hi rendition="#i">in facto eſſe</hi>.</hi></p><lb/><stage>Der Koͤnig wurde endlich des Streits dieſer Pe-<lb/> danten muͤde, und ſagte:</stage><lb/><p><hi rendition="#aq">Egregii Magiſtri! diſcedite et inter vos con-<lb/> cordate, et tum demum habebitis oſtium.</hi></p></sp></div></body></floatingText></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [416/0132]
achtet gegen ſie alles Uebrige, was Werth und
Vorzuͤge hat, als unnuͤtz und der Aufmerkſamkeit
unwerth. Sic non itur ad aſtra (ſo hebt man
ſich nicht zu den Geſtirnen), ſagte ein pedanti-
ſcher Philolog, als er eine philoſophiſche Schrift
im Buchladen erblickte *). Will man ſich Raths
bey ihm erholen, ſo koͤmmt er mit ſinnloſen Di-
ſtinctionen und Nebendingen an, und beruͤhrt die
Hauptſache gar nicht. Wenn er jemand fragt,
(nicht um ſich zu unterrichten, ſondern nur um
den andern zu pruͤfen,) und dieſer antwortet ver-
nuͤnftig, ſo zuckt er die Achſeln, und laͤchelt, weil
er die Sprache der Vernunft nicht verſteht. Jhn
von
*)
*) Eben ſolcher Pedant war der franzoͤſiſche Dichter
Santeuil. Am Thore des Arſenals zu Paris ſte-
hen auf einer ſchwarzen Marmortafel die beyden
Verſe:
Aetna haec Henrico Vulcania tela miniſtrat,
Telo giganteos debellatura furores.
Santeuil ſagte: „J'aurois voulû les avoir
faits et être pendu. Jch wollte dieſe Verſe waͤ-
ren von mir, ſo wollte ich mich gern henken laſſen.
*)
Der dritte M. Inſigniſſime Domine Rex.
Nolumus oſtium fieri, nam ſic nunquam habe-
bimus oſtium: ſed volumus oſtium in facto eſſe.
Der Koͤnig wurde endlich des Streits dieſer Pe-
danten muͤde, und ſagte:
Egregii Magiſtri! diſcedite et inter vos con-
cordate, et tum demum habebitis oſtium.
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Zitationshilfe: | Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/132>, abgerufen am 16.02.2025. |