ter, als der Ehrliebende, seine Pflicht, sei- ner Ehre opfern, weil die lebhaftere Begierde ihn verblenden und irre führen kann. Er ist nicht so mittheilsam, als jener, kann seinen Nebenbuhler heimlich beneiden, und wenn irgend einmal seine Ehrbegierde stark auflodert, auch wohl durch an- dre Mittel, als sein Verdienst, über ihn zu sie- gen suchen. Er geräth über verunglückte Plane und entrißne Lorbeeren in Wuth, und spannt sei- ne Kräfte bis zum Zerreißen an, den Verlust zu ersetzen. Ruhe wird ihm niemals zu Theil, denn die Begierde ist nimmer zufrieden.
Stärker noch als in der Ehrbegierde ist das Leidenschaftliche in der Ehrsucht. Ein ängstli- ches, zitterndes Verlangen nach Ehre, verbun- den mit dem unangenehmen Gedanken, nie genug zu erlangen, eine stete, quälende Unruhe, Un- zufriedenheit und Mißmuth sind ihre Symptomen. Der Ehrsüchtige hat nur den Einen Gedanken an Ehre; auf sie wird alles bezogen, ihr alles untergeordnet. Er hat kein Gefühl, als für sie allein und der Triebfeder, welcher seine Ehrsucht ihre Schnellkraft mittheilt, muß alles weichen. Vernunft vermag nichts gegen dieselbe, denn sie mag von dem Unterschied wahrer und falscher Ehre nichts wissen.
Ehrsucht ist der Hauptzug in dem Charakter Mirabeaus, nach der Schilderung, die Herr
Schulz
Bb 3
ter, als der Ehrliebende, ſeine Pflicht, ſei- ner Ehre opfern, weil die lebhaftere Begierde ihn verblenden und irre fuͤhren kann. Er iſt nicht ſo mittheilſam, als jener, kann ſeinen Nebenbuhler heimlich beneiden, und wenn irgend einmal ſeine Ehrbegierde ſtark auflodert, auch wohl durch an- dre Mittel, als ſein Verdienſt, uͤber ihn zu ſie- gen ſuchen. Er geraͤth uͤber verungluͤckte Plane und entrißne Lorbeeren in Wuth, und ſpannt ſei- ne Kraͤfte bis zum Zerreißen an, den Verluſt zu erſetzen. Ruhe wird ihm niemals zu Theil, denn die Begierde iſt nimmer zufrieden.
Staͤrker noch als in der Ehrbegierde iſt das Leidenſchaftliche in der Ehrſucht. Ein aͤngſtli- ches, zitterndes Verlangen nach Ehre, verbun- den mit dem unangenehmen Gedanken, nie genug zu erlangen, eine ſtete, quaͤlende Unruhe, Un- zufriedenheit und Mißmuth ſind ihre Symptomen. Der Ehrſuͤchtige hat nur den Einen Gedanken an Ehre; auf ſie wird alles bezogen, ihr alles untergeordnet. Er hat kein Gefuͤhl, als fuͤr ſie allein und der Triebfeder, welcher ſeine Ehrſucht ihre Schnellkraft mittheilt, muß alles weichen. Vernunft vermag nichts gegen dieſelbe, denn ſie mag von dem Unterſchied wahrer und falſcher Ehre nichts wiſſen.
Ehrſucht iſt der Hauptzug in dem Charakter Mirabeaus, nach der Schilderung, die Herr
Schulz
Bb 3
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ter, als der Ehrliebende, ſeine Pflicht, ſei-
ner Ehre opfern, weil die lebhaftere Begierde ihn
verblenden und irre fuͤhren kann. Er iſt nicht ſo
mittheilſam, als jener, kann ſeinen Nebenbuhler
heimlich beneiden, und wenn irgend einmal ſeine
Ehrbegierde ſtark auflodert, auch wohl durch an-
dre Mittel, als ſein Verdienſt, uͤber ihn zu ſie-
gen ſuchen. Er geraͤth uͤber verungluͤckte Plane
und entrißne Lorbeeren in Wuth, und ſpannt ſei-
ne Kraͤfte bis zum Zerreißen an, den Verluſt zu
erſetzen. Ruhe wird ihm niemals zu Theil, denn
die Begierde iſt nimmer zufrieden.
Staͤrker noch als in der Ehrbegierde iſt das
Leidenſchaftliche in der Ehrſucht. Ein aͤngſtli-
ches, zitterndes Verlangen nach Ehre, verbun-
den mit dem unangenehmen Gedanken, nie genug
zu erlangen, eine ſtete, quaͤlende Unruhe, Un-
zufriedenheit und Mißmuth ſind ihre Symptomen.
Der Ehrſuͤchtige hat nur den Einen Gedanken
an Ehre; auf ſie wird alles bezogen, ihr alles
untergeordnet. Er hat kein Gefuͤhl, als fuͤr ſie
allein und der Triebfeder, welcher ſeine Ehrſucht
ihre Schnellkraft mittheilt, muß alles weichen.
Vernunft vermag nichts gegen dieſelbe, denn ſie
mag von dem Unterſchied wahrer und falſcher Ehre
nichts wiſſen.
Ehrſucht iſt der Hauptzug in dem Charakter
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 2. Halle, 1791, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche02_1791/105>, abgerufen am 23.11.2024.
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