Boden konnten die unsterblichen Werke griechischer Künste gedeihen. --
Aber nicht auf die Kälte oder Hitze in einem Lande allein kommt es bey der Einwirkung des Klima auf die Einbildungskraft an. Auch die Beschaffenheit des Bodens, die allgemeinsten Nahrungsmittel, die Luft besonders müssen mit in Erwägung gezogen werden, wenn man die verschiedne Beschaffenheit der Einbildungskraft bey Völkern, die gleich weit vom Aequator wohnen, erklären will. Ueberhaupt aber muß man sich hüten, aus dem Klima oder jeder andern einzelnen Ursache zu viel erklären zu wollen: da so viele andre Ursachen, die Wirkungen der einen fast ganz zernichten können. Jch bin daher auch bey der Aufzählung der einzelnen auf die Phantasie wirkenden Dinge nur kurz; weil es mir unmög- lich scheint, genau anzugeben, wie viel dies oder jenes zur Modifikation des Menschen beytrage; da uns keiner gegeben werden kann, auf welchen nur eine der möglichen Ursachen allein gewirkt hätte.
Wie die Seele empfinden und was sie für Vorstellungen haben soll, hängt großentheils auch von dem Körper und den körperlichen Organen ab, aus welchen die Seele die Empfindungen aufnimmt: denn die Freundschaft, sagt Saladin so schön im Mönch von Libanon,
Die
Boden konnten die unſterblichen Werke griechiſcher Kuͤnſte gedeihen. —
Aber nicht auf die Kaͤlte oder Hitze in einem Lande allein kommt es bey der Einwirkung des Klima auf die Einbildungskraft an. Auch die Beſchaffenheit des Bodens, die allgemeinſten Nahrungsmittel, die Luft beſonders muͤſſen mit in Erwaͤgung gezogen werden, wenn man die verſchiedne Beſchaffenheit der Einbildungskraft bey Voͤlkern, die gleich weit vom Aequator wohnen, erklaͤren will. Ueberhaupt aber muß man ſich huͤten, aus dem Klima oder jeder andern einzelnen Urſache zu viel erklaͤren zu wollen: da ſo viele andre Urſachen, die Wirkungen der einen faſt ganz zernichten koͤnnen. Jch bin daher auch bey der Aufzaͤhlung der einzelnen auf die Phantaſie wirkenden Dinge nur kurz; weil es mir unmoͤg- lich ſcheint, genau anzugeben, wie viel dies oder jenes zur Modifikation des Menſchen beytrage; da uns keiner gegeben werden kann, auf welchen nur eine der moͤglichen Urſachen allein gewirkt haͤtte.
Wie die Seele empfinden und was ſie fuͤr Vorſtellungen haben ſoll, haͤngt großentheils auch von dem Koͤrper und den koͤrperlichen Organen ab, aus welchen die Seele die Empfindungen aufnimmt: denn die Freundſchaft, ſagt Saladin ſo ſchoͤn im Moͤnch von Libanon,
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Boden konnten die unſterblichen Werke griechiſcher
Kuͤnſte gedeihen. —
Aber nicht auf die Kaͤlte oder Hitze in einem
Lande allein kommt es bey der Einwirkung des
Klima auf die Einbildungskraft an. Auch die
Beſchaffenheit des Bodens, die allgemeinſten
Nahrungsmittel, die Luft beſonders muͤſſen mit
in Erwaͤgung gezogen werden, wenn man die
verſchiedne Beſchaffenheit der Einbildungskraft
bey Voͤlkern, die gleich weit vom Aequator wohnen,
erklaͤren will. Ueberhaupt aber muß man ſich
huͤten, aus dem Klima oder jeder andern einzelnen
Urſache zu viel erklaͤren zu wollen: da ſo viele
andre Urſachen, die Wirkungen der einen faſt
ganz zernichten koͤnnen. Jch bin daher auch bey
der Aufzaͤhlung der einzelnen auf die Phantaſie
wirkenden Dinge nur kurz; weil es mir unmoͤg-
lich ſcheint, genau anzugeben, wie viel dies oder
jenes zur Modifikation des Menſchen beytrage;
da uns keiner gegeben werden kann, auf welchen
nur eine der moͤglichen Urſachen allein gewirkt
haͤtte.
Wie die Seele empfinden und was ſie fuͤr
Vorſtellungen haben ſoll, haͤngt großentheils auch
von dem Koͤrper und den koͤrperlichen Organen
ab, aus welchen die Seele die Empfindungen
aufnimmt: denn die Freundſchaft, ſagt Saladin
ſo ſchoͤn im Moͤnch von Libanon,
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Schaumann, Johann Christian Gottlieb: Psyche oder Unterhaltungen über die Seele. Bd. 1. Halle, 1791, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schaumann_psyche01_1791/78>, abgerufen am 25.11.2024.
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